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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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überschritten, auch sie war sternhagelvoll. Auf dem Fußboden neben dem Weihnachtsmann lag eine Kippe, die möglicherweise die Feuersbrunst in seinem Bart entfacht hatte. Die Weihnachtsgeschenke waren noch nicht verteilt. Sie steckten in dem schwarzen Abfallsack, der mitten im Zimmer stand und aus dem ein in rotweißes Geschenkpapier gewickeltes Paket herausragte. Wenn das Feuer auf den Plastiksack übergesprungen wäre, wäre wahrscheinlich die ganze Wohnung abgebrannt und mit ihr die gesamte Familie. Der Weihnachtsmann schien das Feuer in seinem Gesicht und auf der Brust selbst gelöscht zu haben. Seine Hände waren rußig. Eins der Kinder hatte den Notruf gewählt. Hier gilt es, rasch erwachsen zu werden, dachte Gerda Hoffner. Ohne Weihnachtsgeschenke. Es waren ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen weinte. Seine Mutter, wenn es die Mutter war, beugte sich vor und versuchte, dem Mädchen über die Haare zu streichen. Es bekam Rauch in die Augen. Im Zimmer roch es stark nach Alkohol und Rauch, ein Flambierfest. Auf dem Tisch standen Flaschen, Schnaps, Wein. Hier legte niemand Wert darauf, etwas vor den Kindern zu verbergen. Das kleine hübsche Mädchen versuchte, sich von der Mama loszureißen.
    »Lassen Sie sie los!«, sagte Gerda Hoffner.
    Die Frau schaute auf, strengte sich an, den Blick zu fokussieren, da standen Leute, vielleicht die, die plötzlich mitten in die Weihnachtsfeier geplatzt waren. Wer hatte die reingelassen? Was suchten die hier? Und warum roch es überall so verbrannt? Ja, genau. Es war wohl nichts.
    Der Weihnachtsmann wimmerte. Seine Brandwunden waren schwerer als zunächst vermutet. Gerda Hoffner hatte die Wohnung als Erste betreten, hereingelassen von dem Jungen. Jetzt wartete sie auf den Krankenwagen. Innerhalb einer Stunde würde sich jemand der Kinder annehmen. Was mit der Frau geschehen würde, wusste sie nicht. Mir doch egal. Es geht um die Kinder. Ob sie die Weihnachtsgeschenke mit zu dem Ort nehmen, wo sie untergebracht wurden? Wollten sie überhaupt noch Weihnachtsgeschenke haben?
    Winter öffnete Pakete. Er war mit der Göteborg Tidningen zurückgekommen. Oder war es das Abendblatt? Er hatte die ganze Vorstellung versäumt. Elsa und Lilly hatten seine Weihnachtsgeschenke ordentlich auf einem Sessel gestapelt. Es waren sieben, acht Pakete. So wünschte er es sich. Je mehr, umso besser. Vielleicht hatte er mehr Päckchen bekommen als Angela. Das würde bedeuten, dass die Kinder den Vater mehr liebten als ihre Mutter.
    Von Lilly bekam er eine Zeichnung, auf der er auf einem weißen Pferd ritt. Der weiße Ritter. Außerdem hatte Lilly eine große Streichholzschachtel blauweiß bemalt und einige hübsche Steinkugeln auf Watte gebettet. Elsa hatte einen kleinen Briefbeschwerer gekauft, der nicht billig aussah, und ihm einen fantastischen rotblauen Schal gestrickt. Jetzt war er beides, blauweiß und rotblau. Außerdem bekam er ein hübsches Hemd von Twins und einige CD s, Marsalis, Bill Frisell, Peter Roux.
    Er wollte gerade die anderen fragen, wie ihnen seine Geschenke gefielen, als er Siv von einer Rauchpause unten auf der Straße zurückkommen hörte. Ich rauche jetzt nur noch zu Weihnachten, hatte sie gesagt, als sie ging.
    Er hörte sie die Tür öffnen und wieder schließen und dann ihre Schritte im Flur.
    »Da hat etwas an der Türklinke gehangen«, sagte sie.
    Er drehte sich auf dem Sofa um.
    Sie hielt eine kleine Plastiktüte in der Hand.
    »Welcher Türklinke?«
    »An deiner Wohnungstür.«
    »Was ist es?«
    Er spürte einen kalten Stich im Hinterkopf. Nicht der Kopf, dachte er, nicht jetzt.
    »Keine Ahnung.« Siv schaute auf die Tüte. »Sie hat einfach da gehangen.«
    Angela sah ängstlich aus. Elsa und Lilly waren mit ihren Weihnachtsgeschenken beschäftigt. Bim und Kristina waren in der Küche. Auch Lotta sah ängstlich aus.
    »Hätte ich sie nicht mit hereinbringen sollen?«, fragte Siv Winter. »Ich dachte … du hättest sie vergessen. Vorhin. Als du …«
    »Ich habe nichts vergessen«, unterbrach er sie.
    Seine Mutter sah verwirrt auf die kleine Tüte, die einen flachen Gegenstand enthielt.
    Keine Bombe, es kann keine Bombe sein, das wäre fast lächerlich.
    »Gib sie mir.«
    Er nahm die Tüte entgegen und riss das Papier ab. Elsa und Lilly waren neugierig herangekommen. Es war eine Scheibe, eine CD , CD-ROM . Auf der Scheibe stand etwas mit Tusche geschrieben.

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    W as ist das, Papa?«, fragte Elsa.
    »Sieht aus wie eine DVD «, antwortete er mit der Scheibe in

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