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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Papiertüte und einem seligen Lächeln kehrte er schließlich zurück. »Sie hat mir etwas vom Preis nachgelassen, weil der Überzug ein wenig verlaufen ist.«
    »Und ich dachte, weil du ihr so interessiert in den Ausschnitt geschaut hast.«
    Jules errötete ertappt. Ich fasste ihn am Arm.
    »Komm mit!«
    Bevor er fragen konnte, was ich vorhatte, zog ich ihn in eine kleine Gasse. Dort setzten wir uns auf zwei Fässer, die so standen, dass man sie beim Vorbeigehen nicht wahrnahm.
    »Was willst du hier?«, fragte er erstaunt.
    »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Und das hat nicht Zeit, bis wir wieder zu Hause sind?«
    »Sind wir ja fast«, gab ich zurück, und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, erklärte ich ihm mein Vorhaben. Jules machte große Augen.
    »Du willst was?«, brachte er atemlos hervor.
    »Bei einem Musketier in den Dienst treten. Bei Monsieur d’Athos, genau genommen.«
    »Du weißt hoffentlich, dass das kompletter Wahnsinn ist!«
    »Warum? Niemand würde etwas mitkriegen. Schon gar nicht Monsieur d’Athos.«
    »Und wie kommst du darauf, dass gerade er dir helfen könnte?«
    »Ich habe eine Nachricht gefunden. Im Degen meines Vaters.«
    »Im Degen?«
    »Ich habe den Edelsteinknauf gegen einen gewöhnlichen eingetauscht, damit der Degen nicht wiedererkannt wird. Dabei fiel mir ein kleiner Zettel entgegen, auf dessen Rückseite etwas mit unsichtbarer Tinte geschrieben ist.«
    Jules schüttelte verständnislos den Kopf und griff dann nach meiner Stirn. »Ich fürchte, du hast einen Sonnenstich! Wie willst du unsichtbare Tinte lesen können?«
    »Indem ich sie in die Nähe von Feuer halte. Das habe ich getan, um die sichtbare Schrift besser lesen zu können. Als ich den Zettel umdrehte, war da der andere Schriftzug, und je länger er in der Nähe der Kerzenflamme war, desto mehr Buchstaben erschienen.«
    »Dein Vater hat dir geraten, zu den Musketieren zu gehen?«
    »Er riet mir, Hilfe bei Musketieren zu suchen. Jedenfalls stand das auf der Rückseite des Zettels.«
    »Und meinst du wirklich, dass der für dich bestimmt ist?«
    Ich stockte. Natürlich wusste ich es nicht genau. Aber warum hatte er mir gerade diesen Degen gegeben?
    »Die Botschaft ist für mich bestimmt. In dem lesbaren Satz auf der Vorderseite ist der vierte März erwähnt, mein Geburtstag.«
    »Zufall!«, stieß er hervor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Hätte mein Vater mehr Zeit gehabt, hätte er es mir vielleicht erklärt. Es gab da eine Sache, die meine Eltern mir sagen wollten, bevor wir überfallen wurden. Wenn Papa und meine Brüder die Angreifer zurückgeschlagen hätten, hätten sie es mir vielleicht verraten, aber jetzt habe ich nur diesen Zettel. Und wenn mein Vater mir den Hinweis gibt, Hilfe bei den Musketieren zu suchen, dann werde ich das tun.«
    Jules schwieg eine Weile und dachte nach. Ich ließ die Beine baumeln und beobachtete die vorbeieilenden Menschen.
    »Glaubst du wirklich, dass du ihn davon überzeugen kannst …«
    Er sprach nicht weiter, doch ich wusste, was er meinte.
    »Ich schaffe es doch sonst auch.«
    »Bei uns wohnst du im Haus. Niemand kommt in deine Kammer. Jacques und François haben sich schon darüber gewundert, aber da du Lehrling bist und schon da warst, als sie kamen, konnten wir ihnen erklären, dass wir dich auf Wunsch deiner Mutter ins Haus aufgenommen haben.«
    »Diese Erklärungen werde ich bei Athos nicht brauchen.«
    »Ach, glaubst du denn, er hat keine Augen im Kopf?«
    »Die hat er wohl, aber wer sieht sich einen Diener schon genau an?«
    Ich legte Jules den Finger auf den Mund, bevor er erneut etwas einwenden konnte.
    »Ich muss zu ihm und herausfinden, wer die Mörder beauftragt hat.«
    Jules blickte mich gequält an. »Es ist trotzdem Wahnsinn. Wenn Athos herausfindet, dass du ein Mädchen bist, wird er dich rauswerfen. Oder vor Gericht bringen. Du weißt, dass es Frauen verboten ist, Männerkleidung zu tragen.«
    »Und trotzdem tun es einige! Wenn ich mein Haar weiterhin abschneide – und ich sage dir, ich opfere es mit Freuden –, wird er es nicht erkennen. Das verspreche ich dir.«
    Aber Jules’ Miene hellte sich nicht auf.
    »Und was ist mit mir? Werden wir uns wiedersehen?«
    Ich ahnte plötzlich, dass das der Hauptgrund war, warum er mich nicht ziehen lassen wollte. Aber warum legte er darauf so viel Wert?
    »Wir werden uns wiedersehen. Und wir werden auch weiter fechten üben.« Ich griff nach seiner Hand. »Außerdem, wer sonst sollte mir helfen,

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