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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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eröffnete er mir, als wir auf ein Waldstück zuhielten. »Wenn sie ihn ausschalten, glauben sie, leichter an den Herrn heranzukommen.«
    Bei dem Schalk, der in seinen Augen aufblitzte, hätte ich glauben können, er erlaube sich nur einen Scherz. Aber ich wusste nur zu gut, dass es in unseren Wäldern zahlreiche Räuber gab, seit die Kriegszeit es den meisten Menschen verbot, Almosen an die Armen und Erwerbslosen zu verteilen. Sie waren nicht dafür bekannt, ein gutes Duell zu schätzen. Sie töteten ihre Opfer schnell und gnadenlos.
    Der Gedanke saß mir während des gesamten Ritts im Nacken.

11
    Am Abend erreichten wir ein Gasthaus mitten im Wald, das alles andere als vertrauenerweckend wirkte. Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir uns einen sicheren Ort im Freien gesucht hätten, doch Athos überkam wohl wieder seine Melancholie, die er nur durch Wein stillen konnte.
    Der Wirt des etwas windschiefen Hauses war ein kleiner Mann mit dichtem blondem Haarschopf und einer Narbe an der linken Augenbraue. Offenbar hatte einmal jemand versucht, ihm mit einer Axt den Schädel einzuschlagen. Obwohl er ein wenig düster dreinblickte, empfing er uns doch beinahe überschwänglich.
    »Willkommen, meine Herrschaften, was kann ich für Euch tun?«
    »Wir benötigen ein Zimmer. Ich hoffe, zwischen deinen Laken treiben sich nicht die Wanzen herum.«
    »O nein, Herr, ganz gewiss nicht!«, platzte es aus dem Wirt heraus. »Unsere Zimmer sind die besten der ganzen Gegend.«
    Ich konnte mir ein Prusten nicht verkneifen. Bestes Zimmer? Das hatte der Wirt unseres Dorfes auch immer behauptet. In Wirklichkeit waren die Räume finster gewesen, im Sommer zu warm und im Winter zu kalt. Und Wanzen waren Stammgäste zwischen den Federn, sodass die Leute völlig zerbissen erwachten.
    Athos stieß mich warnend an.
    »Was ist mit dem Burschen?«, brummte der Wirt und sah mich finster an. »Zieht er meine Worte etwa in Zweifel?«
    »Beruhigt Euch, Monsieur, der Bursche ist noch sehr jung und findet alles Mögliche komisch. Ihm wird auch der lange Ritt zu Kopf gestiegen sein. Wie Ihr vielleicht wisst, wirft das Schaukeln auf einem Pferderücken nicht nur die Knochen durcheinander.«
    Der Wirt wirkte jetzt etwas beruhigter. Doch mir warf er erneut einen giftigen Blick zu.
    »Euer Diener hat wirklich Glück, einen so nachsichtigen Herrn zu haben.«
    »In der Tat«, gab Athos zurück. »Aber jetzt sollten wir zum Geschäft zurückkommen.«
    Damit zog er einen Lederbeutel hervor, in dem die Münzen klimperten.
    Der Wirt verstand und vergaß seinen Ärger über mein Gelächter. Rasch zog er einen Schlüssel hervor und reichte ihn meinem Herrn.
    »Die zweite Tür links. Fühlt Euch ganz wie zu Hause.«
    Offenbar hatte er nicht, wie andere Wirte, die Absicht, seine Gäste nach oben zu führen.
    Athos bedankte sich und wandte sich um.
    Außer uns gab es noch zwei weitere Gäste. Einen Wandermönch, neben dessen Bierhumpen eine alte, abgegriffene Bibel lag, und einen Reisenden, der aufgrund seiner guten Kleidung wie ein Kaufmann wirkte. Allerdings hatte ich keinen Kaufmannskarren entdeckt, und wenn er Waren anzubieten hatte, wäre er sicher nicht ohne Geleitschutz durch diese Wälder gereist.
    Athos betrachtete die beiden kurz, dann erklommen wir die Treppe.
    Meine Vorahnung sollte sich bestätigen. Die ›besten Zimmer der ganzen Gegend‹ ähnelten der Abstellkammer, in der ich bei Athos lebte – nur war der Raum, den man Athos und mir zugeteilt hatte, etwas größer. Es gab nur ein Bett. Folglich würde ich wohl auf einem Strohsack auf dem Boden nächtigen müssen. Oder erwartete Athos etwa, dass ich mich zu ihm legte? Bei dem Gedanken schoss eine Hitzewelle durch meinen Körper.
    Nein, da würde ich mir die Knochen doch lieber auf dem Boden steifliegen!
    »Du solltest dich ein wenig mäßigen, wenn du woanders bist«, sagte Athos, während er sein Wams aufknöpfte. »So ein Verhalten ziemt sich nicht.«
    »Ihr meint, weil ich gelacht habe, als der Wirt behauptete, seine Zimmer seien die besten?«, gab ich zurück, während ich mich in die gegenüberliegende Raumecke zurückzog.
    »Ja, das meine ich. Der Wirt mag ein elender Lügner sein, aber das solltest du dir besser nur denken. Anderenfalls kann es passieren, dass dir jemand im Schlaf die Kehle durchschneidet. Solange man die Menschen glauben lässt, dass man ihnen abnimmt, was sie sagen, ist man relativ sicher. Und man kann sich Schritte überlegen, mit denen die anderen nie rechnen.«
    Das war

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