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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Klatschgeschichten zu erzählen.
    Schließlich parkte er am Ende der Chiltern Avenue. Ein Fußweg entlang des Spielplatzes verband die Sackgasse mit der benachbarten Fontaine Road. Burden ließ das Auto unter einer Straßenlaterne stehen, deren Lichtschein vom Nebel zu einem schwachen Strahlenkranz gedämpft wurde, und ging langsam auf den Weg zu. Heute abend sah der Eingang wie die Öffnung zu einem dunklen Tunnel aus. In den umliegenden Häusern brannte nirgends Licht, und kein Laut war in der Dunkelheit zu hören, nur das Tropfen des Wassers.
    Er ging zwischen Büschen weiter, deren nasse Zweige ihm übers Gesicht streiften und sanft an seinen Kleidern zerrten. Auf halbem Weg fand er die Taschenlampe, die er immer bei sich hatte, und knipste sie an. Und dann, als er gerade an der Stelle angelangt war, wo ein Törchen von Mrs. Mitchells Grundstück auf den Weg führte, hörte er hinter sich jemanden rennen. Er fuhr herum, und der Strahl seiner Taschenlampe erfaßte ein weißes Gesicht, umrahmt von fliegenden, nassen Haaren.
    »Was ist denn los? Was ist passiert?«
    Das Mädchen mußte ihn erkannt haben, denn sie warf sich ihm fast in die Arme. Er erkannte sie auch. Es war Mrs. Crantocks Tochter, ein Mädchen von vielleicht vierzehn.
    »Hat dich was erschreckt?« fragte er.
    »Ein Mann«, keuchte sie. »An einem Auto. Er hat mich angesprochen. Ich hab die Panik gekriegt.«
    »Du solltest nachts nicht allein draußen rumlaufen.« Er geleitete sie bis zu Fontaine Road, dann überlegte er es sich anders. »Komm mit«, sagte er. Sie zögerte. »Wenn ich dabei bin, passiert dir nichts.«
    Zurück durch den schwarzen Tunnel. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Er hob seine Taschenlampe und richtete den Strahl wie einen Suchscheinwerfer auf die Gestalt eines Mannes, der neben der Kühlerhaube von Burdens geparktem Wagen stand. Der Dufflecoat mit hochgeschlagener Kapuze ließ ihn unheimlich genug aussehen, um jedes Kind in Angst und Schrecken zu versetzen.
    »Oh, es ist Mr. Rushworth.« Sie klang beschämt.
    Burden hatte den Mann bereits erkannt und merkte, daß auch er erkannt worden war. Mit zusammengezogenen Brauen ging er auf den Ehemann der Frau zu, die Mrs. Mitchells Warnung nicht an die Polizei weitergegeben hatte.
    »Sie haben der jungen Dame hier einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
    Rushworth blinzelte im Schein der Taschenlampe. “Ich habe ‘Hallo’ zu ihr gesagt und noch etwas über das gräßliche Wetter. Sie ist davongesaust, als seien alle Teufel der Hölle hinter ihr her. Der Himmel weiß, warum. Sie kennt mich zumindest vom Sehen.«
    »jeder hier ist zur Zeit ein bißchen nervös, Sir«, sagte Burden. »Es ist klüger, Leute, die man nicht richtig kennt, gar nicht anzusprechen. Gute Nacht.«
    »Wahrscheinlich hat er seinen Hund ausgeführt«, sagte das Mädchen, als sie wieder in der Fontaine Road standen. “Ich habe seinen Hund aber nicht gesehen. Sie?«
    Burden hatte keinen Hund bemerkt. »Du solltest um diese Zeit abends nicht mehr allein rausgehen.«
    “Ich war drüben bei Freunden. Wir haben Platten gehört. Der Vater meiner Freundin wollte mich nach Hause bringen, aber ich hab ihn nicht gelassen. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Mir konnte gar nichts passieren.«
    »Ist aber doch. Zumindest dachtest du es.«
    Sie grübelte schweigend darüber. Dann sagte sie: »Gehen Sie zu Mrs. Lawrence?«
    Burden nickte, und als ihm bewußt wurde, daß sie es ja nicht sehen konnte, sagte er kurz: »Ja.«
    »Sie ist in einem schrecklichen Zustand. Mein Vater sagt, es würde ihn nicht wundern, wenn sie was Dummes macht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Na, Sie wissen schon, Selbstmord. Ich habe sie nach der Schule im Supermarkt gesehen. Sie hat einfach mitten im Laden gestanden und geweint.« Und als eine echte Tochter der Bourgeoisie fügte sie mit mißbilligendem Unterton hinzu: »Alle haben sie angestarrt.«
    Burden öffnete das Gartentor der Crantocks. »Gute Nacht«, sagte er. »Und geh nicht mehr allein im Dunkeln aus.«
    In Gemmas Haus brannte kein Licht, und die Eingangstür war ausnahmsweise nicht offen. Höchstwahrscheinlich hatte sie eine von Dr. Lomax’ Schlaftabletten genommen und war zu Bett gegangen. Angestrengt starrte er durch die Buntglasscheiben und machte einen schwachen Lichtschimmer aus, der von der Küche kommen mußte. Sie war also noch auf. Er klingelte.
    Als der Lichtschein nicht heller wurde und sie nicht kam, klingelte er wieder und klopfte dann mit dem Löwenkopf. Hinter ihm

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