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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagen — aufgescheuchte Vögel fliegen
früh nach Hause. Sie nippte an ihrem Glas und sah sich erneut um.
    »Sie und Kendall sollten sich
mal zusammentun.« Sie lächelte leicht. »Sie haben beide dieselben Vorstellungen
von Innendekoration, aber er hat das Geld, um sie zu verwirklichen.«
    »Nach allem, was ich von seinem
Bums gesehen habe, hat er eine Neigung zu muffigem Klosterstil«, brummte ich.
    Sie reagierte mit dem typisch
weiblichen Trick des Themawechsels, der einen immer zweifeln läßt, ob man
richtig gehört hat. »Was kommt vor Wheeler?« fragte sie beiläufig.
    »Al«, sagte ich. »Und was kommt
nach Justine ?«
    »Die Sintflut.«
    »Das kann ich mir denken«,
sagte ich.
    »Und Sie haben vom Tempel
praktisch nichts gesehen, Al. Demnächst werde ich einmal eine persönliche Zehncentführung für Sie veranstalten.«
    »Die überwältigende Vorfreude
wird mich nachts nicht schlafen lassen«, sagte ich sehnsuchtsvoll. »Was
bezweckte Kendall übrigens mit seinem kalorienarmen Tempel der Liebe ?«
    »Er ist eine ganz legitime
Sache.« Ihre saphirblauen Augen betrachteten mich eindringlich über den Rand
ihres Glases hinweg, das sie an ihre Lippen hob. »Das Ganze ist eigentlich
nichts weiter als ein gehobener Klub für einsame Herzen. Wir heißen jedes
einsame Herz jedes Geschlechts willkommen, solange sich damit eine gewisse
Wohlhabenheit verbindet. Für erwiesene Dienste werden ihnen niemals Rechnungen
präsentiert — es wird lediglich darauf hingedeutet, daß die einsamen Herzen
vielleicht gern eine Spende für das undichte Dach geben würden. Und glauben Sie
mir, sie geben sie!«
    »Kendall tröstet wohl die
einsamen weiblichen Herzen, und Sie nehmen die männlichen in Obhut?« fragte
ich.
    »So ähnlich.« Sie nickte. »Aber
nichts Rohes wie schlichter Sex darf sich jemals in die Beziehung
einschleichen. Vielleicht läßt man unausgesprochen ein bißchen durchschimmern,
Spaß und Spiel sei im Bereich des Möglichen, sofern die Spende ausreichend
großzügig ausfällt — aber irgendwie endet es nie damit. Rafe ist ein viel zu gerissener Geschäftsmann, um irgendwelche Eskapaden zu
riskieren, die die Sittenpolizei auf den Plan rufen könnten.«
    »Sie wollen damit sagen, es
handelt sich um einen raffinierten Schwindel.«
    »Wumm!« Sie grinste spöttisch.
»Sie haben eine recht klare Ausdrucksweise, Al. Ja? Das muß wohl eine Art
Polizistenkomplex sein.«
    Lichtreflexe blitzten auf, als
sie langsam die übereinandergeschlagenen Beine löste. Der Saum ihres
Silberkleids rutschte gut fünf Zentimeter höher und enthüllte eine
atemberaubende Strecke nackter, runder, honigfarben gebräunter Schenkel.
Weitere Konzentration war unmöglich. Ich schloß zögernd für ein paar Sekunden
die Augen und trank dann einen Schluck Scotch.
    »Um Ihrem Polizistenkomplex
aufzuhelfen«, sagte Justine mit resignierter Stimme,
»werde ich mich ganz deutlich ausdrücken. Sie haben Rafe nervös gemacht. Wenn er nervös wird, wird er dumm. Deshalb sagte er auch, er
könne Ihnen bei Ihren Ermittlungen gar nicht helfen; und er war einfältig
genug, zu hoffen, das würden Sie ihm glauben.«
    »Während er die ganze Zeit über
genau wußte, wer Hank Magnuson umgebracht hat?« sagte
ich spöttisch.
    »Wenn Sie glauben, ich sei im
Begriff, Ihren Mordfall für Sie aufzuklären, dann können Sie mir jetzt gleich
Ihre Dienstmarke geben.« Sie lächelte süß. »Aber bevor Sie meinen Job im Tempel
der Liebe übernehmen, müßten Sie sich erst die Haare ein bißchen wachsen
lassen.«
    »Kriege ich dann auch einen
Silberanzug?« fragte ich.
    »Sie sind ein schlechter
Zuhörer, das ist der Ärger.« Sie gähnte leicht. »Aber schließlich sind Sie ein
Polyp — wahrscheinlich ungebildet — und vielleicht auch taub von all den
Prügeln, die Sie in der Ausübung Ihres Dienstes bezogen haben, wenn Sie all die
wilden, schamlosen halbwüchsigen Mädchen verhaften müssen, die auf dem Gehsteig Hoola-hoop spielen.«
    Ich blickte sie bewundernd an.
»Sie laufen aus wie ein defekter Wasserhahn. Sagen Sie mal etwas, was des
Anhörens wert ist, dann bin ich ganz Ohr.«
    » Rafe hat einen Freund namens Bryant. Er war derjenige, der Mrs. Magnuson ursprünglich in den Tempel brachte. Ihrem
Benehmen und ihren Spenden nach ist Rafe die
Erfüllung all ihrer geheimen Gebete. Hören Sie zu?«
    »Ich lausche.«
    »Bryant gehört unserem kleinen
Kult nicht an, und seit er Mrs. Magnuson gebracht hat, habe ich ihn mit Rafe zusammen nur in
den sozusagen

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