Der Liebespakt
dass die Countess ihren Vater so sehr hasste, dass sie es kaum ertrug, wenn auch nur sein Name fiel."
„Das kann ich mir gut vorstellen."
„Lucy erwähnte noch eine ungewöhnliche Bemerkung der Countess. Demnach konnte ihr Vater seine Hände nicht bei sich behalten. Lucy hatte den Eindruck, dass die Countess selbst betroffen war."
„Sie meinen, ihr Vater ..." Magnus führte den Satz nicht zu Ende. Etwas Derartiges konnte man nicht laut aussprechen. Er wusste, dass solche tragischen Dinge manchmal passierten. Nicht, dass er jemals groß darüber nachgedacht hätte. Aber nun ließ ihn der Gedanke daran, dass Caroline in den Händen eines inzestuösen Vaters gewesen war, innerlich vor Zorn kochen.
Er stand auf. „Ich habe genug gehört. Wir sollten nun eine
Übereinkunft über Ihren Lohn treffen, da ich Ihre Dienste nicht länger benötigen
werde."
Magnus war sehr aufgewühlt von dem, was er gehört hatte. Und so bemerkte er nicht, dass das Honorar, das Mr Green verlangte, sehr viel geringer ausfiel als erwartet. Nachdem er ihn bezahlt hatte, nahm er, sich den Report und verließ das Büro.
Auf dem Weg nach Hause blätterte Magnus - er saß hinten in der Kutsche - den Report durch, froh, dass er heute einen Fahrer dabei hatte. Sein Magen zog sich zusammen, als er den Abschnitt des Berichts über Louis Wembly las. Noch einmal las er den Teil sorgfältig durch.
Aus einem Impuls heraus gab er dem Kutscher dann die Anweisung, in den Londoner Osten zu fahren. Der Fahrer sah ihn unsicher an, aber Magnus musste sich nicht wiederholen. Sie fuhren durch schmutzige Straßen, und der Gestank war stellenweise so widerwärtig, dass er kaum atmen konnte. Der Kutscher wandte sich um. „Wohin jetzt, Mylord?"
„Bitte fahren Sie mich zu dieser Adresse", gab er Anweisung.
Wenige Minuten später hielten sie vor einer Reihe von Häusern, die aus Elisabethanischer Zeit stammen mussten, da jedes Stockwerk weiter als das untere in die Straße hineinragte, sodass kaum ein Sonnenstrahl seinen Weg bis auf die von Abwässern besudelte Straße fand.
„Wir sind da, Mylord", verkündete der Kutscher.
Magnus starrte ungläubig und angeekelt auf die verfallene Häuserfront vor sich. Dann lehnte er sich zurück und befahl: „Nach Hause."
Louis Wembly hatte seine Familie hierher gebracht. Und er hatte noch Schlimmeres getan als das. Es war gut, dass der verfluchte Mann tot war, denn Magnus zweifelte nicht daran, dass er ihn eigenhändig in die tiefsten Abgründe der Hölle befördert hätte, wäre der Elende noch am Leben gewesen.
Doch noch mehr belastete ihn, was er selbst Caroline angetan hatte. Sie hatte versucht, ihm zu erklären, dass ihr Vater ihre Fähigkeit, jemandem zu vertrauen, zerstört hatte. Magnus hatte das persönlich genommen, zu tief getroffen von ihrem Betrug, um diese Erklärung akzeptieren zu können. Aber angesichts dessen, was er gerade hatte sehen müssen,
war ihr Verhalten nur zu verständlich. Wer hätte auch etwas so Schreckliches annehmen können?
Als er vor Eddington House aus der Kutsche stieg, widerstrebte es ihm, hineinzugehen. Er brauchte mehr Zeit, um die fürchterlichen Entdeckungen der letzten Stunde zu verkraften. Wie es der Zufall wollte, war Caroline im Gelben Salon, als er hineinkam.
„Es ist noch zu früh für den Tee", sagte Magnus, im Schatten des Ganges stehend. „Ich werde seit Neuestem öfter hungrig als früher", erwiderte Caroline. Er konnte noch immer kaum Veränderungen an ihrem Körper ausmachen, abgesehen von ihren voller werdenden Brüsten. Ihre Taille war immer noch schmal. Es musste ewig her sein, seit er sie das letzte Mal nackt gesehen hatte.
„Möchtest du mir Gesellschaft leisten? Es gibt dein Lieblingsgebäck", sagte sie schüchtern.
Dass sie daran dachte, was ihm schmeckte, ließ ihn lächeln. Er ging in den Salon und setzte sich zu ihr an den Tisch.
„Was hast du da?", fragte Caroline beiläufig, während sie ihm eine Tasse indischen Tee einschenkte. Neugierig streckte sie die Hand nach Mr Greens Bericht aus. Er hatte ganz vergessen, dass er ihn immer noch hielt.
„Geschäftspapiere", sagte er und stopfte sie unter seinen Sitz. Als Caroline ihm das Tablett mit den Süßwaren reichte, bemerkte er, dass ihre Hand zitterte. Sie war also nervös. Nun, das war er auch! Es war sehr lange her, seit sie entspannt beieinander gesessen hatten.
„Wann wird deine Familie in London eintreffen?", erkundigte er sich höflich.
„In. etwa einer Woche."
„Dann werde ich
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