Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
»Warum muss ich auf Margot reiten?«
    »Weil ich kein anderes Pferd habe«, antwortete der Musketier, der sich auf Basil schwang.
    »Könnte der Kardinal Euch nicht ein anderes geben? So werde ich Euch nur aufhalten.«
    Insgeheim spekulierte ich darauf, dass er es sich doch noch anders überlegen würde, aber Athos blieb dabei, mich mitzunehmen.
    Mit einem Rückstand von etlichen Pferdelängen erreichte ich schließlich die Schenke. Athos stand neben seinem Hengst, der den Kopf in den Wassertrog steckte, und säuberte sich betont gelangweilt die Fingernägel mit einem kleinen Messer.
    Zorn stieg in mir auf, aber ich beeilte mich, von der alten Margot hinunterzukommen und in die Schenke zu laufen.
    Amelie kauerte auf dem Boden, die Hände fest auf einen Scheuerstein gepresst.
    »Wir haben geschlossen!«, rief sie, ohne sich umzuwenden.
    »Ich bin auch nicht hier, um Wein zu holen«, antwortete ich und zog die Schriftrolle aus meinem Ärmel.
    Amelie wirbelte herum.
    »Ah, der Diener des Monsieur d’Athos!«, sagte sie, ließ den Scheuerstein sein und erhob sich. Ihre Hände trocknete sie an ihrer Schürze ab, die schon zahlreiche Flecken aufwies. Dann verneigte sie sich spöttisch. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?«
    »Ich habe eine Bitte an dich.«
    Amelie zog die Augenbrauen hoch. »Eine Bitte? Wie kommst du darauf, dass ich dir eine Bitte erfüllen soll?«
    Ich hatte keine Zeit für Spielchen. Draußen wurde Athos sicher schon ungeduldig – oder dachte sich sonst was.
    »Ich wollte dich bitten, diesen Brief dem Sohn des Waffenschmiedes Garos zu bringen. Könntest du das tun?«
    Ich streckte ihr die Schriftrolle entgegen.
    »Ich muss schon sagen, du hast Nerven«, gab Amelie zurück.
    »Ich habe keine andere Wahl. Überbringst du nun die Nachrieht oder nicht?«
    »Warum willst du ihm denn eine Nachricht schreiben?«, erkundigte sie sich neugierig.
    »Weil er mein Freund ist und wir eine Verabredung haben, die ich nicht einhalten kann, weil ich mit meinem Herrn verreisen muss.«
    »Eine Verabredung?« Schalk blitzte in ihren Augen auf. »Bist du etwa …«
    »Nein«, kam ich ihr zuvor. »Er ist mein Freund, nichts weiter. Bevor ich zu Monsieur Athos kam, habe ich dort gelernt.«
    »Du hast eine Lehrstelle als Waffenschmied aufgegeben, um Diener zu sein?«
    »Amelie, bitte!«, flehte ich nun. »Bring Jules den Brief. Wenn du willst, kannst du ihn auch lesen, es steht nichts Geheimnisvolles darin.«
    Die Wirtstochter zierte sich noch immer. Abwartend sah sie mich an. »Und was springt für mich dabei heraus?«
    Das hätte ich wissen müssen!
    »Ich kann dir etwas mitbringen. Ein Geschenk.«
    »Wirklich? Wohin gehst du denn?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Aber eine größere Stadt ist in der Nähe. Da kann ich sicher ein Band für dein Haar oder einen Kamm erstehen.«
    »Heißt das, du bist mit meiner Frisur unzufrieden?«
    Ich seufzte und verstand allmählich, warum Jungen uns Mädchen so schwierig fanden.
    »Nein, das heißt es nicht, aber vielleicht möchtest du dich damit schmücken wie die Damen auf dem Cours la Reine.«
    »Warst du schon einmal dort?«
    »Ja, ich war dort, aber wenn du noch weiter herumredest, nehme ich den Brief wieder und suche mir einen anderen Boten. Dann bekommst du nichts!«
    Amelie zog einen Schmollmund, dann streckte sie die Hand aus. »Also gut, gib mir den Brief. Ich muss nachher noch zum Marktplatz, da gehe ich einen Umweg.«
    »Aber dass du ihn mir auch wirklich ablieferst!«
    »Keine Sorge, wenn ich mein Wort gebe, halte ich es auch.«
    Im nächsten Augenblick polterte es von der Tür her. Amelie zuckte zusammen. »Mein Vater ist zurück! Ich muss wieder an die Arbeit. Denk du an das Band und den Kamm!«
    Ich nickte und bedankte mich.
    »Und, war dein Liebchen mit dir zufrieden?«, scherzte Athos, als ich wieder durch die Tür trat.
    Ich versagte es mir, mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, damit ich seine Hintergedanken nicht noch nährte.
    »Ich habe ihr nur Bescheid gegeben, dass sie nicht mit mir rechnen kann«, antwortete ich ruhig. »Sie war gerade beim Schrubben der Böden, da hätten wir wohl kaum Zeit für etwas anderes gehabt.«
    Athos lachte noch immer, als wir aufsaßen und in Richtung Stadttor ritten.
    Nachdem sich der Musketier genug über meine vermeintliche Liebelei mit Amelie amüsiert hatte, fand er ein anderes Thema, um mir den Tag zu ›erhellen‹.
    »Du solltest wissen, dass es Räuber immer zuerst auf den Diener abgesehen haben«,

Weitere Kostenlose Bücher