Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
hier an, um uns zu erzählen, dass seine Freundin tot ist, und dann glauben Sie, er sei der Täter? Warum sollte er es getan haben?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Edlund.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Mensch?!«
    »Keineswegs.«
    »Sie müssen doch spätestens nach einer Minute erkennen, dass Martin zu so etwas nicht fähig ist!«
    »Wir wollen nur herausfinden, was wirklich passiert ist«, sagte Edlund.
    Er hörte, wie die Frau Luft holte. Linnea Barkner. Sie schien eine energische Person zu sein. Edlund wusste nicht, welchen Beruf sie ausübte, falls sie einen hatte. Er hatte Martin nicht gefragt. Das stand sicher in irgendwelchen Papieren. Aber er wusste, dass sie sich in einem Haus in Spanien befand. Ihrem Ferienhaus.
    »Das einzig Richtige, was Sie tun können, ist, ihn auf der Stelle freizulassen.«
    »Wir müssen uns noch ein bisschen mit ihm unterhalten«, sagte Edlund.
    »Ein bisschen? Wie lange?«
    Edlund sah auf seine Uhr. Nicht mehr viele Stunden, wenn der Junge nicht in Untersuchungshaft kommt. Aber das war in der augenblicklichen Lage eine reine Formalität. Staatsanwalt Molina hatte nach dem ersten Verhör die Verhaftung vorgeschlagen. Martin würde noch eine Weile bleiben müssen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Edlund.
    »Wir kommen nach Hause!«, sagte Linnea Barkner, und das klang wie eine Drohung.
    Winter stand an dem Strand, an dem es nie ein Ferienhaus oder sonst ein Haus geben würde. Der Friede war gebrochen. Eine Leiche trieb langsam von wer weiß woher auf sein Grundstück zu. Hinter ihm stand seine Familie, alle betrachteten das weiße Gesicht, das von der Sonne beleuchtet wurde und fast aussah, als wollte es dem Himmel etwas sagen, noch ein letztes Wort.
    »Bring die Kinder ins Auto«, sagte Winter so ruhig, wie es ihm möglich war.
    »Was ist das, Mama?«, hörte er Elsa fragen. »Ist das ein Ertrunkener?«
    »Ich weiß es nicht, Schätzchen. Wir gehen jetzt.«
    Lilly begann, irritiert zu schreien. Für sie kam der Abbruch viel zu schnell.
    Er hörte, wie sie sich entfernten. Lilly schrie wieder. Elsa versuchte sie zu trösten.
    Der Körper bewegte sich auf ihn zu. Er wirkte fast lebendig. Winter erkannte, dass es ein Mann war. Das Gesicht war unversehrt, er lag noch nicht lange im Wasser. Die Augen waren geschlossen, und darüber war Winter froh. Er begegnete nicht gern den Blicken von Toten, es war wie eine letzte Botschaft an die noch Lebenden: Ich bin wie du gewesen, und du wirst wie ich werden.
    »Wir sind ins Bett gegangen und haben das Licht ausgemacht, an mehr erinnere ich mich nicht.«
    »Sind Sie sofort eingeschlafen?«
    »Nein.«
    »Ist Madeleine eingeschlafen?«
    »Ja, es klang so. Sie schläft immer schnell ein.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was haben Sie getan, als Sie nicht einschlafen konnten?«
    »Nichts. Ich habe gewartet.«
    »Darauf gewartet, dass Sie einschlafen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie ein Schlafmittel genommen?«
    »Nein.«
    »Nehmen Sie manchmal Schlafmittel?«
    »Gelegentlich. Eine Tablette zum Einschlafen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Berta-Lovisa«, sagte Barkner, und der Teufel soll mich holen, wenn er nicht andeutungsweise lächelte. Der junge Mann imponierte Edlund plötzlich. Vielleicht war er aber auch ein ausgekochter Soziopath.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Barkner jetzt. »Ich habe sie auf Rezept bekommen … Imo… Imovane. Sie heißt Imovane.«
    »Haben Sie noch welche vorrätig?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie noch Tabletten im Haus?«
    »Ja … im Badezimmerschrank.«
    »Warum brauchen Sie Schlaftabletten, Herr Barkner?«
    »Ich sagte doch, zum Einschlafen.«
    »Warum brauchen Sie die?«
    »Brauchen Sie nie eine?«
    »Nein«, antwortete Edlund.
    »Dann sind Sie ein Übermensch.«
    »Nein.«
    »Alle Bull… Polizisten sind Übermenschen«, sagte Barkner.
    »Hat Madeleine Schlafmittel genommen?«
    Barkner antwortete nicht.
    Edlund wiederholte seine Frage.
    »Hin und wieder, nicht oft, nur hin und wieder.«
    »Welches Mittel?«
    »Sie … hat hin und wieder … meine genommen.«
    »Und gestern Abend?«
    »Nein.«
    »Nein was?«
    »Sie hat keine Schlaftabletten genommen. Nicht dass ich wüsste jedenfalls. Ich bin ihr ja nicht ins Bad gefolgt. Aber ich glaube … ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hat sie was genommen.«
    »Hat sie denn nicht vorher gefragt, ob sie Ihr Mittel nehmen durfte?«
    »Schon …«
    »Wissen Sie, wie viele Tabletten Sie noch haben?«
    »Nein … ja …

Weitere Kostenlose Bücher