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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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sich nach Terry erkundigt, aber das war das Einzige, was sie sicher wusste. Abgesehen davon war es nur ein Bauchgefühl und, was das anging, war sie derzeit nicht gerade in Bestform. Terry und Kevin hatten ihn vielleicht gekannt, er konnte ein seltsamer Bekannter gewesen sein, Journalisten hatten oft mit Kontaktpersonen zu tun, die als Freunde nicht infrage kamen, mit denen man sich nur wegen einer Story abgab. Als sie noch in der Nachrichtenredaktion arbeitete, hatte sie selbst solche Kontakte gepflegt, unheimliche und verschrobene Typen, die einem eine Heidenangst eingejagt hätten, wäre man ihnen in einer dunklen Nacht alleine in einer verlassenen Seitenstraße begegnet. Die Press Bar war voll von ihnen.
    Ein dünner Mann strich an ihrem Wagen vorbei, seine Plastiktüte streifte geräuschvoll über die Motorhaube und holte sie in die Gegenwart des strahlend hellen Tages zurück.
    Kevin lag irgendwo im Krankenhaus und sie hatte keine Ahnung, ob er schon tot war oder noch lebte.

III
    Draußen vor dem Albert Hospital rauchte sie eine Zigarette, die sie eigentlich gar nicht hatte rauchen wollen, und dachte nach. Es war, gelinde gesagt, äußerst ungewöhnlich. Dass Kevin Hatcher in keinem der vier großen Krankenhäuser in Glasgow mit Notaufnahme gemeldet war, ließ sich nur so erklären, dass man seinen Namen auf dem Anmeldeformular falsch geschrieben hatte, etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Aber sie hatte ein halbes Jahr lang jede Nacht im Reporterwagen die Krankenhäuser abgeklappert und wusste, wie pingelig bei der Einlieferung verfahren wurde. Sie hatte den Beamten genau erklärt, wer Kevin war und sein Name hatte auf allen Briefen auf dem Tischchen im Flur gestanden.
    Sie war an allen vier Krankenhäusern vorbeigefahren, hatte mit ihrem Presseausweis gewedelt und erklärt, sie käme von der News. Nirgendwo war ein Hatcher, Catcher oder Thatcher gemeldet.

18
Wie aus Schlächtern Helden werden

I
    Die Geräusche hallten seltsam durch die viel zu volle Leichenhalle. Die gefliesten Wände brachen und verstärkten den Klang, sodass Bohrer, klirrendes Metall und merkwürdig dumpfe Rufe verzerrt und verstärkt durch die Gänge hallten, nicht mehr als alltägliche Geräusche erkennbar waren, sondern sich in das Knurren von Ungeheuern oder in Sägen verwandelten, die Schädeldecken spalteten.
    Weil Paddy versuchte, den Geruch möglichst nicht einzuatmen, schnappte sie nach Luft, als sie endlich Aoifes Büro erreichte.
    Die Tür stand offen, aber ihr Stuhl war leer. Eine einsame Zigarette glühte im Aschenbecher, der Qualm war eine willkommene Abwechslung zu dem stechenden Gestank der Desinfektionsmittel.
    Das Büro wirkte unordentlich. Aktenmappen und Ordner bedeckten den Großteil des Bodens. Ein Stapel brauner Akten auf dem Schreibtisch drohte auf den Boden umzustürzen.
    »Ich hab mich gewundert, als die vom Empfang meinten, Sie wollten mich sehen«, Aoife McGaffry stand plötzlich hinter ihr. »Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, ich wäre Ihnen auf den Schlips getreten.«
    Sie lächelte, freute sich freimütig über ihren Besuch und Paddy überkam der Anflug eines schlechten Gewissens. Sie hatte sich tatsächlich auf den Schlips getreten gefühlt. Aber jetzt war sie froh um jede Informationsquelle.
    »Ach, da müssen Sie sich schon ein bisschen mehr anstrengen, um mir zu nahe zu treten.«
    Aoife kaufte es ihr ab und wirkte erleichtert. »Na, dann kommen Sie doch erst mal rein.«
    Mit einer Rolle von Adressaufklebern in der Hand gestikulierte sie Richtung Büro und beide gingen hinein, schlossen die Tür hinter sich. Irgendwo in der Ferne wurde eine Säge in Betrieb genommen, ein schrilles Jaulen und Aoife sah, wie Paddy zusammenzuckte. Sie verkniff sich ein Lächeln und hielt die Rolle hoch. »Ich muss alle Akten durchgehen und die Seriennummern ändern. Die Reihenfolge stimmt nicht mehr.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Wenn sie vor Gericht verwendet werden, schon.«
    »Wieso müssen Sie das machen? Wäre das nicht die Aufgabe einer Assistentin?«
    »Ich habe eine, irgendwo jedenfalls, aber sie erscheint nie zur Arbeit und die Geschäftsführer interessiert das offenbar nicht. Ich hab mich schon gefragt, ob sie die Tochter vom Bürgermeister ist oder so was.«
    »Oh ja, jeder faule Sack träumt davon, für die Gemeindeverwaltung zu arbeiten. Meine beiden Brüder waren mal bei der Stadtgärtnerei angestellt. Haben sich die meiste Zeit hinter Bäumen versteckt.«
    »Ja, na ja, ist immer komisch, wenn man neu

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