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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sagte Winter.
    »Genau darum geht es«, sagte Halders. »Ich möchte ein anderes Leben leben.«
    »Und welches Leben?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ein guter existentieller Ausgangspunkt ist immer, niemals Pläne zu machen.«
    »Du planst doch aufzuhören.«
    »Das ist aber auch der einzige Plan.«
    »Uns zu verlassen.«
    »Das lässt sich leider nicht vermeiden.«
    »Unmöglich. Wir haben Krieg. Ich bin formell dein Chef und kann dir nicht erlauben, uns zu verlassen, soviel ich weiß. Du bist bei uns zu Hause.«
    »Im Zweiten Weltkrieg in Burma durften die englischen Soldaten nach Hause fahren, wenn sie vier Jahre gedient hatten«, sagte Halders. »Ich habe fünfundzwanzig Jahre in diesem verdammten Krieg gedient.«
    »Er ist noch nicht vorbei, Fredrik.«
    »Er ist nie vorbei, Erik. Das weißt du.«
    »Willst du deswegen aufhören?«
    »Nein.«
    »Weshalb dann?«
    Halders antwortete nicht. Winter folgte seinem Blick zum Fenster. Er verlor sich in der entsetzlichen Stadt, im blauen Himmel. Es wurde langsam unheimlich. Ständig blauer Himmel, ständig klar, nachts immer Sterne. Etwas Entsetzliches war mit dem Himmel geschehen. Vielleicht gehörte das zu einem Krieg.
    »Was willst du machen?«, fragte Winter.
    »Meine Papiere abholen.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Dann? Danach? Wie gesagt, ich plane nichts.«
    »Habe ich etwas getan?«
    »Nein.«
    »Gibt es etwas, das ich hätte tun sollen?«
    »Wo soll ich anfangen?« Halders lächelte.
    »Fang damit an, wie wir uns zum ersten Mal getroffen haben.«
    »In dem Moment hätte ich deine Karriere beenden können.«
    »Oder umgekehrt«, sagte Winter.
    »Es ist zu spät.«
    »Es ist nie zu spät«, sagte Winter. Vielleicht lächelte er.
    »Komm mir nicht mit solchen blöden Sprüchen«, sagte Halders. »Außerdem möchte ich nicht der älteste Kommissar des Landes werden.«
    »Es gibt ältere.«
    »Aber bei ihrer Ernennung waren sie noch nicht so alt«, sagte Halders. »Du hast verstanden, wie ich das gemeint habe. Schon wieder hast du dich dumm gestellt.«
    »Ich will nicht, dass du aufhörst, Fredrik. Ohne dich funktioniert es nicht.«
    »Ha, ha, ha.«
    »Lass uns weiter darüber reden.«
    »Wir reden doch.«
    »Lass uns weitermachen.«
    Halders schüttelte den Kopf.
    »Kündige noch nicht, Fredrik. Kannst du nicht noch ein bisschen warten? Eine Woche?«
    »Warum?«
    Winter antwortete nicht.
    »Worauf soll ich warten? Auf bessere Zeiten?«
    »Ja.«
    »Die kommen nicht.«
    »Sie sind schon da«, sagte Winter.
    »Ich will etwas anderes machen, bevor es zu spät ist«, sagte Halders. »Diesen Job kann ich jetzt. Ich weiß alles über den Tod.«
    »Deswegen brauchen wir dich.«
    »Wer wir?«
    »Alle, die dagegen kämpfen.«
    »Dagegen kämpfen? Gegen den Tod kämpfen? Das geht nicht.«
    »Was sagt Aneta?«
    »Zieh sie hier nicht rein. Das ist unfair.«
    »Da kannst du mal sehen, mir ist jedes Mittel recht.«
    »Aber wirklich.«
    »Der nächste Schritt wird sein, dass ich sie persönlich frage.«
    »Bist du wirklich bereit, so tief zu sinken?«
    »Klar.«
    »Okay«, sagte Halders. »Eine Woche.«
    Sverker Edlund meldete sich nach dem ersten Klingelzeichen. Er hatte Zeit. Winter schlug einen Spaziergang vor. Edlund sehnte sich hinaus in die Sonne.
    »Wir brauchen jetzt nur noch mehr Schnee«, sagte er, nachdem sie die Skånegatan überquert und am Ullevi Stadion vorbeigegangen waren. »Dann ist alles perfekt.«
    »Ich finde es mystisch«, sagte Winter, »fast unheimlich. So viel Sonne. Der Himmel ist zu blau.«
    »Du redest wie ein Bauer«, sagte Edlund. »Die Bauern sind nie mit dem Wetter zufrieden. Der Himmel ist immer zu blau oder zu grau.«
    Sie gingen in östliche Richtung. Winter spürte die Luft in der Nase. Unheimlich frisch. Die Luft in Göteborg sollte rau und feucht sein, das war ihr natürlicher Zustand. Die Luft, die er jetzt atmete, war eine Schmach für alle Sanatorien, die die Stadt Göteborg auf dem Hochland von Småland besessen und für ihre Tausenden von Lungenkranken genutzt hatte. Waren sie jetzt ganz überflüssig geworden?
    »Was die Jungs angeht«, sagte Edlund, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, »ich weiß nicht, ob es von Vorteil oder Nachteil ist, dass wir es hier mit einem Doppelszenario zu tun haben.«
    »Vor- oder Nachteil für wen, Sverker?«
    »Für die Männer. Die Verdächtigen.«
    »Hm.«
    »Einerseits gleichen sich die Details zu sehr, als dass es nur ein Zufall sein kann. Andererseits gibt es niemanden, der die Tat hätte begehen

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