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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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beschuldigt. Und überprüft die Sache mit diesen Ratsherren.«
    Die Beamten nickten, verbeugten sich und gingen hinaus. Festinus sah meinen Vater an, er hatte sein amüsiertes Grinsen wiedergewonnen: »Eine Zierdecke für einen Streitwagen. Ich muß schon sagen.« Er lachte und warf den Kopf in den Nacken, dann hielt er unvermittelt inne. »Wie bist du an den Purpur gekommen?«
    Vater erhob sich langsam, starrte Festinus an, dann setzte er sich auf die Ruhebank. »Ich schrieb an die Fabrik in Tyrus und erzählte den Beamten dort, wofür ich ihn wollte, und er wurde mir auf dem üblichen Wege zugesandt. Man müßte die Briefe dort noch haben oder sich zumindest an sie erinnern. Ich habe dreißig Solidi für den Purpur bezahlt.«
    Jetzt betrat ein anderer Soldat den Raum und salutierte.
    »Wir haben die Durchsuchung beendet, erlauchter Festinus.«
    »Gut. Irgendwelche Briefe, irgendwelche Hinweise auf Zauberei?«
    »Wir haben die Briefe zurückbehalten, Herr, um sie genau durchzugehen, auf Anhieb springt jedoch nichts ins Auge. Aber es gibt da ein Buch über Astrologie.«
    »Tatsächlich?«
    Der Soldat zog seine Notizen zu Rate. »Es heißt Phenomena, erlauchter Festinus. Es ist von einem Zauberer namens Aratos.« Festinus schnaubte verächtlich. »Du Dummkopf. Jeder besitzt dieses Buch. Es ist ein klassisches Werk. Sonst nichts?«
    »Nichts, edler Festinus«, sagte der Soldat und war offensichtlich enttäuscht.
    »Dann sag deinen Männern, sie sollen ein paar Sklaven nehmen und sie verhören, und dann verschwinde«, sagte Festinus.
    »Und geh nicht zu hart mit den Sklaven um. Es hat den Anschein, als sei Theodoros trotz allem unschuldig.« Er grinste meinen Vater noch einmal an und entblößte die Zähne, dann blickte er sich suchend im Zimmer um. »Wir werden noch ein paar von deinen Sklaven verhören müssen, vortrefflicher Theodoros«, sagte er sehr höflich. »Deinen Hausverwalter, deinen Privatsekretär und ein oder zwei andere…« Er blickte sich erneut um und sein Blick fiel auf Maia, die hinter Vater stand und ihm Luft zufächelte. Zufällig sah sie in diesem Augenblick gerade Festinus an und blickte nicht auf den Fußboden, und niemand hätte den Ausdruck des Hasses in ihrem Gesicht mißverstehen können. Festinus lächelte: »Und diese Frau dort.« Maia sagte nichts. Einer der Soldaten trat hinzu und band ihr die Hände zusammen. Sie leistete keinen Widerstand. Der Hausverwalter Johannes begann erneut zu wimmern. Er war ein alter Mann und hatte das Haus schon für meinen Großvater verwaltet. Irgendwo hatte er einen Haufen Geld beiseite gelegt, und Vater sagte immer, er wolle Johannes eines Tages freilassen und ihm erlauben, sich zur Ruhe zu setzen. Die Verwaltung des Hauses sollte dann Johannes’ Sohn übernehmen. Vielleicht mußte er dies schon jetzt tun.
    Vater räusperte sich. »Du… du wirst ihnen doch nichts wirklich Schlimmes antun, vortrefflicher Festinus?«
    Dieser entblößte noch einmal seine Zähne. »Nichts, wovon sie sich nicht innerhalb von drei Tagen erholen – es sei denn, wir entdecken irgend etwas. Du wirst keinen Grund haben, Entschädigung für sie zu beanspruchen. Wenn alles gutgeht, schicken wir sie dir morgen zurück.«
    »Maia«, rief ich.
    Sie sah mich an, ihr spitzes Gesicht sah abgehärmt aus, doch es gelang ihr zu lächeln. »Mach dir nichts draus, Liebling«, sagte sie. »Ich werd’ schon durchkommen.«
    Festinus und sein Gefolge gingen fort und nahmen den gesamten Briefwechsel meines Vaters mit sich, all seine Rechnungen, das purpurfarbene Tuch sowie Maia, Johannes, Philoxenos, zwei Stallburschen, drei Hausmädchen und Georgos, den Sekretär meines Vaters. Ich hätte sicherlich wegen Philoxenos und Johannes und all den anderen geweint, doch ich konnte einzig und allein an Maia denken.
    Von der Vorderseite des Hauses aus hatten wir einen Blick auf ganz Ephesus, die Straße hinunter bis zum Theater und zum Marktplatz und, dahinter, bis zum Blau des Hafens. Von einem der Fenster aus beobachtete ich, wie der Trupp davonzog und sich durch die Straßen schlängelte. An der Spitze ritten die Soldaten, dann kam der Statthalter in seiner Sänfte, schließlich die Beamten zu Fuß, gefolgt von den übrigen Soldaten mit den Sklaven. Maia ging sehr aufrecht und stolz, doch sie sah winzig aus zwischen all den anderen. Ich fragte mich, ob der Soldat, der sie so brutal behandelt hatte, derjenige war, der neben ihr ging. Und ich fragte mich, was sie ihr antun würden. Wenn sie Sklaven

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