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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Straßen erhoben, die ein einziges Rauf und Runter waren. Vergangene Nacht mit Danni ... Sean schloss die Augen, und alles in ihm verkrampfte sich bei der Erinnerung an ihren festen und dennoch so schmiegsamen Körper unter seinem. An ihren weichen Mund, der ihn berührte, ihn küsste und ihn sich fühlen ließ, als wäre nichts anderes auf der Welt noch von Belang - als wäre es niemals von Belang gewesen. Gott, es war wie eine Explosion der Sinne gewesen - jede Sekunde ihres Liebesspiels. So real, so greifbar und so völlig anders als alles, was er je erfahren hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an seine Existenz vor Danni, an dieses Gefühl der Isolation, als lebte er in einem Kokon, abgeschirmt vor der Erfahrung, dem Geschmack und dem Duft des Lebens.
    Wieso war es dann so, dass er jetzt auf einmal fühlen konnte? Schmerz ... Freude ... Verlangen ... die Qual des Wartens ... den süßen Lohn des Gebens.
    Seine Großmutter hatte ihm von den bemerkenswerten Dingen erzählt, die sie seit seinen frühesten Erinnerungen gesehen hatte - Dinge, die sie eigentlich gar nicht sehen oder wissen konnte. Und er hatte schon die ganze Zeit vermutet, dass Danni die gleiche Gabe besaß, obwohl sie das nie gesagt hatte. Aber was Danni an diesem Morgen zuwege gebracht hatte, überstieg sein Vorstellungsvermögen.
    Er konnte noch immer seine Mutter kreischen hören, völlig außer sich vom Alkohol und von ihrer Rage. Nie würde er den Tag vergessen, an dem er im Schatten der Küchentür gestanden hatte, zu verängstigt, um auch nur zu versuchen, seinen Bruder vor der eskalierenden Gewalt zu beschützen. Nie hatte er das Blut vergessen können, den Tod, der mit dem Gestank nach altem Kohl und Zigaretten in der jähen Stille gehangen hatte.
    Aber die Geschehnisse dieses Morgens und die jenes so lange zurückliegenden Tages ... sie waren nicht dieselben. Sean begriff jetzt, dass seine Angst und Fantasie der Erinnerung ein Element der Böswilligkeit hinzugefügt hatten, eine obsessive Wut in seinem Vater, die eindeutig nicht da gewesen war.
    Aber was war mit den anderen? Was mit Trevor?
    Beide Sichtweisen der Ereignisse begannen auf dieselbe Weise: Sein Bruder und er kamen lachend und scherzend mit ihrem Freund Connor aus der Schule heim. Beim Eintreten hatten sie die erhobenen Stimmen gehört und waren in die Küche gegangen, wo sie voller Entsetzen zugesehen hatten, wie der Streit ihrer Eltern von dem üblichen Gemecker ihrer unzufriedenen, betrunkenen Mutter zu unaufhaltsamer Brutalität eskaliert war. Aber dann ...
    Vor all diesen Jahren hatte sich Trevor in das Handgemenge gestürzt und versucht, es zu beenden. Trevor, nicht sein älterer Bruder. Sean selbst hatte wie versteinert in der Tür gestanden und zugesehen, wie seine Welt in Stücke geschlagen wurde, mit demselben Fleischermesser, mit dem seine Mutter normalerweise die Kartoffeln für ihr Abendessen schnitt. Er hatte Trevor nicht davon abgehalten, sich in den Kampf zu stürzen. Er hatte ihn nicht beschützt. Und am Ende hatten die rücksichtslosen Messerhiebe ihrer Mutter Trevor mit untrüglicher Sicherheit getroffen. Sie hatte das nicht gewollt - ja, sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie ihren eigenen Sohn niedergestochen hatte.
    Erst als Trevor auf dem Boden zusammengebrochen war, hatte die Lähmung nachgelassen, die Sean ergriffen hatte. Er war zu seinem Bruder gelaufen, hatte ihn aufgehoben und von seinen kämpfenden Eltern weg zur Tür zurückgetragen. Sean erinnerte sich, wie er seine Hände auf das klaffende, tödliche Loch in Trevors Brust gedrückt hatte und hilflos zugesehen hatte, wie Blut und Leben aus seinem Bruder herausströmten.
    Erst als seine Mutter tot war, gewahrte sein Vater wieder seine beiden Söhne und erkannte, dass er mehr verloren hatte als seine Frau.
    Heute Morgen jedoch, als Sean mit Danni zu diesem schrecklichen Moment zurückgekehrt war, hatte er Trevor zurückgehalten. Und sein Vater ... sein Vater hatte seinen ältesten Sohn beschützt und sein eigenes Leben riskiert, um Sean zu schützen. Am Ende war ihre Mutter auch gestorben, aber nur aufgrund ihrer eigenen Handlungsweise. In seinem Herzen wusste Sean, dass sich daran nichts geändert hatte. Sein Schmerz und Zorn hatten die Erinnerung nur verzerrt, bis er seinen Vater, das Messer in der Hand, rachsüchtig über ihrer Leiche hatte knien sehen. Aber Niall hatte aus Notwehr gehandelt - beide Male. Er hatte seine Frau - Seans Mutter - nie verletzen wollen.
    Gott! Sean wusste nicht mehr,

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