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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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kurzen Beschreibung darunter sah sie Worte wie uralt, sagenumwoben und Legende. Die Seite öffnete sich zu einer Panoramaaufnahme eines smaragdgrünen, von grauem Schieferfels gesäumten Tals, das von einem schäumenden Ozean und einem bedrohlich düsteren Himmel umgeben war. Sie erkannte den Ort sofort. Erst heute Morgen in ihrer Vision hatte sie dort mit Sean gestanden.
    Verblüfft starrte sie das Foto an. Sie hatte zwar nicht wirklich bezweifelt, dass es den Ort gab, doch es durch die sehr reale moderne Technologie bestätigt zu sehen, machte es irgendwie surreal, und sie konnte die Unruhe spüren, die in der Luft um sie herum erwachte. Sie schaute auf und ließ ihren Blick durch den menschenleeren, stillen Laden gleiten. Im Hintergrund war das laute Ticktack einer Standuhr zu vernehmen. Daneben tockte eine andere in den stillen Zwischenräumen.
    Ein bisschen schreckhaft und nervös geworden, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Laptop zu, aber eine Sekunde später ließ ein aus dem hinteren Teil des Ladens kommendes Geräusch sie wieder aufspringen. An Mahagonischränken und kunstvoll verzierten Beistelltischen, Kristalllampen und Sammelstücken aus der Zeit vor der Französischen Revolution vorbei ging sie den Gang hinunter und hörte das Geräusch erneut. Diesmal war es sogar noch lauter. Schritte?
    »Yvonne?«, rief sie, obwohl sie wusste, dass sie es nicht sein konnte. Die Hintertür war mit einem Feueralarm gesichert, der losging, sobald sie geöffnet wurde. Sie schalteten ihn nur aus, wenn sie eine Lieferung erwartete, und die Tür konnte auch nur von innen aufgeschlossen werden. Yvonne hätte durch die Vordertür hereinkommen müssen, und obwohl Danni in ihre Computerrecherchen vertieft gewesen war, hätte sie das Klingeln der Ladenglocke gewiss gehört.
    Wieder ertönte das seltsam schlurfende Geräusch, jetzt sogar noch klarer und lauter. Es waren keine Schritte, sondern ... etwas Wuchtigeres. Wie von Wellen, die an einen Strand schlugen. Jetzt schien es von überall her um sie herum zu kommen.
    Danni runzelte die Stirn, drehte sich einmal langsam um sich selbst und beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie alles zu verblassen begann - die schweren Truhen, die hohen Kleiderschränke, die Tische und Lampen, Stühle und Sofas - es war, als würden sie immer dünner, durchsichtiger. Danni unterdrückte die in ihr aufsteigende Angst und versuchte sich einzureden, dass ihre Augen ihr nur einen Streich spielten, aber der Druck in der Luft erhöhte sich, und sie wusste, was jetzt kam. So wie sie wusste, dass es nichts Gutes sein würde, was sie jenseits des überfüllten Ladens erwartete. Das konnte sie an der Schwere und Mühsal jedes Atemzuges spüren.
    Wie freigesetzt durch ihre Akzeptanz geriet der Raum ins Schwanken, und die Luft versuchte umzuschlagen. Danni kämpfte mit allem, was ihr zur Verfügung stand, dagegen an. Sie konnte Bilder sehen, die sich hinter dem Laden bewegten, versuchte jedoch, nicht hinzusehen, weil sie jetzt Angst hatte, dass ihre Aufmerksamkeit diesen Formen Substanz verleihen würde.
    Sie beeilte sich, zur Ladentheke zurückzukehren, wobei sie nur auf ihre Füße blickte und nicht auf die immer stärker werdende Transparenz, die ihr bei jedem Schritt des Weges folgte. An der Theke angekommen, griff sie nach dem Stuhl, um sich von seiner Solidität zu überzeugen, aber im selben Moment fegte ein kalter Wind über den Boden, der den Geruch von Salzwasser und die Feuchtigkeit von Nebel mit sich brachte. Sie hörte ein zischendes Geräusch wie von einer verlöschenden Kerzenflamme in einem Sprühregen, und die helle Sonne verschwand hinter einer Wolke, obwohl Danni wusste, dass der Himmel draußen klar und blau war. Über ihr flackerten die Lampen, wurden für einen Moment blendend grell, bevor sie ausgingen. Ein ängstlicher kleiner Laut entrang sich Dannis Lippen, als sie langsam ihren Kopf hob.
    Mit einem jähen, scharfen Zischen schlug die Luft endgültig um. Entnervt von der prickelnden Erwartung, die sie erfasste, obwohl es ihr zugleich auch kalt den Rücken hinunterlief, war Danni zu keiner Bewegung fähig, während sie darauf wartete, dass die Vision von Sean vor ihr erschien. Aber er kam nicht, und Danni, die sich ganz allein in der sich verändernden Welt sah, rang bestürzt nach Atem. Wo war er? Und wann hatte sie begonnen, sich in seiner Gegenwart sicher zu fühlen?
    Der Laden verschwand nun voll und ganz, und sie fand sich vor dem Grab wieder, an genau derselben

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