Der Liebesschwur
sehen, was ich tun kann.«
»Wenn du sie unter Beobachtung halten könntest, wäre ich dir ewig dankbar.«
Patience sah, wie seine Augen aufblitzten, und fragte sich, wie sie sich diese Dankbarkeit am besten zunutze machen könnte. Was könnte er für sie tun? Doch dann begriff sie, dass ihr Blick schon wieder auf seinen Lippen ruhte. Sie blinzelte und nickte dann knapp. »Ich werde es versuchen.«
»Tu das.« Vane hob einen Finger und strich damit zart über ihre Wange. Dann klopfte er sanft dagegen. »Bis später.« Mit einem kurzen Nicken ging er zur Tür.
Für Patience erwies sich Lady Hendricks Musikvorstellung an diesem Abend als eine Erfahrung, auf die sie lieber verzichtet hätte. Außer ihr, Minnie und Timms und allen drei Chadwicks war auch Edmond mitgekommen.
Henry und Edmond dazu zu überreden, mit ihnen zu gehen, war sehr einfach gewesen. Beim Essen hatte sie Gerrard fröhlich gebeten, ihre nur aus Frauen bestehende Gesellschaft an diesem Abend zu begleiten. Gerrard war errötet und hatte begonnen, eine Entschuldigung zu stottern, und aus den Augenwinkeln hatte Patience bemerkt, wie Henry und Edmond einander immer wieder Blicke zuwarfen. Noch ehe Gerrard mit seiner Erklärung am Ende war, hatte Henry ihn unterbrochen und seine Dienste angeboten. Edmond, der sich an die Verbindung von Musik und Drama erinnerte, hatte erklärt, dass er auch mitkommen würde.
Als sie über die Schwelle von Lady Hendricks Musikzimmer schritten, gratulierte sich Patience selbst zu ihrem Erfolg.
Sie begrüßten ihre Gastgeberin, dann gingen sie in das bereits gut besuchte Zimmer. Hinter Minnie ging Patience an Edmonds Arm. Henry war von seiner Mutter in Beschlag genommen worden. Minnie und Timms waren überall bekannt, und diejenigen, die die beiden begrüßten, nickten und lächelten auch Patience zu. In einem neuen Kleid erwiderte diese gelassen die Grüße, innerlich war sie erstaunt über das Selbstvertrauen, das das eng anliegende Kleid aus moosgrüner Seide ihr gab.
Timms führte Minnie zu einer nur halb besetzten chaise . Die beiden nahmen die freien Plätze ein und begannen eine Unterhaltung mit der Lady, die in der anderen Ecke saß. Der Rest der Familie wanderte ziellos durch den Raum.
Mit einem innerlichen Aufseufzen übernahm Patience die Führung. »Dort drüben ist noch ein Stuhl, Henry. Vielleicht möchten Sie den für Ihre Mutter holen.«
»Oh, richtig.« Henry ging zu dem freien Stuhl, der an der Wand stand. Auf einen Wink ihrer Gastgeberin hin setzten sich die Gäste, und plötzlich war es schwierig, einen freien Stuhl zu finden.
Sie stellten den Stuhl für Mrs. Chadwick neben die chaise , auf der Minnie saß.
»Und was ist mit dir?« Angela, in einem weißen Kleid, verziert mit rosa Rosen und kirschfarbenen Bändern, stand daneben, und ihre Finger kneteten die Bänder.
»Dort drüben sind noch freie Stühle.« Edmond deutete auf einige leere Plätze, die vor dem Piano und der Harfe standen.
Patience nickte. »Wir werden uns dorthin setzen.«
Sie gingen auf die Stühle zu. Und sie waren auch fast schon dort angekommen, als Angela sich beklagte. »Ich denke, die andere Seite wird besser sein.«
Patience ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Die wenigen jungen Männer, die von ihren Müttern zu dem Besuch gezwungen worden waren, hatten sich zu einer Gruppe auf der anderen Seite des Raumes zusammengefunden. »Deine Mama würde von dir erwarten, dass du bei deinem Bruder sitzt.« Sie nahm Angelas Arm und zog sie neben sich. »Junge Ladys, die allein herumlaufen, haben sehr schnell den Ruf, leicht zu erobern zu sein.«
Angela schmollte und warf noch einen sehnsüchtigen Blick zur anderen Seite des Raumes. »Das sind doch nur wenige Meter.«
»Wenige Meter zu viel.« Patience hatte die freien Stühle erreicht und zog Angela neben sich. Edmond setzte sich links neben Patience, und Henry zog es vor, hinter Patience zu sitzen und nicht neben seiner Schwester. Als die Künstler unter höflichem Applaus den Raum betraten, zog Henry seinen Stuhl ein wenig nach vorn und zischte Angela leise zu, zur Seite zu rücken.
Man warf ihnen missbilligende Blicke zu. Patience wandte sich um und bedachte Henry mit einem bösen Blick. Henry gab nach.
Mit einem erleichterten Seufzer lehnte sich Patience in ihrem Stuhl zurück, bereit, der Musik ihre Aufmerksamkeit zu widmen.
Henry beugte sich vor und zischte in ihr Ohr: »Eine recht feine Gesellschaft, nicht wahr? Ich würde sagen, so verbringen die meisten Ladys
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