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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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die Schwarze Lilie zu finden, wenn nicht du?«
    Jules entwand sich meinem Griff. »Ach, nur dazu brauchst du mich?«
    Enttäuschung flackerte in seinem Blick auf.
    »Jules, ich …«
    Dann war es also nicht wegen des Fechtens? Das Blut schoss mir in die Wangen.
    »Schon gut«, unterbrach er mich. »Mach, was du willst.«
    Damit rannte er los.
    Ich blieb wie vom Donner gerührt auf dem Fass sitzen. Dass er so reagieren würde, hätte ich nicht erwartet. Aber mein Entschluss stand fest.
    Schließlich sprang ich ebenfalls vom Fass hinunter und lief zur Schmiede zurück.
    Bei meiner Rückkehr begegnete ich Jacques. Er lehnte wie zufällig an einem der Stützpfosten der Schmiede. Als mich sein Blick traf, wusste ich, dass er gewartet hatte. Ein spöttisches Lächeln lag auf seinen Lippen.
    »Was hast du denn mit Jules angestellt?«, fragte er und schob sich einen Grashalm zwischen die Zähne. »Er kam wie ein geölter Blitz auf den Hof gefegt.«
    »Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit«, entgegnete ich.
    »Wirklich? Er sah ganz so aus, als hätte er Liebeskummer. Glaub mir, ich weiß, wie das aussieht.«
    Darauf ging ich nicht ein. Ich eilte ins Haus und tat so, als hätte ich nichts gehört. Doch ich hatte das Gefühl, als würde sich eine Schlinge um meinen Hals zusammenziehen.

3
    Nun fieberte ich der Fertigstellung des Degens noch mehr entgegen. Jacques’ Blicke und seine hin und wieder eingeworfenen Fragen wurden mir allmählich unangenehm. Er ließ keine Gelegenheit aus, mich anzüglich anzugrinsen. Gern hätte ich Jules gesagt, dass ich fürchtete, von ihm enttarnt worden zu sein. Doch der schmollte, und ich wollte nicht zu ihm gehen und den ersten Schritt machen. Schließlich hatte ich ihm nichts getan!
    Eine Woche später konnte Monsieur d’Athos seine Waffe endlich abholen. An diesem Morgen erwachte ich, noch bevor die Sonne über den Horizont trat – und das, obwohl ich erst spät ins Bett gekommen war. Nachdenklich starrte ich zur Decke, deren Balken in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen waren.
    In den Stunden zuvor hatte ich mein Haar um ein weiteres Stück gekürzt, damit dem Musketier keinerlei Zweifel daran kam, dass ich ein Junge war. Den Busen band ich fester als sonst mit einem Leinenschal ab.
    Als die Dämmerung ein rotes Feuer am Horizont entzündete, wälzte ich mich aus dem Bett. Nachdem ich mich gewaschen hatte, kleidete ich mich sorgfältig an und holte dann das Futteral mit dem Degen unter meinem Bett hervor. Ich wickelte die Waffe aus dem Stoff und nahm sie in die Hand.
    In der Glocke spiegelte sich verzerrt mein Gesicht, während sich die ersten Sonnenstrahlen in der Klinge fingen.
    Zweimal ließ ich die Klinge durch die Luft sausen, dann schob ich sie wieder in die Scheide und verstaute alles wieder im Futteral.
    Jetzt musste ich den Musketier nur noch überreden, mich in seine Dienste aufzunehmen – und Monsieur Garos Bescheid geben, dass ich ihn verlassen würde. Zwar würde ihn das nicht froh stimmen, doch konnte er mich aufhalten? Auch wenn es undankbar von mir war, so zu denken – ich war immer noch die Comtesse d’Autreville!
    Meine Arbeit erledigte ich an diesem Morgen mit einem Auge zur Tür. Ob ich nun Leder und Draht für die Wicklungen zuschnitt oder die fertigen Waffen polierte, immer hielt ich Ausschau nach dem Musketier.
    Ich musste ziemlich lange warten, doch nach ein paar Stunden hörte ich Hufgetrappel, und die alte Minou rannte mit einem wütenden Fauchen über den Hof.
    Wenig später sah ich helles Blau aufleuchten. Der Musketier war da! Er zügelte sein Pferd, stieg ab und kam auf den Hof. Da niemand sonst in der Werkstatt war, ging ich ihm entgegen. »Seid willkommen, Herr!« Ich verbeugte mich tief, richtete mich auf und sah ihn an. Auf seiner Wange verheilte gerade ein Kratzer. Spuren eines Duells?
    »Bursche, sag deinem Lehrherrn Bescheid, dass ich meine Waffen abholen will.«
    »Aber sicher doch, Monsieur!« Ich verneigte mich erneut und huschte dann hinters Haus.
    »Monsieur Garos!«, rief ich. Seine Frau hatte ihn und Jules auf den Hühnerhof geschickt, um dort einen Zaun zu richten. Es trieben sich vermehrt Füchse in Paris herum, erzählten die Nachbarn.
    Der Waffenschmied, der gerade mit seinem mächtigen Hammer ausholte, um einen Pfahl in den Boden zu rammen, hielt inne.
    »Was gibt es?«
    »Monsieur d’Athos ist da!«
    Sogleich ließ er seine Arme sinken. »Ich komme.«
    Rasch drückte er Jules den Hammer in die Hand, worauf dieser

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