Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
Schwarze Lilie? Nein, das konnte nicht sein. Athos mochte vielleicht ruppig mit seinem Diener umgehen, aber ich spürte nichts Böses an ihm.
    »Vielleicht solltest du deinen Herrn fragen.«
    »Und damit zugeben, dass ich gelauscht habe? Er würde mir die Ohren lang ziehen!«
    »Und wie willst du dann in Erfahrung bringen, worum es geht?«
    »Vielleicht weiht Athos mich ja irgendwann ein. Immerhin muss ich als Diener ja wissen, in welche Machenschaften mein Herr verstrickt ist.«
    »Du weißt aber auch, was deinem Vorgänger passiert ist.«
    »Ich habe es nicht vergessen.« Ich griff nach seiner Hand. »Blicke weniger finster in die Welt, Jules, es wird sich alles fügen!«
    Wieder rang er sich ein Lächeln ab. »Das fällt mir schwer, wenn ich dich in Gefahr weiß.«
    »Die Gefahr dort ist für mich nicht größer als anderswo.« Ich barg seine Hand an meiner Wange. Überraschenderweise zog er sie nicht zurück, sondern lächelte sogar.
    »Ich glaube, ich brauche ein wenig Fechtunterricht«, sagte er schließlich. Als ich aufblickte, war er ganz rot. »Gilt dein Angebot noch?«
    Ich lächelte breit. »Das gilt immer.«

10
    Mitleidlos blickte der Capitan auf den Gefangenen herab. Dessen Hemd war zerfetzt, seine Haare starrten nur so vor Dreck, und blutig gekratzte Flohbisse verteilten sich über seine Arme. Er starrte aus dem Fenster, diesem kleinen vergitterten Loch, das den einzigen Kontakt zur Außenwelt darstellte. Offenbar hatte er die Frage, die der Capitan ihm gestellt hatte, nicht verstanden. Also wiederholte dieser sie noch einmal, obwohl ihm das ziemlich widerstrebte.
    »Gibt es ein Bildnis von dem Mädchen? Sagt schon, wo kann ich es finden?«
    »Ihr habt sie getötet, nicht wahr?«, gab der Gefangene zurück, während er den Blick nicht von dem Gitterfenster abwandte.
    Der Capitan knirschte mit den Zähnen und bemerkte zu spät, dass das dem Mann als Antwort bereits genügte.
    »Damit habt Ihr euch wohl selbst das Wasser abgegraben. Sie war das einzige Druckmittel, das Ihr hattet.«
    Der Capitan hätte behaupten können, dass sie sich nicht sicher seien, und damit zugegeben, dass auch sie nicht unfehlbar waren. Doch diesen Triumph wollte er dem Gefangenen nicht gönnen.
    »Wenn Ihr nicht reden wollt, werden wir die Wahrheit aus Euch herausprügeln.«
    Der Gefangene lachte. »Das habt Ihr doch schon. Was wollt Ihr diesem Leib, der nur noch aus Haut und Knochen besteht, noch antun?«
    Der Capitan knirschte mit den Zähnen. »Wir könnten Fischfutter aus Euch machen.«
    »Wie aus dem Diener?« Der Gefangene schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ihn habt Ihr in den Fluss werfen können, aber mit mir könnt Ihr das nicht tun. Es würde auffallen. Und meine Kameraden auf den Plan rufen. Solange ich lebe, habt Ihr ein Druckmittel gegen sie, vergesst das nicht. Solange ich lebe, werden sie stillhalten. Tötet Ihr auch mich, seid Ihr verloren.«
    Der Capitan lachte unsicher auf. »Wir sind viele. Uns kann niemand fassen oder vernichten.«
    »Sagt das nicht zu laut. Auch Eure Gegner sind zahlreich. Bevor Ihr aber noch mehr Zeit mit mir verschwendet, geht lieber. Ich kann Euch nicht sagen, ob ein Bildnis existiert. Der Comte war dazu angehalten, keines anzufertigen. Nicht einmal für den Brautwerber.«
    Der Capitan ballte die Fäuste. Wie gern hätte er dem Gefangenen doch die dürren Arme gebrochen! Er hatte die Anweisung erhalten, ihn unversehrt zu lassen, doch was nützte das, wenn der Mann nie redete?
    Verärgert schlug er gegen das Zellengitter, was der Gefangene allerdings ignorierte. Er blickte zu dem Fenster, schloss die Augen, als würde er die dort hereinströmende Luft genießen, und zuckte nicht einmal zusammen, als der Capitan die Tür der Zelle heftig zuschlug.
    Draußen wartete eine dunkle Gestalt auf den Capitan. Instinktiv griff er an seinen Degen, dann fiel das Licht einer Fackel auf die Person.
    »Verzeiht, ich wusste nicht.« Der Capitan verneigte sich tief. Vor ihm stand der Großmeister.
    »Habt Ihr etwas aus ihm herausbekommen?«
    Der Capitan schüttelte den Kopf. »Nein, er ist stur. Er behauptet, es gäbe kein Bildnis.«
    »Dann werdet Ihr nach dem Bildnis der Mutter gehen müssen. Und des Vaters, Gewiss haben sich die Vorzüge beider in dem Kind vereint.«
    »Verzeiht, aber es könnte genauso gut nach den Großeltern schlagen.«
    »Was auf dasselbe hinausläuft. Ihr wisst doch, dass die Vorfahren der Mutter recht hervorspringende Merkmale hatten.«
    Der Capitan brauchte eine Weile, um

Weitere Kostenlose Bücher