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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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den ich nicht auskomme, werde ich nie wiedersehen, und diese Unerträglichkeit muß ich ertragen. Ich werde sie nie mehr in dem düsteren Wald oder im Halbdunkel des Stammhauses küssen, sie nie mehr in weißem Samt gekleidet sehen oder hören, wie man bewundernd ihren Namen nennt. Sie ist tot, und ihr Tod reißt eine Lücke in mein Leben, die durch nichts zu schließen ist.
    Ihr Inspector fragte mich, was ich möchte, und es ist nichts geschehen, was mich zu einer Änderung meiner Antwort veranlassen könnte. Ich möchte sterben.

Schuld verjährt nicht
    Deutsch von Monika Elwenspoek
    So zehrst am Tod du, der am Menschen zehrt; und ist Tod tot, hat Sterben aufgehört.
    Shakespeare, Sonett 146

1
    »Die Schönwetterperiode, die wir oft Mitte Oktober haben, ist allgemein als St. Lukas Little Summer bekannt. Das mit dem kleinen Sommer bedarf keiner Erklärung; und St. Lukas hat sich durch den 18. ergeben, der zufälligerweise der Tag dieses Heiligen ist.« Station Sergeant Camb bedachte Harry Wild mit dieser ebenso interessanten wie nutzlosen Information, streckte sich genießerisch in der warmen Herbstsonne und lächelte sein Gegenüber salbungsvoll an.
    »Ach, wirklich? Vielleicht schreibe ich was in meiner Kolumne Gehört, Notiert darüber.« Wild zog an seiner übelriechenden alten Pfeife und stützte mit Lederflicken besetzte Ellbogen auf den Tresen. Er gähnte. »Haben Sie nicht ein bißchen was Aufregenderes für mich?«
    Camb ließ sich durch das Gähnen anstecken und gähnte seinerseits. Zum drittenmal machte er eine Bemerkung über das schwüle Wetter, dann schlug er sein Buch auf.
    »Zusammenstoß zweier Fahrzeuge an der Kreuzung Kingsmarkham High und Queen Street«, las er. »Keine Verletzten. Das war Sonntag. Kein Thema für den Courier, oder? Siebzehnjähriges Mädchen vermißt, aber wir wissen schon, wo sie ist. Ach, und ein Pavian ist aus der Tierhandlung entlaufen...« Wild sah mit mildem Interesse auf. »...Nur haben sie ihn auf ihrem eigenen Balkon gefunden, wo er sich in der Mülltonne verkrochen hatte.«
    »Welch ein langweiliges Nest«, sagte Wild. Er steckte sein Notizbuch weg. »Aber ich habe mich ja fürs ruhige Leben entschieden. Ich könnte morgen in Fleet Street anfangen, wenn ich Lust hätte. Ich müßte nur einen Ton sagen, und schon wäre ich da, wo sich wirklich was tut.«
    »Klar... Camb wußte sehr wohl, daß Wild als Chefreporter beim Kingsmarkham Courier blieb, weil Bequemlichkeit und allgemeine Unfähigkeit, wie auch sein inzwischen fortgeschrittenes Alter, ihn für eine bedeutendere Zeitung kaum geeignet erscheinen ließen. Wild kam regelmäßig aufs Revier, länger als es Cambs Erinnerung lieb war, und jedesmal redete er über Fleet Street, als habe er abgelehnt, und nicht umgekehrt. Doch um des lieben Friedens und der angenehmen Atmosphäre willen erhielten sie das Märchen aufrecht. »Bei mir ist es genau dasselbe«, sagte er. »Wie oft hat Mr. Wexford mich im Lauf der Jahre nicht schon angefleht, zu überlegen, ob ich zum C. I. D. gehen will, aber ich wollte nie. Ich bin nicht ehrgeizig. Was natürlich nicht heißt, daß mir die Befähigung gefehlt hätte.«
    »Sicher hätten Sie die gehabt.« Als fairer Mitspieler gab Wild das Lob zurück. »Aber wohin führt dieser Ehrgeiz denn? Sehen Sie sich Inspektor Burden an, um ein Beispiel zu nehmen. Noch keine vierzig und total ausgelaugt, wenn ich das mal sagen darf.«
    “Na, er hat ja auch viel durchgemacht, oder? Auf die Weise seine Frau zu verlieren, und das mit zwei unmündigen Kindern.«
    Wild gab einen tiefen, kummervollen Seufzer von sich. »Das«, meinte er, »war eine tragische Geschichte. Krebs, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Stimmt. Letztes Jahr um diese Zeit munter wie ein Fisch im Wasser, und Weihnachten tot. Erst fünfunddreißig. Macht einen irgendwie nachdenklich.«
    »Mitten aus dem Leben. Kommt mir vor, als hätt’s ihn hart getroffen. Die beiden haben wohl sehr aneinander gehangen?«
    »Mehr Liebes- als Ehepaar.« Camp räusperte sich und stand strammer, als die Fahrstuhltür aufging und Chief Inspector Wexford heraustrat.
    »Na, Sergeant, wieder mal beim Tratschen? Tag, Harry.« Wexford warf nur einen kurzen Blick auf die beiden leeren Teetassen auf dem Tresen. »Das erinnert mich hier von Woche zu Woche mehr an Kaffeeklatsch beim Müttergenesungswerk.«
    »Ich war gerade dabei«, sagte Camb würdevoll, »Mr. Wild von unserem entsprungenen Pavian zu erzählen.«
    »Liebe Güte, eine heiße Neuigkeit. Da

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