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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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vielleicht konnte sie sie hier bei diesen Kindern finden.
    »Da ist etwas ...«, begann sie, nur um gleich wieder abzubrechen und zu überlegen, wie sie sich ausdrücken oder was sie überhaupt sagen sollte.
    Plötzlich beugte sich Dáirinn vor und streckte ihr die Hand hin. Danni sah sie an, diese kleine, unschuldige Hand, zögerte aber, weil sie wusste, dass Dáirinn zu berühren - sich selbst zu berühren - eine Tür aufstoßen könnte, die sie vielleicht nicht wieder zu schließen wusste.
    In einer stummen Herausforderung erhob das Mädchen den Blick zu ihr.
    Bevor Danni es sich anders überlegen konnte, ergriff sie Dáirinns Hand, und dann legte auch Rory die seine über ihre beiden. Im ersten Moment tat sich nichts, aber dann nahm Danni ein Summen wahr, ein leichtes Vibrieren, das durch ihre Finger ging, ihren Arm hinauflief und ihr Herz ergriff. Sie wollte davor zurückweichen, ihren Arm zurückziehen und die Verbindung unterbrechen, doch sie zwang sich, so zu bleiben, wie sie war. Sie würde nicht mehr davonlaufen und verleugnen, womit sie sich nicht auseinandersetzen wollte.
    Vor ihrem inneren Auge entstand ein Bild, und sie runzelte die Stirn, als sie Seans Bruder sah, der in einer Blutlache neben seiner Mutter auf dem Boden lag. Tot. Danni schüttelte den Kopf, weil sie nicht begreifen konnte, warum sie das jetzt sah. Trevor hatte nicht auf dem Boden gelegen, er war bei der Auseinandersetzung nicht gestorben. Warum also ...?
    Bevor sie fragen konnte, warum sie etwas sah, das nie geschehen war, wurde die Tür geöffnet, und Cáthan MacGrath kam in die Küche.

28. Kapitel
    S ean ging gemächlich zu der Bucht hinunter, in der die Guillemot vor Anker lag. Obwohl die ersten Sonnenstrahlen schon über dem Horizont erschienen, war der Nebel doch immer noch so dicht, dass Sean das Gefühl hatte, sich durch ein feuchtes Netz hindurchzukämpfen. Der morgendliche Dunst verdunkelte den Hafen und den Ozean dahinter. Nur die Straße und das donnernde Krachen der Wellen vor ihm dienten ihm als Wegweiser.
    Der trübe graue Nebel passte jedoch hervorragend zu seiner Stimmung. Als Ire war er zwischen seltsamen und unerklärlichen Dingen groß geworden, und welcher Ire glaubte nicht an andere Wege oder eine andere Wirklichkeit? Er erwartete zwar nicht, Feen oder Kobolde vor sich auftauchen und ihren Schabernack treiben zu sehen, aber er wusste, dass die Welt erheblich mehr war als nur Erde, Ozeane und der Himmel darüber.
    Nachdenklich sah er sich um. Da stand er nun, ein Mann, der irgendwie in der falschen Zeit gelandet war, der deplatziert und aus dem Rhythmus geraten war. Gestern, als er nach einer Erklärung dafür gesucht hatte, wie er hierhergekommen war, hatte er seiner Großmutter die Schuld - oder den Verdienst - daran zugeschrieben. Heute, nach diesem Morgen, glaubte er jedoch, dass es Dannis Werk gewesen war ... Konnte sie ihn auf die gleiche Weise hierher versetzt haben, wie sie ihn in den dunklen Stunden vor Tagesanbruch zu den furchtbarsten Momenten seiner Kindheit zurückgeführt hatte?
    Er erinnerte sich noch gut, wie sie gestern ausgesehen hatte, als sie in seinen Armen aufgewacht war. Sie war genauso fassungslos gewesen wie er über das, was mit ihnen geschah. Sie konnte ihren Schock nicht vorgetäuscht haben, als ihnen bewusst geworden war, dass sie irgendwie, so unmöglich das auch schien, in einer zwanzig Jahre zurückliegenden Zeit erwacht waren. Und wenn es ihr Werk gewesen war, hatte sie es bestimmt nicht absichtlich getan.
    Was bedeutete das also für ihn? Für sie?
    Sean fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und bemerkte dabei die rauen Bartstoppeln an seinem Kinn. Er hatte an diesem Morgen das Rasieren vergessen. Er vergaß sehr viel, doch er konnte sich nicht entsinnen, dass sein Bart je so stark, so rau und kratzig gewesen war. Noch so ein Gefühl, das ihn mit Unruhe erfüllte. Wie viele Male in den letzten vierundzwanzig Stunden hatte ihn ein ganz gewöhnliches Gefühl wie dieses überrascht? Ihn auf den Gedanken gebracht, dass es ewig her war, seit er die Dinge so empfunden hatte, wie sie sich heute anfühlten?
    »Herrgott noch mal«, murmelte er und ging schnellen Schrittes weiter, weil er es plötzlich eilig hatte, die Guillemot zu erreichen und seine Hände zu beschäftigen, um keine Zeit mehr für diese nutzlosen Überlegungen zu haben.
    Aber seine nicht aufzuhaltenden Gedanken führten ihn einen kurvenreichen Pfad hinauf, vorbei an schauerlichen Canyons, die sich über stillgelegten

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