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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Nächstes stellte sich das Geräusch von Regen ein, der auf Dächer trommelte, durch Regenrinnen rauschte und sich in Pfützen auf dem Boden sammelte. Und dann war es die Kälte. Kälte, die sie bis ins Mark erschaudern ließ.
    Langsam öffnete Danni die Augen. Sie stand wieder vor dem Fenster und spähte in das hell erleuchtete, mit eleganten Möbelstücken überladene Zimmer. Jetzt hielt sich niemand darin auf, und es brannte auch kein Feuer im Kamin. Niemand bemerkte Danni, als sie zur Eingangstür ging und vorsichtig den Knauf umdrehte. Aber die Tür war abgeschlossen.
    Für einen Moment übermannte sie Enttäuschung. Was jetzt? Sie hatte es geschafft, zu dem Haus zurückzukehren, und nun kam sie nicht hinein. Danni konnte spüren, wie Panik und Resignation sich ihrer zu bemächtigen versuchten, und zwang sich, sich zu beruhigen. Und dann erinnerte sie sich wieder - sie war ja gar nicht wirklich hier, nicht wahr? Türen besaßen keine Bedeutung in diesem Zwischenreich. In Erwartung, auf Widerstand zu stoßen, drückte sie mit der Hand gegen die Tür und fand ihn auch. Daraufhin trat sie zurück, holte ganz tief Luft und ließ sie langsam wieder aus.
    Es gibt keine Tür. Nichts kann mich aufhalten. Ich kann tun, was immer ich mir vornehme.
    Mit geschlossenen Augen ging Danni geradewegs hindurch. Erst als sie keinen Regen mehr im Gesicht spürte, öffnete sie die Augen wieder. Sie hatte es geschafft, sie war im Haus. Schnell ging sie zu der Truhe, in der Fias Mutter das Buch von Fennore aufbewahrte. Auch hier gab es ein Schloss, das ein Hindernis darstellte, doch diesmal zögerte Danni nicht einmal. Sie schob einfach die Hände durch das massive Holz hindurch, suchte den altmodischen Mechanismus auf der anderen Seite ... und konzentrierte sich darauf, ihm die gleiche Bedeutungslosigkeit zu geben wie der Eingangstür. Ihre Finger schlossen sich um die Hebel und zogen sie nach rechts und links. Das Schloss gab nach, und mit einem leisen Klicken sprang der Deckel auf.
    Und da lag es, das Buch von Fennore.
    Es war eingewickelt in Segeltuch, wie sie es vorher schon gesehen hatte, und trotzdem musste sie sich zusammennehmen, um es zu berühren. Vorsichtig hob sie das dicke Buch aus der Truhe, gewöhnte sich an sein Gewicht und konzentrierte sich darauf, es in beiden Welten real zu machen. Sie erlaubte sich nicht, über den Moment und die Aufgabe hinauszudenken, aber sie konnte auch nicht das Beben ignorieren, das von dem Buch auf ihren Körper übergriff. Als freute es sich, sie zu sehen. Als hätte es schon auf sie gewartet.
    Sie legte das Buch auf den Fußboden, schloss die Truhe und verriegelte sie wieder. Als sie das Buch gerade erneut aufhob, hörte sie draußen Stimmen und kurz darauf das Klicken eines Schlüssels, der umgedreht, und das leise Knarren der Haustür, die geöffnet wurde. Danni beeilte sich jetzt, obwohl sie vom Verstand her wusste, dass sie nicht gesehen werden konnte. Trotzdem war es möglich, dass sie das Buch sehen würden. Denn das war real, auch wenn sie es in den Händen hielt. Es könnte die anderen auf die gleiche Weise anlocken, wie es jetzt sie selbst verlockte.
    Sie lief zu der Ecke, in der sie sich bei jenem ersten Mal verborgen hatte, als die drei Frauen in das Zimmer kamen.
    »Ich werde es nicht tun«, sagte Edel. »Und versuch ja nicht, Fia loszuschicken. Es würde sie umbringen.«
    »Du wirst es tun, wenn ich es will«, gab Edels Mutter scharf zurück.
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst, Mutter«, erwiderte Edel leise.
    Danni hielt den Atem an, als sie an der dunklen Ecke, in der sie kauerte, vorbeikamen. Die drei waren heute anders gekleidet als beim ersten Mal, als Danni sie gesehen hatte. Also war dies auch eine andere Nacht. Hatte sie es geschafft zu kommen, bevor Edel das Buch benutzte, bevor es ihr den letzten Verstand raubte und sie verschwinden ließ?
    Die Mutter sah aus, als wollte sie ihrer ältesten Tochter widersprechen, aber dann befahl sie Edel nur, ein Feuer anzuzünden, während sie Tee aufbrühen wollte. Fia stand mitten im Zimmer und machte ein Gesicht, als wüsste sie nicht, was für eine Rolle sie hier - oder überhaupt - spielte.
    »Du lässt doch nicht zu, dass sie mich schickt?«, fragte sie ihre Schwester, als ihre Mutter in der Küche verschwunden war.
    Edel blickte auf, mit einem sonderbaren Funkeln in den Augen, aber nicht mit diesem irren Glanz, den sie beim letzten Mal gehabt hatten. Resigniert und traurig schüttelte sie den Kopf. »Ich werde

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