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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Geräusch?
    Noch während sie sich die Frage stellte, spürte sie schon, was es war ... die Luft. Sie verdichtete sich und wurde zum Ersticken drückend. Danni blieb höchstens eine Sekunde, um Atem zu holen, bevor die Atmosphäre so blitzartig wie eine von heißem Eisen aufschießende Dampfwolke umschlug und Danni sich ohne weitere Vorwarnung im abendlichen Dunkel draußen wiederfand.
    Sie stand auf dem Kopfsteinpflaster einer Straße mit imposanten Herrensitzen rechts und links, die hinter hohen, schmiedeeisernen Toren lagen. Lange, gewundene Zufahrten führten zu massiven Eingangstüren, über denen wie Signalleuchten Lichter in der Dunkelheit aufblinkten. An dem von schweren, dunklen Wolken verhangenen Himmel funkelte kein Stern, kein noch so schwacher heller Strahl durchbrach die dichte Wolkendecke.
    Danni hielt immer noch den Topf in der Hand, den sie gespült hatte, und war über seine Präsenz hier ebenso verblüfft wie über ihre eigene. Um sich vorzubereiten, war ihr keine Zeit geblieben - aber wie hätte sie auch wissen sollen, worauf?
    In dem Haus gleich vor Danni ging ein Licht an, das seinen warmen gelben Schein zu ihr herüberwarf, und ohne lange zu überlegen, folgte sie dem hellen Strahl.
    Der strömende Regen machte das Überqueren des Kopfsteinpflasters nicht ungefährlich und erschwerte ihr die Sicht. Den Topf in der einen Hand, die andere hin und her schwenkend, um die Balance zu halten, rutschte und schlitterte sie die Zufahrt hinauf. Als sie endlich das Haus erreichte, schlich sie durch das Gebüsch zu einem Fenster, dessen dünne Gardinen ihr einen verschwommenen Blick ins Innere des Hauses ermöglichten.
    Das Zimmer, in das sie blickte, war groß, aber mit schweren Möbeln ganz vollgestellt. Es schien fast keinen Zentimeter Wand zu geben, an dem nicht ein Schrank, ein Tisch oder eine Truhe standen, und in den Lücken dazwischen hingen wuchtige Gemälde. Nicht ein Sofa, sondern gleich zwei waren um ein prasselndes Feuer im Kamin gruppiert, mit einem massiven Couchtisch in der Mitte und zwei schweren Ledersesseln rechts und links von ihnen.
    Auf allen verfügbaren Oberflächen standen Schalen mit Süßigkeiten und Porzellanfiguren, einige sogar noch in ihren Verpackungen, und auf dem Boden lagen leere Einkaufstüten, als wären die Bewohner gerade erst vom Einkaufen zurückgekommen.
    Es dauerte nur einen Moment, bis Danni klar wurde, wo sie sich befand. Ihre Mutter hatte sie schon einmal hierher gebracht, als sie ihr in der Vision das Buch von Fennore gezeigt hatte. Danni beugte sich noch weiter vor und blickte durch das Fenster zu der ihr schon bekannten Kieferntruhe an der Wand.
    In dem Moment betraten drei Frauen das Zimmer. Die erste war älter, trug zu viel Make-up und Schmuck und war recht korpulent. Juwelen hingen an ihren Ohrläppchen, an ihrem Hals und glitzerten an jedem ihrer Finger. Die beiden anderen Frauen waren jung und schlank und trugen Jeans und Pullis.
    Das älteste Mädchen sah wie neunzehn oder zwanzig aus und war viel zu stark geschminkt mit den dicken schwarzen Lidstrichen um die Augen und dem schrillem, pinkfarbenen Lippenstift. Das jüngere Mädchen, das etwa siebzehn Jahre alt sein musste, war schlank, aber mit hübschen Rundungen an all den richtigen Stellen, und hatte goldblondes Haar und helle Haut. Es trug kein Make-up - doch das hatte es auch gar nicht nötig. Die junge Frau hatte auch so etwas sehr Anziehendes an sich und strahlte eine für ihr Alter ganz bemerkenswerte Gelassenheit und Ruhe aus.
    Plötzlich blickte sie auf, und Danni schluckte krampfhaft. Diese junge Frau war Fia! Ihre Mutter ... ihre Mutter, als sie siebzehn war ...
    Die vielen Lampen in dem Zimmer tauchten das Gesicht der älteren Frau in helles Licht, was sie mit ihren vorstehenden Brauen und tief liegenden Augen richtig finster aussehen ließ, als sie durch das Zimmer ging und jeden Gegenstand, der ihr ins Auge fiel, mit einer schon fast abstoßenden Gier befingerte. Die Mädchen beobachteten sie argwöhnisch. Sie fühlten sich nicht wohl, das konnte Danni spüren. Die absolute Stille, die über dem Zimmer lag, war unnatürlich und verstärkte die unheimliche Atmosphäre noch.
    Danni war mittlerweile auch in diesem Zimmer, obwohl sie sich nicht erinnerte, auch nur einen Schritt durch eine Tür getan zu haben. Sie fand sich einfach nur in einer Ecke wieder, wo sie sich hinter den drei Frauen auf den Boden kauerte.
    »Es ist so weit«, sagte die Ältere zu niemand Bestimmtem.
    »Nein, Mum«,

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