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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Verdächtige drehte eine Pirouette und begann wieder zu laufen. Die Zipfelmütze wippte wie die Mützen der Skiläufer in alten Zeiten, den alten Zeiten, als es noch Schnee in Göteborg gab.
    »Stehen bleiben!«, schrie Johnny.
    Aber der Mann blieb nicht stehen. Er lief noch schneller und sprintete über die Engelbrektsgatan, bei Rot. Aber es war kein Verkehr. Der Autodieb lief durch eine verlassene Stadt. Seine Schritte hallten durchs Zentrum, als würde er durch ein Parkhaus laufen. Er verschwand zwischen den Häusern hinter dem Södra vägen.
    Gerda Hoffner drehte sich zu dem anderen Mann um. Er war näher gekommen.
    »Irgendwas kaputt am Auto?«, fragte sie.
    »Äh … kaputt, nein … er hatte keine Zeit, etwas kaputtzumachen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Irgendwas wird ja wohl beschädigt, wenn jemand versucht, ein Auto zu knacken, oder?«
    »Manche Einbrecher sind sehr geschickt«, sagte Johnny. »Sie hinterlassen gar keine Spuren.«
    Jetzt war nichts mehr zu hören, keine Schritte, keine anderen Geräusche. Endlich eine stille Nacht. Wir drei sind die Einzigen hier draußen, dachte Gerda Hoffner. Und vielleicht noch der Weihnachtsmann.
    »Wir können ja mal einen Blick auf Ihr Auto werfen«, sagte sie.
    »Steigen Sie ein«, sagte Johnny.
    Der Mann setzte sich auf den Rücksitz.
    Johnny wendete den Streifenwagen.
    Gerda Hoffner roch Alkohol. Sie drehte sich um.
    »Ich hatte nicht die Absicht, zu fahren«, sagte der Mann.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich wollte nicht wegfahren. Sie merken sicher, dass ich Alkohol getrunken habe. Ich wollte nur etwas aus dem Auto holen.«
    »Aha.«
    »Das ist die Wahrheit. Es ist doch kein Verbrechen, wenn man etwas aus seinem Auto holt, das man vergessen hat, obwohl man etwas getrunken hat.«
    »Nein.«
    »Ich wollte also nur etwas holen.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Spielt das eine Rolle? Warum fragen Sie?«
    »Wie heißen Sie?«, wiederholte Gerda Hoffner.
    »Wenn’s denn sein muss. Hans Rhodin heiß ich.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Ich wohne hier … dahinten in der Smålandsgatan.« Er zeigte quer über Heden. »Ich bin … erst kürzlich eingezogen. Letzten Monat.«
    »Warum steht Ihr Auto dann hier?«
    »Genau aus dem Grund, weil ich neu zugezogen bin. In der Smålandsgatan gibt es keine freien Mietparkplätze. Vielleicht bekomme ich demnächst einen. Und gestern habe ich gar keinen gefunden. Wahrscheinlich weil Weihnachten ist. Ich musste mein Auto hier abstellen. Das hab ich ungern getan. Jeder weiß, dass auf Heden die meisten Autos in der Stadt geklaut werden. Sogar an Heiligabend!«
    »Aber Ihr Auto ist doch noch da, oder?«, sagte Johnny. »Wo ist es?«
    »Da drüben.« Hans Rhodin zeigte zum Exercishaus. »In der zweiten Reihe.«
    Sie fuhren hin. Es war nicht weit.
    Rhodin wies auf eine schwarze Silhouette, bei der es sich um jede Automarke handeln konnte. Alle Autos sahen gleich aus, genau wie alle Weihnachtsmänner gleich aussahen. Und Tannenbäume. Und deutsche Eishockeyspieler, dachte Gerda Hoffner. Jedenfalls wenn sie in voller Montur auftraten und nicht Mädchen in Schonen vergewaltigten. Aber vielleicht hatten sie auch dabei die Ausrüstung angehabt.
    Alle drei stiegen aus dem Streifenwagen.
    Gerda Hoffner trat zur Seite und rief die Routinekontrolle von Rhodin, Hans, auf, Personennummer, verglich sie mit der Nummer auf dem Führerschein, den er ihr gegeben hatte. Ihr kam es vor, als würde selbst der Führerschein nach Alkohol riechen. Im Hintergrund hörte sie Johnny und Rhodin reden. Rhodins Stimme war heller. Vielleicht war er stockbesoffen, jedoch daran gewöhnt. Dann merkten es nicht einmal scharfsichtige Bereitschaftspolizisten.
    Johnny schaute von der Autotür auf, als sie zu ihnen kam. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Volvo, eins der kleineren Modelle. Bei Automodellen kannte sie sich nicht so genau aus, es sei denn, es ging um Mercedes oder BMW . Ha, ha.
    Sie gab Rhodin den Führerschein zurück.
    »Hoffentlich keine Probleme«, sagte er.
    »Nein.«
    Johnny leuchtete mit der Taschenlampe das Türschloss ab, nachdem er einmal um das Auto herumgegangen war.
    »Keine Beschädigungen zu sehen.«
    »Nein, er ist nicht dazu gekommen«, sagte Rhodin. »Sie haben ihn rechtzeitig entdeckt.«
    »Vielleicht war er gar nicht auf dem Weg zu Ihrem Auto.«
    »Er stand direkt davor und starrte durchs Fenster.«
    »Was wollten Sie holen?«, fragte Gerda Hoffner.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben gesagt, Sie wollten etwas aus dem Auto holen. Was war das?«
    »Sie

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