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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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entfernt davon, ein leidlicher Schwimmer zu sein, habe er ein Lebensrettungszeugnis. Er hege keinen Zweifel daran, daß Mr. Swan sich geweigert habe, auf die Hilferufe des Kindes zu hören, weil er glaubte oder behauptete, er habe geglaubt, sie wolle ihn nur wieder belästigen. Wäre er über Bord gesprungen, als er den ersten Ruf hörte, so wäre Bridget Scott noch am Leben. Der Untersuchungsrichter gab seinem Bedauern Ausdruck, daß das Gesetz ihm keine Handhabe gebe, weitere Schritte gegen Mr. Swan zu unternehmen. Anschließend sprach er Mr. und Mrs. Scott sein Beileid aus.
    Das Urteil lautete: Tod durch Unfall.«

16
    Wexford hatte Burden, als er ihm Swans Lebenslauf schilderte, schon auf die Reihe von Katastrophen in dessen Kielwasser hingewiesen. Hier also war ein neues Exempel für dieses sein unheilstiftendes Talent, jene Veranlagung oder Neigung, einen Schweif von Kummer, Not und Sorgen hinter sich herzuziehen. Der perfekte Katalysator, dachte Wexford, einer, der die Macht besaß zu verletzen, und dabei - gar nichts tat.
    Es war nicht schwer, sich jenen Morgen auf dem See vorzustellen, Swans Angelschnur ausgeworfen, die Sonne auf dem dunklen Wasser, und Swan in einen seiner Tagträume versunken, die durch nichts gestört werden durften. Hatte er überhaupt einen Fisch gefangen? Wurde er denn jemals überhaupt aktiv ? Schoß er Kaninchen? Wählte er einen Hund aus? Kaufte er ein Pony?
    Und das war der springende Punkt bei der Sache. Ganz offensichtlich hatte Swan ein Kind sterben lassen. Aber das entscheidende Wort war ‘lassen’. Würde er aktiv den Tod eines Kindes herbeiführen? Hatte er die Nerven, die Spontaneität, die Energie?
    Wexford hätte die ganze Sache gern mit Burden durchgekaut. Denn erhellend und fruchtbar waren sie, ihre langen Diskussionen, in denen sie Motive durchleuchteten und Charaktere analysierten. Doch Burden war nicht mehr in der Lage, sich an solchen Gesprächen zu beteiligen. Da konnte er ebensogut Scharfsinn und intelligente Mutmaßungen von Martin erwarten. Jeden Tag schien er etwas weiter abzugleiten, reizbarer und zerstreuter zu sein, bis Wexford sich fragte, wie lange das noch so weitergehen konnte. Im Moment deckte er Burden tagtäglich, machte seine Arbeit für ihn, ebnete ihm den Weg. Doch es gab Grenzen, und irgendwann demnächst würde es zum Zusammenbruch kommen, ein unübersehbarer Fehler, ein hysterischer Ausbruch in aller Öffentlichkeit. Und was dann? Die peinliche Bitte um Burdens Rücktritt, bevor man ihn hinauswarf?
    Wexford schüttelte diese bedrückenden Gedanken von sich ab und wandte seine Konzentration dem Bericht zu. Jedenfalls war ein Rätsel geklärt. Er brauchte sich nicht länger zu fragen, weshalb Swan sich gegen eine Verhandlung gewehrt hatte, insbesondere eine, in der es um ein weiteres totes kleines Mädchen ging.
    Der nächste Schritt war, Frensham zu finden, und das erwies sich als einfach. Vierzehn Jahre hatten aus dem Studenten einen Börsenmakler gemacht, ihn aus der Wohnung seiner Eltern, jedoch nicht aus Kensington weggeführt und ihn in seinem Status als Junggeselle belassen. Was war aus der Verlobten geworden, die ihn damals in die Ferien am See begleitet hatte?
    Eine Frage, die ihn kaum zu interessieren brauchte, entschied Wexford. Er führte das entsprechende, höfliche Telefonat mit den Kollegen von der Metropolitan Police und machte sich dann auf den Weg nach London. In der Halle traf er Burden.
    »Irgendeinen Hinweis auf den Mann aus dem Suchtrupp?«
    Burden hob besorgt den Blick und murmelte: »Das hat doch Martin übernommen, oder?«
    Wexford ging, ohne sich noch einmal umzusehen, in den Regen hinaus.
     
    Er stieg an der Gloucester Road aus der U-Bahn, verlief sich und mußte einen Polizisten nach dem Weg fragen. Schließlich fand er Veronica Grove, eine kleine, baumgesäumte Straße, die bei Stanhope Gardens hinter Queens Gate verlief. Wasser tropfte sanft von den Zweigen über ihm, und bis auf die Tatsache, daß diese Bäume hier Platanen und keine Eichen waren, hätte er auch in Kingsmarkham sein können. Die Umgebung des Piebald Pony entsprach viel eher seiner Vorstellung von London.
    Während er über solche Ungereimtheiten nachdachte, erreichte er innerhalb weniger Minuten Bernard Frenshams Haus. Es war winzig, ein Vogelnest mit ordentlichen, aber leeren Blumenkästen, und sehr bescheiden, es sei denn, man wußte, daß solche Objekte für fünfundzwanzigtausend Pfund gehandelt wurden.
    Ein Bediensteter, klein, drahtig,

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