Der Liebesschwur
beruhigen.
Er wusste, wie er das machen musste. Es gab eine Ebene des warmen Verlangens, auf dem die Frauen schweben konnten, weder getrieben noch ruhig, sie schwammen einfach auf einem Meer des Glücks. Mit Händen, Lippen, Mund und Zunge beruhigte er ihren erhitzten Körper, nahm ihrem Verlangen den Schmerz, ihrer Leidenschaft den Trieb und brachte sie in diesen angenehmen Zustand.
Patience begriff nicht, was mit ihr geschah – sie wusste nur, dass sie Frieden fühlte, Ruhe, ein tiefes Glücksgefühl, das ihren ganzen Körper erfasst hatte. Zufrieden ließ sie sich treiben, ließ ihre Sinne wandern. Dieser Wirbel, der sie erfasst und verwirrt hatte, wurde langsamer, ihre Gedanken klärten sich.
Als sie dann wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte, war es nicht mit einem Schock. Vanes Hände, die Zärtlichkeiten seiner Lippen, seiner Zunge waren ihr bekannt – sie waren keine Bedrohung für sie.
Und dann erinnerte sie sich wieder daran, wo sie waren.
Sie versuchte, die Augen zu öffnen, aber ihre Lider waren zu schwer. Sie hatte gerade genug Luft, um zu flüstern: »Wenn nun jemand reinkommt?«
Ihre Worte endeten in einem Seufzer, als Vane den Kopf hob und seine Lippen von ihren Brüsten löste. Seine Stimme war tief und sanft. »Die Tür ist abgeschlossen – das weißt du doch.«
Sie sollte sich erinnern? Wenn seine Lippen sie berührten und seine Finger ihre Brüste streichelten, konnte sich Patience kaum an ihren eigenen Namen erinnern. Der Friede, der sie einhüllte, dehnte sich aus, ihr Verstand arbeitete langsamer. Jeder einzelne Muskel ihres Körpers entspannte sich.
Vane waren die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht entgangen. Er war nicht überrascht, als er feststellte, dass sie eingeschlafen war. Langsam beendete er seine Zärtlichkeiten. Dann zog er sich von ihr zurück und lächelte – über das sanfte Lächeln, das um ihre von seinen Küssen noch geröteten Lippen lag, über den sanften Schein auf ihrem Gesicht.
Er ließ sie schlafen.
Patience war nicht sicher, wann sie endlich begriff, dass er nicht mehr da war. Verschlafen öffnete sie die Augen – und sah nur die Fenster, doch nicht ihn. Der warme Frieden, der sie eingehüllt hatte, war viel zu tief, um schnell wieder zu verschwinden. Sie lächelte und schloss erneut die Augen.
Als sie aufwachte, war der Vormittag bereits vorüber. Sie blinzelte, dann öffnete sie die Augen weit und lehnte sich ein wenig höher in die Kissen. Und runzelte die Stirn.
Jemand hatte ihre Stickarbeit auf den Tisch neben der Liege gelegt. Vage erinnerte sie sich daran, dass Timms in dem Zimmer gewesen war, erinnerte sich an die Hand, die sanft ihr Haar gestreichelt hatte.
Sie erinnerte sich an die Hand, die zärtlich ihre Brust gestreichelt hatte. Patience riss die Augen auf. Andere Erinnerungen, andere Gefühle drängten sich in ihre Gedanken. Ihre Augen wurden noch größer. »Nein – das muss ein Traum gewesen sein.« Mit gerunzelter Stirn schüttelte sie den Kopf – doch gelang es ihr nicht, die sinnlichen Bilder zu verdrängen, die in ihrer Erinnerung aufstiegen. Und diese nagende Unsicherheit wandelte sich zur Tatsache.
Ihr Mieder war geöffnet.
Entsetzt murmelte Patience einen leisen Fluch und schloss schnell die Knöpfe. »Schwerenöter!« Sie sah sich erschrocken um. Ihr Blick fiel auf Myst. Die kleine graue Katze saß bequem auf einem kleinen Tisch und hatte die Vorderpfoten unter sich gezogen.
»Bist du die ganze Zeit hier gewesen?«
Myst blinzelte mit ihren großen blauen Augen – und erwiderte Patience' Blick.
Patience fühlte, wie ihr eine heiße Röte in die Wangen stieg – sie fragte sich, ob es wohl möglich war, sich vor einer Katze zu schämen. Vor dem, was die Katze vielleicht gesehen hatte.
Ehe sie sich jedoch entscheiden konnte, öffnete sich die Tür – und Vane schlenderte in das Zimmer. Das Lächeln, das um seine Lippen lag, genügte, um Patience' Entschluss zu stärken, dass sie ihm niemals, nicht um alles in der Welt, verraten würde, wie sehr er sie aus der Ruhe gebracht hatte. »Wie spät ist es?«, fragte sie lässig.
»Zeit zum Essen«, antwortete der Wolf.
Patience fühlte sich wie Rotkäppchen, unterdrückte ein gespieltes Gähnen, dann hielt sie die Arme hoch und winkte ihn zu sich. »Sie dürfen mich nach unten tragen.«
Vanes Lächeln wurde noch breiter. Mit eleganter Lässigkeit hob er sie auf seine Arme.
Ihr Erscheinen im Esszimmer entging niemandem. Die anderen Hausbewohner hatten sich bereits um
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