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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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mache ich.«
    Jules nickte mir zu, noch immer hochrot, dann wandte er sich um und verschwand rasch in der Gasse. Kopfschüttelnd schlug ich den entgegengesetzten Weg ein. Jungen!

Drittes Buch
    Die Prinzessin
Winter 1643

1
    Erschaudernd blickte der Capitan zu den Bäumen auf die kahl und dunkel in den Abendhimmel ragten. Die Luft kam ihm hier noch kühler vor. Der Wind raunte in den Baumkronen, und schon seit gut einer Viertelstunde kreiste über ihm eine Krähe, als wollte sie ihn als Eindringling entlarven.
    Ärgerlich zog er seinen Mantel enger um die Schultern. Dieser Ort war ihm nicht geheuer. Es gab kaum etwas, das er fürchtete und das ihn berührte. Die Klinge eines Gegners ließ ihn genauso kalt wie das Flehen eines Opfers. Doch Gottesacker hasste er wie die Pest, denn sie gemahnten ihn an seine eigene Sterblichkeit, Sooft er auch schon den Tod gebracht hatte, den Gedanken, selbst zu Madenfraß zu werden, schob er weit von sich. Anders als einfache Menschen glaubte er nicht, dass es ein Paradies gab. Und wenn doch, würde er in die Hölle kommen, Grund genug, am Leben zu bleiben.
    Er konnte sich jetzt nicht mehr erklären, warum er so früh hergekommen war. Die Leute, die er auf Befehl des Großmeisters angeheuert hatte, würden erst erscheinen, wenn es richtig dunkel war. Bis dahin würde er noch eine Weile warten müssen.
    Was sie vorhatten, war ein Frevel und wurde ebenso wie Mord vom Gesetz empfindlich bestraft. Es hatte eine ziemliche Stange Geld gekostet, um Männer zu finden, die bereit waren zu tun, was er verlangte.
    Damit ist mir mein Platz in der Hölle sicher, dachte der Capitan, während er den Blick über die Grabkreuze schweifen ließ. Nur wenige Menschen in diesem Kirchspiel waren reich genug, um sich etwas anderes als ein Holzkreuz aufs Grab setzen zu lassen. Einige dieser Grabmale waren windschief, andere verwittert.
    Doch bei den Gräbern würden sie nichts zu tun haben. Der Großmeister hatte es auf die Grabkapelle der d’Autrevilles abgesehen.
    Vor drei Tagen hatte der Capitan den Auftrag erhalten. Dem Großmeister war zu Ohren gekommen, dass auch die Tochter des Comte getötet worden sein sollte. Er hatte den Capitan zu sich zitiert und ihn gefragt, ob sie das Mädchen vielleicht getötet hatten, ohne zu wissen, dass sie es gewesen war?
    Der Capitan hatte das entschieden verneint. Doch der Großmeister war nicht überzeugt gewesen und hatte ihn hergeschickt, um nachzusehen, wer im Sarkophag der Comtesse ruhte.
    Inzwischen hatte sich der Himmel weiter verdunkelt. Die Krähe ließ sich auf einem Ast nieder. Wahrscheinlich hatte sie eingesehen, dass der Eindringling nicht gehen würde. Mit einem Krächzen wollte sie ihn aber daran erinnern, dass sie noch immer hier wachte.
    Dem Capitan machte das nichts aus. Aber die Beklommenheit angesichts des Friedhofs blieb. Um sie zu bezwingen, zog er seine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie. Er entzündete sie mit seinen Feuersteinen und sog dann den Rauch genüsslich in seine Lungen.
    Als er ihn wieder ausstieß, erblickte er ein Licht zwischen den Baumstämmen, die den Friedhof wie ein Zaun umgaben. Es schwankte ein wenig und kam beständig näher.
    Das waren seine Leute! Bedauernd blickte der Capitan auf seine Pfeife, dann beschloss er, sie weiterzurauchen. Wer sollte sich schon daran stören? Die Toten ganz gewiss nicht.
    Er erhob sich von dem Podest, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte, und blickte zu dem Engel auf, der sich hinter ihm erhob. Dann schritt er an den nur noch schemenhaft auszumachenden Grabkreuzen vorbei zum Tor.
    Die Männer bewegten sich sehr leise. In ihrer dunklen Kleidung verschmolzen sie beinahe vollständig mit der Dunkelheit. Hin und wieder traf ein Lichtschein ihre Mantelsäume; ihre Gesichter waren unter Schlapphüten verborgen. Gelegentlich war ein Klappern zu vernehmen, wenn ihre Werkzeuge gegen ihre Stiefel schlugen.
    Der Capitan lehnte sich an einen der Torpfosten und blies weiterhin Rauch in die Luft. Durch das Glimmen der Pfeife wurden die Männer auf ihn aufmerksam. Als sie direkt vor ihm standen, hob einer von ihnen seine Laterne in die Höhe.
    Die beiden Männer nickten einander stumm zu. Das war Teil der Abmachung. Keine überflüssigen Worte, keine Fragen, bezahlt wurde nach getaner Arbeit.
    Als alle versammelt waren, bedeutete ihnen der Capitan, ihm zu folgen, Sie schritten durch die Grabreihen, bis sie schließlich die kleine Grabkapelle erreichten.
    Einem alten Brauch folgend war die Tür nicht

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