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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Offenbar hatte er Granatsplitter abbekommen. Sein linkes Auge und sein linkes Ohr waren verbunden, wahrscheinlich hatte er beides eingebüßt.
    Ich schauderte, als mich eine Vision packte. Ich sah Antoine und Roland als die beiden Versehrten. Was, wenn es ihnen bei den Musketieren ebenso ergangen wäre? Sich zu duellieren war eine Sache, doch die wirklichen Kriege wurden selten ehrenhaft ausgefochten. Erst jetzt begriff ich, in welche Gefahr mein Vater meine Brüder geschickt hätte. Ich verstand auch, warum Antoine nicht fortgewollt hatte.
    Nach einer Weile verließ Athos das Zelt. Obwohl mein Gehör gut war und ich angestrengt gelauscht hatte, war es mir nicht vergönnt gewesen zu verstehen, was General Condé dem Musketier mitgeteilt hatte.
    Es konnte keine gute Nachricht gewesen sein, denn Athos wirkte angespannt.
    »Auf die Pferde, Junge!«, rief er mir zu. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Als wir durch das Lager sprengten, hielt ich noch einmal Ausschau nach den Versehrten, konnte sie aber nirgends entdecken.

12
    Die Fackeln tauchten das unterirdische Gewölbe in ein seltsames Licht und warfen lange Schatten an die Wände, von denen jede mit einem prächtigen Wandbehang geschmückt war. Die Teppiche zeigten die vier apokalyptischen Reiter, Tod, Krieg, Hunger und Pest waren furchterregend in Szene gesetzt.
    Doch der junge Mann, der auf dem steinernen Altar lag, hatte keinen Blick dafür. Ein Frösteln unterdrückend blickte er sich zur Tür um, durch welche die Männer kommen würden. Jedenfalls hatte man es ihm so erklärt. Wie die Zeremonie letztlich aussehen würde, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er danach einer von IHNEN sein würde. Ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft.
    Obwohl das sein Wunsch gewesen war, ein Wunsch, der von dem Versprechen des Reichtums geweckt worden war, überkam ihn nun die Angst.
    Was, wenn die Gerüchte stimmten? Wenn sie ihn nicht aufnehmen, sondern sein Blut dem Teufel opfern wollten?
    Er blickte nach oben. Ein schwerer Leuchter hing direkt über ihm. Seine Kerzen brannten nicht, dennoch erkannte er, dass sie von Dämonenfratzen gehalten wurden.
    Nein, versuchte er sich zu beruhigen. Wenn sie mich töten wollten, hätten sie mich nicht so weit eingeweiht.
    Ein markerschütterndes Quietschen von der Tür her ließ ihn zusammenschrecken. Sein Kopf schnellte zur Seite, dann sah er sechs dunkle Gestalten, die den Raum betraten. Ihnen folgten zwei Diener mit einem Kohlebecken, über dessen Rand Flammen waberten. Einer der Männer trug unter seinem Umhang einen länglichen Gegenstand.
    Der Bursche erschauderte erneut.
    Die Männer versammelten sich schließlich um ihn und blickten unter ihren Kapuzen auf ihn herab. Fast erwartete er schon, dass sie irgendwelche lateinischen Formeln murmeln würden, doch sie schwiegen weiterhin.
    »Du bist also gewillt, dich der Schwarzen Lilie zu verpflichten?«
    Der Junge nickte hastig. »Ja, das bin ich.«
    »So wisse, dass unsere Wege dir nicht immer klar sein werden. Doch in allem fordern wir bedingungslosen Gehorsam von dir. Verletzt du ihn, bist du dem Tode geweiht, denn unsere Sache duldet keine Widerspenstigkeit und keinen Verrat.«
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
    »Nun denn, wenn das dein Wunsch ist, so werden wir dir etwas geben, das dich ständig an deinen Schwur erinnert.«
    Der Sprecher schob den Mantel von seinen Händen zurück und bedeutete einem der Männer, den Gegenstand, den er unter der Soutane trug, in das Kohlebecken zu schieben. Der Junge hätte zu gern gewusst, was es war, doch er wagte nicht, den Blick von der dunklen Kapuze abzuwenden, in der er vergeblich nach einem Gesicht suchte.
    Nach endlosen Minuten des Schweigens streckte der Anführer des Bundes erneut die Hand aus. Sein Nebenmann legte ihm eine dünne Eisenstange in die Hand. Wenig später erschien eine leuchtende Lilie über dem Gesicht des Burschen.
    Zweifel überkamen ihn, doch er wusste, dass es dafür zu spät war. Schon als er das Angebot angenommen hatte, hatte es kein Zurück mehr gegeben. Die glühende Lilie senkte sich auf seine Brust, ein furchtbarer Schmerz durchzuckte ihn, und das Letzte, was er mitbekam, war der Geruch verbrannten Fleisches.
    Froh darüber, zurück zu sein, führte ich Margot in den Stall. Da Athos noch etwas im Hauptquartier erledigen musste, lief ich zum Roten Hahn.
    Amelie war nicht zu sehen. Dennoch betrat ich die Schenke. Doch auch hier suchte ich das Mädchen vergebens. Dafür stand ihr Vater hinter dem

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