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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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bereit?«
    Ich nickte. Dann kam mir eine Idee und ich stürmte die Treppe hinauf.
    »Was ist denn los?«, fragte Athos verwundert.
    »Ich habe nur etwas vergessen.«
    Oben angekommen öffnete ich die Deckel mehrerer Kisten und entdeckte schließlich Papier und einen Rötelstift. Keine Ahnung, wer Athos diesen vermacht hatte, denn ganz sicher steckte kein Künstler in ihm. Aber in diesem Augenblick war ich froh über den Fund. Rasch kritzelte ich eine Nachricht für Jules, in der Hoffnung, sie unterwegs jemandem anvertrauen zu können. Athos würde mir gewiss die Ohren lang ziehen, wenn er davon erfuhr, aber ich konnte nicht anders. Um seine Mission nicht zu gefährden, erwähnte ich allerdings nicht, wohin wir reisten. Nur dass wir unterwegs waren und er sich keine Sorgen machen sollte.
    Wem ich es geben würde, wusste ich auch schon. Zwar hatte ich Amelie bisher nur zweimal gesehen, doch ich hielt sie für vertrauenswürdig genug, um den Brief auszuliefern. Darin stand ohnehin nichts, was sie neugierig machen konnte. Und die Aussicht, einen Schmiedelehrling kennenzulernen, war vielleicht reizvoll genug, um die Nachricht auch wirklich zuzustellen.
    Nachdem ich die Nachricht vollendet und die kleine Schriftrolle mit etwas Garn verschlossen hatte, begab ich mich wieder nach unten. Athos trat unruhig von einem Bein auf das andere. Wohl nicht gerade die beste Zeit, ihm mein Anliegen vorzutragen, aber für Jules wagte ich es.
    »Verzeiht, Herr, aber könnten wir auf dem Weg kurz beim Roten Hahn haltmachen?«
    Athos zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Wozu denn das? Glaubst du, ich will mich auf dem Weg betrinken?«
    »Das nicht, aber ich habe dort jemanden kennengelernt.«
    Erst runzelte der Musketier die Stirn, dann lachte er auf. »Du bist doch wohl nicht der Wirtstochter auf den Leim gegangen!«
    Offenbar bot Amelie wohl jedem an, ihn zu heiraten.
    »Und wenn schon!«, gab ich zurück und wurde rot. Was konnte ich nur tun, um ihm seinen Spott auszutreiben? Wahrscheinlich würde er mich den ganzen Ritt über damit aufziehen. Doch ich musste Jules Bescheid geben!
    Athos schlug mir auf den Rücken. »Ja, ja, die Weiber! Sie verhexen schon Burschen, die nicht einmal einen Bart haben. Meinetwegen halten wir dort, aber nicht, dass du dich von ihr in ihre Kammer schleifen lässt!«
    So weit kam es noch! Aber nach unserem letzten Gespräch hatte Amelie das wohl auch nicht mehr vor. Ich hatte sie weiter nach der Schwarzen Lilie ausgefragt und war dabei so hartnäckig gewesen, dass sie nicht umhingekommen war, mir einiges zu erzählen. So vermutete man, dass Anhänger Gaston d’Orléans’, des Bruders des verstorbenen Königs, dort höchste Ränge bekleiden sollten. Auch Freunde des hingerichteten Cinq-Mars sollten dazugehören. Ihr gemeinsames Ziel sei es, durch Teufelswerk die Familie der Bourbonen auszulöschen. Dazu brächten sie dem Teufel regelmäßig ihre Opfer in Form von Kindern oder Erwachsenen, die sie wahllos ermordeten.
    Wie immer hatte sich bei Amelies Erzählung Aberglaube mit hineingemischt, aber ich war mir sicher, dass das mit Cinq-Mars und Gaston d’Orléans stimmte.
    »Keine Sorge, so weit wird es nicht kommen. Amelie und ich sind Freunde, nichts weiter.«
    »Das versuchen sich alle Burschen einzureden«, entgegnete Athos, der sich noch immer nicht von seinem Lachanfall erholt hatte. »Aber letztlich landen sie dann doch in den Armen des Weibsbildes. Glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung!«
    Wirklich? Bisher hatte ich nicht mitbekommen, dass er eine Frau mitgebracht hätte. Ging er vielleicht ins Hurenhaus?
    Mir lag schon eine Erwiderung auf der Zunge, aber ich verkniff sie mir.
    »Ich werde nichts tun, was Eure Mission behindert, glaubt mir.«
    Die Entschlossenheit meiner Worte brachte seinen Spott einen Augenblick lang zum Verstummen.
    »Scheinst ein redegewandter Bursche zu sein. Wir werden sehen, ob du deinen Worten auch Taten folgen lässt!«
    Wenig später führte ich die Pferde nach draußen. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich immer wieder, wie Athos in sich hineingrinste. Wie schön, dass ich ihm ein wenig Erheiterung verschaffen konnte! Ich versuchte es zu ignorieren und konzentrierte mich auf das Schreiben in meiner Tasche.
    Als ich in den Sattel stieg, merkte ich schon bald, dass die alte Margot wirklich schon bessere Tage erlebt hatte.
    »Ihr wollt doch die Nachricht so schnell wie möglich abliefern«, bemerkte ich, als sich das Pferd ein wenig schwerfällig in Bewegung setzte.

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