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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Tränen traten mir in die Augen, denn in all den Jahren habe ich mich so oft nach diesen Leiden gesehnt und mir vorgestellt, dass ein Kind mich und Tom hätte einander näher bringen können – trotz allem bin ich überzeugt, dass er Kinder wollte. Und selbst als ich wusste, dass das niemals geschehen könnte, dachte ich, dass ein Kind mich mir selbst näher bringen könnte.
    Während ich weinte, sahst du mich an. Deine Augen, die heutzutage aussehen, als wärst du betrunken, waren sanft. Ich interpretierte das als Anteilnahme. »Tut mir leid«, sagte ich und du bewegtest den Kopf ganz leicht – kaum ein Nicken, aber beinahe, vielleicht.
    Als ich dein Zimmer verließ, fühlte ich mich seltsam beschwingt und vielleicht veranlasste mich das, komplett angezogen bis nach ein Uhr morgens auf dem Bettrand zu sitzen und darauf zu warten, dass Tom sich zurückzog.
    Schließlich hörte ich seinen leichten Schritt auf dem Flurläufer und sein lautes Gähnen.
    »Du gehst spät ins Bett.« Ich stand in meinem Türrahmen und sprach leise. Er sah einen Moment erschreckt aus, dann war sein Gesicht wieder zerknittert vor Müdigkeit.
    »Kann ich dich kurz sprechen?« Ich hielt meine Tür einladend auf und fühlte mich wieder wie die stellvertretende Schulleiterin kurz vor Ende meiner Zeit an St. Luke, als ich oft ein »kurzes Gespräch« mit einem neuen Lehrer darüber führen musste, dass die Aufsicht auf dem Spielplatz eine ernst zu nehmende Verantwortung ist oder dass es gefährlich ist, mit den bedürftigeren Kindern eine zu vertraute Beziehung einzugehen.
    Er sah auf die Uhr. Ich hielt die Tür ein bisschen weiter auf. »Bitte«, fügte ich hinzu.
    Mein Mann setzte sich in meinem Zimmer nicht hin. Stattdessen lief er hin und her, als wäre es ihm äußerst fremd (was es vermutlich in gewisser Hinsicht auch ist). Es erinnerte mich an unsere Nacht im Ship. Mein Zimmer ist jedoch ganz anders, als jenes Zimmer war: Statt Gardinen habe ich eine praktische Holzjalousie; statt eines bestickten Federbetts habe ich eine Steppdecke, die nicht gebügelt werden muss. Diese Dinge habe ich zusammen mit den Schlafzimmermöbeln bei IKEA gekauft, als ich einzog. Ich habe nur wenige Gedanken an die ganze Sache verschwendet und IKEA hat mir geholfen, »den Chintz rauszuschmeißen«, wie sie sagen. Und raus kamen all die Dinge, die ich von Mum and Dad geerbt hatte – eine Stehlampe mit Fransenschirm, ein Wandspiegel mit einer verzierten Ablage, ein zerkratzter Eichentisch – und herein kam der IKEA-Stil. Ich glaube, ich wollte Nüchternheit. Es war nicht so sehr der Versuch eines Neuanfangs als vielmehr die Weigerung, mich mit dem Vorgang zu identifizieren. Vielleicht der Wunsch zu leugnen, dass ich überhaupt an dem Ort war. Deshalb sind die Wände beigefarben gestrichen und die Möbel, diealle furniert sind, haben die Farbe »blond«. Bei dem Wort muss ich lächeln – ein merkwürdiges Wort für einen Schrank. Blond. Es klingt so glamourös, so sinnlich. Sexbomben sind blond. Und Sirenen. Und Tom natürlich, auch wenn seine Haare jetzt grau sind; immer noch dick, aber ohne den hellen Schein der Jugend.
    Der einzige Luxus in meinem Zimmer ist das vom Boden zur Decke reichende Bücherregal, das ich an einer Wand aufgestellt hatte. Ich hatte immer deine Bücherregale in der Chichester Terrace bewundert, die aus Mahagoni gefertigt und mit gebundenen Büchern mit Ledereinbänden und übergroßen Kunstmonografien gefüllt waren. Ich frage mich, was mit all den Büchern geschehen ist. In deinem Haus in Surrey war keine Spur davon. Ich fuhr vor ungefähr einem Monat hin, das erste Mal, als ich dich zu finden versuchte und nicht wusste, dass du im Krankenhaus bist, und dann, um einige Sachen für dich zu holen. Das Haus war ganz anders als die Wohnung in der Chichester Terrace. Wie lange hast du dort gelebt, nachdem deine Mutter gestorben war? Es müssen über dreißig Jahre sein. Ich habe keine Ahnung, was du in der ganzen Zeit gemacht hast. Der Nachbar, der mir erzählt hat, dass du einen Schlaganfall hattest, sagte, dass du immer für dich geblieben bist. Aber auf der Straße hättest du immer hallo gesagt und dich aufmerksam nach seiner Gesundheit erkundigt. Da musste ich lächeln und wusste, dass ich den richtigen Patrick Hazlewood gefunden hatte.
    Nachdem Tom einen Rundgang ums Zimmer gemacht hatte, blieb er schließlich mit verschränkten Armen vor der Jalousie stehen.
    »Es geht um Patrick«, sagte ich.
    Er stöhnte kurz auf. »Marion«,

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