Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
danke.«
II
Kondenswasser rann über das Fenster zum vermüllten Garten. Das Gras stand kniehoch, hatte beinahe schon die rostige Waschmaschine überwuchert und wuchs um den Baumstamm in der hintersten Ecke besonders dicht.
Das Geplauder aus dem Radio und das Zischen der Bratpfanne übertönten die beiden Jungen am Tisch. BC brach sein Fasten und Pete aß eine zweite Schüssel Cornflakes, um ihm Gesellschaft zu leisten. Caroline saß ihnen gegenüber, beachtete niemanden und las in einer Frisurenzeitschrift. Der Tisch, an dem einst sieben Personen gegessen hatten, war nun für fünf Personen gedeckt. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie jemals alle hier reingepasst hatten.
Trisha schlug drei Eier in die Pfanne. »War das der Junge, der andauernd hier angerufen hat?«
»Ja. Terry. Du hast ihn einmal gesehen. Kannst du dich erinnern, einmal kam er mit dem Transporter von einem Freund und hat meinen alten Schreibtisch aus der Garage abgeholt. Dunkle Haare, ein bisschen zu dick.«
Trisha sprach bewusst leise weiter, damit die Jungen sie nicht hörten. »Und was hat dir der Junge bedeutet?«
»War nur ein Freund.«
»Warum hat er dann andauernd angerufen?«
»Weiß nicht. Na ja, er war im Ausland gewesen und als er zurückkam, hatte er nicht mehr viele Freunde. Vielleicht war er einsam.«
Trisha rüttelte energisch an der Pfanne. »Warum haben die dich dann gebeten, die Leiche zu identifizieren?«
Paddy zuckte die Schultern, versuchte gelassen zu wirken, doch ihre Schulter verkrampfte und verriet sie. »Ich habe ihn einfach sehr lange gekannt. Wir haben zur selben Zeit bei der Zeitung angefangen.«
Hinter ihnen zankten sich die Jungs um das Spielzeug in der Cornflakesschachtel. Ohne hinzusehen, rief Trisha über die Schulter: »BC ist dran, mein Lieber. Du hast es das letzte Mal bekommen.«
»Aber das hier will ich lieber haben.« Pete verschränkte entschlossen die Arme und setzte einen finsteren Blick auf, wie ein kleiner Despot, der seinen nächsten Schachzug plant. »Ich mag Dinosaurier und er nicht.«
BC fuchtelte mit dem billigen Spielzeug vor Petes Nase herum, ärgerte ihn damit. Paddy und Trisha verdrehten die Augen und wandten sich wieder der Pfanne zu.
»Gib es ihm«, befahl Caroline ihrem Sohn und stellte sich, wie so oft, allzu rasch gegen ihn.
»Jeder ist mal dran«, sagte Trisha. »Sonst behalte ich es selbst.«
Mit dem hölzernen Pfannenheber träufelte Trisha heißes Fett über die Eier und senkte die Stimme wieder. »Ich meine, er hatte doch bestimmt noch Familienangehörige.«
»Terry hatte niemanden mehr«, sagte Paddy und fügte erklärend hinzu: »Er war Protestant.«
Trisha grinste. In Irland erzählte man sich Witze über Nicht-Katholiken, die Trishas Vorurteilen entsprachen und davon handelten, dass sich Protestanten nicht wie Karnickel vermehrten und auch nicht in Großfamilien auf engstem Raum zusammenwohnten.
»Du hältst mich wohl für total von gestern?«
»Ma, für mich bist du der Inbegriff von Klasse. Weißt du noch, wie du das Schwein in den Frack gesteckt hast?«
Trisha lächelte in die Pfanne, nahm sich zusammen und sah Paddy vorwurfsvoll an. Sie hatte sich dem Witwendasein mit bitterer Entschlossenheit ergeben und neigte jetzt dazu, sofort den Kopf zu schütteln, sobald etwas auch nur annähernd Spaß machen oder für Ausgelassenheit sorgen könnte. Ohne den Zynismus ihres Mannes war sie noch frommer geworden und seitdem Mary Ann ihr Gelübde abgelegt hatte, wollte sie kein Wort mehr gegen die Kirche hören. Dadurch war eine Kluft zwischen ihnen entstanden.
Die Eier waren fertig, die Kartoffelplätzchen und der Schinkenspeck braun gebraten. Paddy nahm die Teller, wärmte sie mit heißem Wasser, trocknete sie anschließend mit einem Küchenhandtuch und hielt sie ihrer Mutter hin.
»Terry hat mich in seinem Pass als nächste Angehörige eintragen lassen. Deshalb sind sie zu mir gekommen.«
»Hat die Polizei gesagt, dass es die Provos waren?«
»Ja. ›Alle Kennzeichen‹ haben sie gesagt.«
»Gott steh uns bei«, murmelte Trisha, ihre Stimme war jetzt kaum mehr als ein Atemhauch, den sie vor den Jungen verbergen wollte. »Gott steh uns bei, wenn das wahr ist.«
Ängstlich blickte sie zum Tisch und sah Pete an. »Vielleicht solltest du dir überlegen, ihm den Namen seines Vaters zu geben«, sagte sie, da sie immer noch glaubte, junge Katholiken könnten allein wegen ihres irisch klingenden Namens verhaftet werden.
»Ich glaube, nicht mal die Polizei nimmt
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