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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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regnet und wo die ganze gottverdammte Zeit die Sonne scheint.«
    Kalifornien ... Fia hatte von einer Schwester gesprochen, die in Kalifornien lebte ...
    »Ha! Solche Orte gibt es nicht«, fauchte die Mutter. »Und nun tu endlich, was ich dir sage, und komm nicht ohne das Geld zurück! Das ganze Geld diesmal. Tu das, und du wirst nicht noch mal gehen müssen.«
    Edels Gesichtsausdruck ließ Fia scharf die Luft einziehen und Danni entsetzt zurücktaumeln. Sie kniff ganz fest die Augen zusammen, weil sie nicht sehen wollte, was als Nächstes kam, nicht wissen wollte, warum Edels Augen die eines Ungeheuers waren.
    Danni spürte das Summen schon, bevor sie es hörte. Leise und bedrohlich wie ein Überschallknall begann es anzusteigen, brachte die Fenster zum Klirren und erschütterte Danni bis ins Innerste. »Nein«, flüsterte sie und öffnete die Augen wieder, weil sie, sosehr es ihr auch davor graute, einfach hinsehen musste.
    Edels Hand schwebte über dem Einband, und das Buch begann gegen den Tisch zu poltern. Es rumpelte und bebte, als sammelte es Schwung, um hochzuspringen und Edels Hand zu berühren.
    »Nein«, schrie Danni.
    Ihre entsetzte Stimme schien von allen Wänden widerzuhallen. Edels Kopf fuhr herum, ihr Blick glitt durch das Zimmer.
    Sie hatte Dannis Schrei gehört.
    »Nein«, rief sie wieder, als könnte sie den Ereignissen damit noch eine Wendung geben.
    Edel furchte die Brauen, während sie mit finsterer Miene von einer Ecke in die andere blickte. »Hier ist jemand«, sagte sie.
    Die Mutter fuhr herum und schaute sich um. »Geh und sieh in der Küche nach!«, befahl sie Fia. Die jüngere Tochter beeilte sich zu tun, was ihr aufgetragen worden war. Nicht lange danach kam sie zurück.
    »Dort ist niemand. Ich habe auch oben nachgesehen.«
    Edel ließ ihren Blick noch immer misstrauisch durch das Zimmer gleiten, zu ihrer großen Erleichterung spürte Danni aber, wie er ohne das geringste Zögern über sie hinwegglitt. Dann hörte Edel plötzlich auf, den Raum zu inspizieren, und richtete ihren Blick aufs Fenster. Wie Marionetten fuhren auch Danni, die Mutter und Fia herum und blickten ebenfalls hinaus.
    Ein Mann stand draußen auf der anderen Seite. Regen, Dunkelheit und Erschrecken ließen sein Gesicht verschwimmen, sodass es kaum mehr als eine blasse Scheibe mit dunklen Klecksen statt Augen, Mund und Nase war. Bevor sie ihn genauer sehen konnten, trat er schon wieder zurück. Die Mutter lief zum Fenster, dann zur Tür, die sie wütend aufriss, um auf die Veranda hinauszustürmen, wo sie eine Reihe derber, unbeherrschter Flüche ausstieß.
    »Er ist weg«, sagte sie, als sie zurückkam.
    Aber wer war dieser Mann?
    »Wer war das?«, fasste Fia mit zitternder Stimme Dannis Frage in Worte.
    »Der gottverdammte Teufel, der sich den Rest meiner Seele holen will«, höhnte Edel. Fias Augen wurden noch größer, und ein furchtsamer Laut entrang sich ihren Lippen. »Also pass gut auf und lerne, Schwesterchen! Denn deine Seele ist die nächste.«
    Das Summen, das ein wenig nachgelassen hatte, schwoll jetzt wieder an wie eine Stanze in einer Ouvertüre. Es nahm an Stärke und Volumen zu und wurde zu einer trommelnden Harmonie, die Dannis Willen lähmte, ihre Gedanken durcheinanderwarf und ihre Sinne drangsalierte. Sie umklammerte so fest den Topf, dass ihre Finger schmerzten. Der Drang, wegzulaufen, sich zu verstecken, zu fliehen wurde immer stärker, und trotzdem blieb sie stehen und schaute weiter zu.
    Edel wandte sich wieder dem Buch zu. Die Augen wie im Gebet geschlossen, senkte sie ihre Hand noch tiefer über den kunstvoll geprägten schwarzen Einband. Im ersten Moment tat sich nichts, doch dann fing das Leder an, wie Öl zu brodeln, und Edels Finger begannen, darin zu versinken. Dannis Zittern wurde so heftig, dass ihre Zähne klapperten.
    Edels Hand tauchte bis zum Handgelenk in die bewegte Schwärze des Buches ein. Als sie dann langsam wieder die Augen öffnete, hatte deren eben noch schokoladenbraune Iris die gleiche pechschwarze Farbe wie das Buch von Fennore angenommen und glänzte und funkelte wie polierter Obsidian. Edel warf den Kopf zurück und stieß einen Schrei aus, der schrill und gellend war wie der der Weißen Frau. Als käme er direkt aus der Hölle.
    Danni ließ den Topf fallen, obwohl sie wusste, dass er scheppernd auf dem Boden landen würde, als sie ihre Hände über die Ohren schlug und die Augen zukniff, um dieses schaurige Geräusch nicht hören und den ebenso schaurigen Anblick von

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