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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Fünfjährige ins Visier, Ma. Terry war bloß ein Freund.«
    Trisha sah sie nicht an, als sie das Frühstück auf die Teller verteilte, die Pfanne wieder auf den Herd stellte und die Zähne zusammenbiss, um sich zum Schweigen zu zwingen.
    »Ehrlich.«
    Sie standen steif da, Trisha sah auf die Teller in Paddys Hand, und Paddy sah auf ihre Mutter herab. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte Paddy ihr geradeaus in die Augen gesehen, aber Trisha schrumpfte. Jetzt konnte sie ihren Kopf von oben sehen, die grauen Wurzeln ihrer bratensoßenbraunen Haare und die einzelnen Härchen, die sich selbstständig gemacht hatten und sich der Elizabeth-Taylor-Frisur nicht fügen wollten, die sie sich jeden Montag bei Mrs. Tolliver zu Hause legen ließ.
    Trish sah sie nicht direkt an, denn sie vermutete, dass Paddy mit Terry geschlafen hatte. Seit Petes Geburt verdächtigte ihre Mutter Paddy mit jedem Mann geschlafen zu haben, den sie erwähnte, und ihre Missbilligung war nicht nur auf die unterschiedlichen Wertvorstellungen zweier Generationen zurückzuführen: Sie glaubte vielmehr, Paddy käme aufgrund ihrer Sünden in die Hölle und der Rest der Familie müsste die Ewigkeit im Himmel damit verbringen, einen leeren Stuhl anzustarren. Es sei denn, man teilte ihr häufig genug mit, dass man ihr Tun nicht guthieß und ablehnte.
    Paddy hatte es zwar im Vergleich zu ihrer Mutter wild getrieben, aber so wild auch wieder nicht. Trotzdem stritt sie inzwischen fast schon reflexhaft alles ab.
    Die Jungs zankten wieder, diesmal darüber, wer die Cornflakespackung lesen durfte.
    BC lachte freudlos. »Du kannst doch noch gar nicht lesen.«
    »Kann ich wohl.«
    »Kannst du gar nicht. Na los, dann lies es mir vor.«
    »Mach ich auch!«
    »Na dann los, lies, wenn du kannst.«
    Ohne aufzusehen, sagte Caroline BC, er solle still sein.
    Trisha nickte mit dem Kopf Richtung Tisch, bedeutete Paddy damit, dass sie die Teller hinstellen solle, dann wandte sie sich zum Tisch, ohne sie anzusehen. Sie schenkte zwei Tassen Tee aus der Edelstahlkanne ein und stellte Paddy eine davon hin.
    Die Streiterei zwischen den Jungs drohte zu eskalieren. BC las umständlich, was hinten auf der Cornflakespackung stand, und rieb sich, ein müdes Lächeln im speckigen Gesicht, den Plastikdinosaurier an der Wange – gerade genug, um Pete zu ärgern, aber nicht genug, um deshalb Ärger zu bekommen. Zufrieden seufzte er, als wollte er sagen, dass er nun alles besaß, wovon er je geträumt hatte: das Spielzeug, die Cornflakespackung, alles. Pete hatte die Arme verschränkt und war kurz davor, sein Gesicht darin zu vergraben, sich mit dem Oberkörper auf die Tischplatte zu werfen und loszuheulen.
    »Kleiner«, Paddy berührte seinen Arm. »Du darfst dir aussuchen, was wir heute Vormittag machen.«
    Als ihr klarwurde, was er antworten würde, war es schon zu spät.
    Pete sah sie voller Hoffnung an. »Ehrlich? Ich darf’s mir aussuchen?«
    Alles, nur das nicht, wollte sie sagen, das machen wir nicht. Aber wenn sie es ihm verbot, würde sie ihm erklären müssen, weshalb. Und sie war ganz einfach nicht in der Lage, einem Fünfjährigen zu erklären, dass einer ihrer Freunde gerade mit einem Kopfschuss getötet worden war.
    »Ja. Wünsch dir was.«
    Zu ihrer Rechten schüttelte Trisha missbilligend den Kopf. Sie hielt nichts davon, Kinder machen zu lassen, wozu diese Lust hatten. Sie fand, damit verwöhnte man sie zu sehr.
    Pete hörte auf zu schmollen. »Lazerdrome!«
    »Okay, mein Freund.«
    Pete warf den Kopf in den Nacken und formte mit den Lippen ein stilles Hurra, denn er hielt sich an Trishas Regel, dass im Haus nicht geschrien werden durfte.
    »Völlig verhätschelt«, murmelte Trish mit dem Mund voller Ei und Schinkenspeck.

III
    Dröhnende Musik erfüllte den dunklen Raum, übertönte das Quietschen der Turnschuhe auf dem PVC-Boden und die aufgeregten Schreie. Paddy kauerte auf einem Holzgerüst, hielt sich mit dem Körper hinter der Trennwand, sodass sie nicht von unten getroffen werden konnte.
    Die Erinnerung an Terrys Leiche saß ihr in der Kehle. Ihre Beziehung zu Terry und die Möwe in Greenock verschmolzen zu etwas entsetzlich Bedrohlichem, man erwartete etwas von ihr, dem sie nicht gerecht werden konnte.
    Sie hörte einen Schrei und spähte den dunklen Steg entlang. Durch den Trockennebel erkannte sie eine winzige bunte Lichtorgel von Rot bis Gelb. Gerade war dort unten ein Kind erschossen worden.
    Alle Anwesenden trugen eine gepolsterte Weste mit kleinen,

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