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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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aller Wahrscheinlichkeit nicht beabsichtigt
war und nur als höfliche Gegenfrage galt, bewegten diese wenigen Worte etwas in
Thalon. Sie brachten ihn dazu, erneut in Gedanken zu verfallen. Zögerlich
äußerte er sich dann, während seine Worte von den kühlen Wänden des Ganges
widerhallten: „Noch vor einigen Wochen hätte ich diese Frage sicherlich wie du
beantwortet. Ich war mir sicher, dass ich stark bin und alles ertragen kann.
Dann häuften sich die Ereignisse des Schreckens und ich musste gestehen, dass
man nicht bereit ist, wenn etwas Schlimmes passiert. Ja, ich habe Angst. Ich
mache mir Sorgen, um meine Zukunft, habe Angst davor, wie es weitergeht. Angst
davor, dass ich nicht erfüllen kann, was von mir verlangt wird, und auch Angst
davor, was den Menschen, die mir sehr am Herzen liegen, geschehen könnte.“ Das
Bild von Lewia war deutlich vor seinem geistigen Auge zu sehen, so als stünde
sie direkt vor ihm. „Angst ist nichts, wofür wir Menschen uns schämen sollten.
Es zeigt uns, dass wir Gefühle haben, dass wir nicht kaltherzig sind und das
wir tief in unserem Herzen stets einen weichen Kern besitzen“, vollendete er
seine Antwort. „Da hast du wohl auch wieder Recht“, bestätigte Emilia
nachdenklich bevor sie das Thema wechselte. „Stell dir vor, letztens konnte ich
nicht schlafen und bin nach draußen gegangen, weil ich dort Geräusche gehört
habe. Ich habe zwei Leute belauscht und es ging glaube ich darum, dass die Zeit
zur Weitergabe der Krone gekommen sei oder so ähnlich“, erzählte sie fast schon
beiläufig. Thalon griff unbewusst das Handgelenk des Mädchens und schaute ihr
tief in die Augen: „Wann genau war das und wer waren diese beiden?“, fragte er
schroff, lockerte aber sofort seinen Griff, als er merkte, wie fest er ihren
Arm hielt. Eingeschüchtert blickte Emilia ihn an und meinte dann leise: „Das
war kurz bevor diese merkwürdigen Männer hier aufgetaucht sind. Seitdem darf
man nicht mehr nach draußen und bei Nacht eigentlich schon gar nicht. Ich
glaube, das hat etwas mit diesem neuen Berater des Königs zu tun.“ Thalon
spürte eine innerliche Wut in ihm aufkommen, die sich vermischte mit der Angst,
dass bereits alles zu spät war. Doch für weitere Fragen war keine Zeit.
Möglicherweise war der König in seinen Gemächern gefangen und es bestand noch
Hoffnung, dass Thalon ihn retten könnte. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln
lief er nun starr auf das Ende des Geheimganges zu. Eine Leiter, wie sie schon
beim Eingang war, führte hinauf. An der Decke befand sich eine Falltür, die Thalon
mit aller Kraft auf stieß. Froh, aus dem stickigen Gang herausgekommen zu sein,
schloss er behutsam die schwere Tür im Boden. Sie befanden sich nun in dem
Keller, der sich direkt unter den Gemächern befand. Eine steinerne Treppe
führte ein Stockwerk höher, hinauf in den Rundgang, der sich einmal um die
Zimmer schlängelte. Vorsichtig lugte Thalon zu beiden Seiten des Flurs und erst
als er niemanden hörte oder sah, schlich er auf leisen Sohlen in Richtung des
königlichen Zimmers. Rhythmische Schritte ließen ihn zusammenfahren. Jemand kam
in ihre Richtung gelaufen. „Wir müssen uns dringend verstecken“, flüsterte
Thalon Emilia hektisch zu. Das Mädchen nahm Thalon bei der Hand und meinte:
„Komm mit! Ich weiß ein gutes Versteck!“ Ohne eine andere Wahl zu haben ließ er
sich von Emilia zu einem Raum führen, der zum Glück nicht verschlossen war.
Dort hingen sämtliche Arbeitskleider der Bediensteten, sodass man sich vorkam,
wie in einem gigantischen Kleiderschrank. Sie schlossen die Tür und drückten
sich soweit sie nur konnten in den Raum. „Das ist wie Verstecken spielen“,
kicherte Emilia leise. „Ja, nur dürfen wir auf keinen Fall entdeckt werden“,
meinte Thalon nur karg. Nach kurzer Zeit entfernten sich die Schritte wieder.
Mit aller Wahrscheinlichkeit war es eine Wache, die in dem Gang unermüdlich auf
und ab schritt. Thalon rechnete mit einem Schatten. Er wies Emilia an, in dem
Raum zu warten und verließ dann ihr Versteck. Emilia blieb also allein zurück
in dem Raum voller Kleider. Wie Geister kamen sie ihr vor. Sie war zwar schon
öfters dort gewesen, wenn sie mit den anderen Kindern der Bediensteten
verstecken gespielt hatte, aber jetzt in dieser Situation war es, wie Thalon
gesagt hatte, etwas vollkommen anderes. Sie verharrte eine Zeit und als sie
noch immer kein Geräusch hörte, wurde sie ungeduldig. Aufgeregt begann sie, auf
und ab zu gehen,

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