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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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hatte ein komisches Gefühl. Vielleicht sollte sie Georg mal zur Seite nehmen. Aber was sagen?
    Georg stand im Gespräch mit einer großen Gruppe, vorwiegend
waren es Herren. Karoline stand auch in der Gruppe. Alle lauschten konzentriert Georgs Worten. Toni fand den Anblick beruhigend. Es war alles in Ordnung. Sie musste sich keine Sorgen machen. Irgendwie erleichtert ging sie zu der Gruppe und stellte sich neben ihren Mann. Man machte ihr sofort Platz, klar, einige lächelten sie an. Georg redete über die Chancen auf dem russischen Markt. Seine Hände gestikulierten leidenschaftlich. Karoline, die eben noch an seinen Lippen gehangen hatte, schaute verärgert Toni an und löste sich dann aus der Gruppe. Georg schien es nicht zu bemerken. Er war zu sehr im Redefluss.
    Es war alles gut.
    Toni, die sich nicht so brennend für den Zustand der Börse in Moskau interessierte, schaute in den Raum hinein. Irgendwo in ihrer Nähe hatte es gepiept, das hatte sie trotz der Musik gehört. Ja, dort zog ein Herr seinen BlackBerry aus der Innentasche. Sein Nachbar hatte auch auf einmal sein Handy in der Hand. Und dort drüben griff eine Dame in ihre piepende Handtasche. Plötzlich schien es, als habe der halbe Raum zeitgleich eine SMS, MMS oder Voice Mail erhalten. Wo immer Toni jetzt hinschaute, überall hatten Leute ihre Mobilfunkgeräte gezückt und starrten ungläubig die Bildschirme an. Wer keines hatte, wurde von seinem Nachbarn angestoßen, der ihn informierte. Hier in diesem Kreis war noch alles ruhig, obwohl Toni auch bemerkte, wie hier mehrere Nachrichten eingegangen waren. Taschen vibrierten, Signaltöne kamen aus Clutchbags und Smokingjacken. Nur traute sich hier keiner, das Handy hervorzuholen. Nicht, wenn man gerade dem kommenden neuen Mann des Konzerns lauschte. Doch jetzt wurden die ersten von außen angetippt - ein, zwei hatten sich schon abgewendet, kriegten nun etwas ins Ohr geflüstert und starrten danach mit großen Augen erst Georg und dann Toni an. Nun bemerkte auch Georg die Veränderung und brach mitten im Satz ab.
Irritiert schaute er Toni an, die neben ihm stand. Irgendetwas in ihrem Gesicht verhieß nichts Gutes. Doch bevor er etwas sagen konnte, ging die Fahrstuhltür auf und der Zeitungsbote, der eben noch im Innenhof des Sony Centers gewesen war, betrat den Raum. Wer ihn gesichtet hatte, stürmte sofort auf ihn zu.
    Der Mann machte das Geschäft seines Lebens. Für die Boulevardzeitung, die sonst für 60 Cent am Kiosk zu haben war, wurden regelrecht Gebote abgegeben. Er verkaufte die Handvoll Exemplare für 10 Euro, 20 Euro, sogar 50 Euro. Alle wollten die Zeitung haben, sofort. Hatte jemand eine ergattert, bildete sich sofort ein großer Kreis um den Leser. Längst war die Musik ausgeschaltet, der DJ hatte gemerkt, dass hier plötzlich eine komische Sache lief. Nur die Schüler aus Neukölln bemühten sich nicht um die Lektüre, sie hatten absolut keine Ahnung, was hier gerade geschah. Toni beobachtete alles wie aus der Entfernung. Sie stand neben Georg, war da und doch nicht da.
    Das Ehepaar Jungbluth schien plötzlich vollkommen isoliert. Niemand ging zu ihnen hin. Niemand weihte sie ein. Bis Margot aus der schweigenden Gala-Menge emportauchte, mit einer Zeitung in der Hand, die sie Toni und Georg reichte. Mit einer Schlagzeile auf der Titelseite, die nicht zu übersehen war: »Top-Manager kauft seine Ehefrau«. Und etwas kleiner stand darunter: »Georg Jungbluth will heute Vorstandsvorsitzender werden. Unbedingt. Doch er hat ein Problem: Seit Monaten hat er eine außereheliche Affäre mit einer Blondine. Seine Ehefrau Antonia? Ist darüber seit Wochen im Bilde. Denn die erhält 500 000 Euro für ihr Schweigen. Die Summe wurde per Vertrag beim Notar festgelegt. Das Blenderpärchen ging aber noch weiter: Sie erfanden eine Schwangerschaft. Damit sollte die Ehe noch perfekter aussehen. Doch in der Frauenarztpraxis von Antonia Jungbluth, die sie regelmäßig besucht, weiß man von nichts. Das Kind, so scheint es, ist eine Lüge. So wie ihre ganze Ehe.«

    Die abgedruckten Bilder untermauerten den Text. Da war ein Auszug aus der notariellen Vereinbarung. Dann ein Bild von der rotblonden Toni, wie sie sich gerade scheinschwanger den Bauch hielt. Und dann noch diese Serie von Paparazzi-Fotos, wie Georg auf offener Straße einer Frau hinterherrannte. Im nächsten Bild kriegte er sie an der Schulter zu fassen, redete wohl auf sie ein. Und dann im nächsten lagen sich die beiden in den Armen und küssten

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