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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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meinen? Und dass sie vor nichts zurückschrecken?«
    O doch, das hatte ich! Und ich kam mir in diesem Augenblick schrecklich dumm vor.
    »Wir werden zu einem Landgut nahe Paris reisen. Es steht leer, ist aber noch ziemlich gut erhalten. Dominik, Pascal und Sebastian werden dafür sorgen, dass dort wieder alles auf Vordermann gebracht wird.«
    »Und Ihr meint, dass ich dort sicher bin?«
    Aramitz nickte.
    Doch was war mit Jules? Und wollte ich überhaupt sicher sein? Ich wollte diese Mörder finden! Und jetzt waren es auch Athos und Blanchet, die ich rächen musste.

8
    Nachdem wir die Porte du temple passiert hatten, fuhren wir Richtung Norden. Hier und da reckte sich ein kleiner Kirchturm in die Höhe, beinahe jedes Dorf hatte eine eigene Kapelle. Krähen flogen von den Feldern auf und begleiteten uns mit lautem Krächzen.
    Unser Ziel lag hinter einem kleinen Waldstück. Die Flügel einer Mühle drehten sich träge im Wind. Abseits der Mühle befand sich ein kleines Landgut. Schon von Weitem konnte man erkennen, dass seine Mauern von Rosen geradezu überwuchert waren. Jetzt war das Gehölz kahl und wirkte tot, aber im Sommer musste es hier herrlich sein.
    Was mochten diese Mauern verbergen? Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich als Kind mit meinen Brüdern geheime Winkel unseres Schlosses durchsucht hatte. Bernard hatte mich nie dabeihaben wollen, weil er fand, dass Geheimnisse nichts für Mädchen waren. Doch sogar Roland hatte gefunden, dass ich mitkommen sollte. Im Gegensatz zu Antoine, der für mich war, weil er mich mochte, vertrat Roland die Theorie, dass sich Gespenster immer als Erstes auf Mädchen stürzen würden. Ich war damals schon sicher gewesen, dass er log, und furchtlos neben ihnen einhergeschritten. Als wir vom Dachboden herunterkamen, war ich allerdings immer die Erste, über die man herfiel – das Gespenst war allerdings keines aus Nebel oder einem zerlöcherten Betttuch gewesen, sondern Madame Poussier. Wie mochte sie die Nachricht vom Tod unserer Familie aufgenommen haben?
    Das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich schon eine Weile vor mich hingestarrt hatte. Aramitz hatte mich die ganze Zeit über beobachtet und lächelte mich breit an, als ich mich umwandte.
    »Seid Ihr aus Euren Tagträumen erwacht, Prinzessin?«
    Ich runzelte zornig die Stirn. »Nur Antoine darf mich so nennen!«
    Diese Abwehr war ein alter Reflex von mir, wenn Roland oder Bernard diesen Spitznamen gebraucht hatten. Erst einen Augenblick später wurde mir klar, dass meine Worte keine Bedeutung mehr hatten. Vielleicht hatten sie sie nie gehabt. Antoine war tot, und genau genommen war er nicht einmal mein Bruder gewesen.
    Tränen schossen mir in die Augen. Aramitz’ Lächeln erstarb. »Bitte verzeiht, ich wollte Euch nicht kränken.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich weinte nicht, weil er mich Prinzessin genannt hatte. Ich weinte, weil alles um mich herum zerbrochen war und ich nicht einmal selbst mehr wusste, wohin ich gehörte.
    Während ich zu den Mauern des Herrenhauses aufblickte, fragte ich mich, wie es hier wohl im Sommer aussehen würde, wenn die Rosen blühten. Welche Farbe mochten sie wohl haben? Rosa wie die wilden Rosen, die überall am Wegrand wucherten? Oder waren es rote oder weiße, die einst angepflanzt und dann vergessen worden waren?
    »Das Haus ist noch immer in einem recht guten Zustand«, erklärte Aramitz, während er neben mich trat, den Mantel um seinen linken Arm gewickelt, als wollte er darunter einen Dolch verbergen. »Die Räume werden ein wenig schmutzig sein, aber das bringen meine Diener wieder in Ordnung. Dominik!«
    Der Blondschopf eilte sogleich zu ihm.
    »Trag schon einmal die Taschen ins Haus und mach dich mit den anderen ans Aufräumen.«
    Kurz warf mir Dominik wieder einen Blick zu, als sei er sich nicht im Klaren darüber, ob ich wirklich ein Mädchen war. Dann eilte er los.
    Ich fragte mich, wie ein einfacher Musketier – auch wenn er als Spion diente – dazu kam, drei Diener und einen Kutscher zu beschäftigen.
    »Wir werden derweil einen kleinen Spaziergang machen«, eröffnete Aramitz mir dann.
    »Wohin denn? Ich denke, es ist gefährlich, sich zu zeigen.«
    »Nicht hier. Hier sind wir absolut sicher.«
    Woher kam diese Überzeugung?
    Aramitz bot mir seinen Arm an. »Habt Ihr Lust auf einen kleinen Spaziergang zur Mühle?«
    »Gehört der Müller zu Euren Vertrauten?«
    Aramitz lächelte nur. Ich nahm seinen

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