Der Lord ihres Herzens
höhnische Kerl vor ihr war nicht der Constantine Black, der ihr so ans Herz gewachsen war. Andere hatten ihn einen Schuft genannt, aber sie hatte ihn ganz anders kennengelemt. Und nun sah er auf einmal so aus, als würde er zurück in seine alte Rolle schlüpfen.
Ihre Augen begannen zu brennen. Sie schämte sich plötzlich, dass sie so leichtherzig über seine größte Sünde hinweggesehen hatte. Dabei war sie doch wirklich verabscheuungswürdig.
Er hatte das Leben einer jungen Frau zerstört. Und doch, wenn er ihr irgendeine fadenscheinige Rechtfertigung angeboten hätte, hätte Jane sich mit Freuden daran geklammert. In ihren Träumen hatte sie Constantine zu einem zu Unrecht beschuldigten Helden gemacht.
Wie dumm sie doch war.
In Wahrheit war sie doch nicht so naiv zu glauben, dass sich ein Mensch wirklich grundlegend ändern konnte. Und doch hatte sie ihr Lebensglück auf gerade so ein Wunder gesetzt, oder nicht? Nicht nur, indem sie sich einverstanden erklärt hatte, den bösen Lord zu heiraten, sondern auch, weil sie sich etwas aus ihm machte.
„Du hast recht“, flüsterte sie. „Du hast vollkommen recht. Ich kenne dich überhaupt nicht, Constantine.“ Sie legte die Fingerspitzen an die Schläfe und fühlte sich mit einem Mal seltsam verloren. „Ich fürchte, ich kann nicht...“
Wie eine Schlafwandlerin drehte sie sich um und ließ ihn allein zurück.
Obwohl sie sich nichts mehr wünschte als Einsamkeit, um sich in Ruhe die Augen auszuweinen, kehrte Jane in den Salon zurück. Sie war entschlossen, Montford davon zu überzeugen, dass sie in dieser Ehe zufrieden sein würde, auch wenn sie im Augenblick nicht daran glaubte.
Wann war Constantine mehr für sie geworden als ein Weg, sich eine Zukunft mit Luke zu sichern?
Die Herren erhoben sich bei ihrem Eintritt. „Wo ist mein Neffe?“, wollte de Vere wissen.
„Oh, ist er denn nicht hier?“, fragte Jane vage. „Mr Trent und Lord Roxdale hatten oben in der Galerie eine kleine Auseinandersetzung. Mr Trent muss wohl nach Hause gegangen sein.“
Um Montfords Lippen zuckte es. Lady Arden unterdrückte zaghaft einen Laut. Sie klang, als müsste sie sich das Lachen verkneifen.
„Nach Hause ?“, explodierte de Vere und sprang von seinem Stuhl auf. „Zum Teufel mit dem Knaben!“
Ohne sich zu verabschieden, stürmte deVere aus dem Zimmer. Lady Arden prustete los. „Oh, ich sollte nicht lachen, aber er ist wirklich überaus unterhaltsam.“ Sie wedelte mit den Händen und winkte Jane zu sich. „Nun können wir uns endlich den Geschäften widmen, Montford, ich habe frohe Neuigkeiten. Jane und Constantine wollen heiraten.“
Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen. Dann sagte Montford sanft: „Dann muss ich Ihnen wohl gratulieren, Lady Roxdale.“
Jane sagte eilig: „Ich weiß, dass es Ihren Wünschen nicht entspricht, Euer Gnaden, aber ich glaube, dass diese Verbindung für alle Beteiligten das Beste ist und lebensnotwendig für das Gut.“
Der Duke betrachtete sie milde und nachdenklich. Unter diesem Blick hatte sie sich schon als Kind gewunden. Mit ihm hatte Montford sie stets dazu gebracht, all ihre Geheimnisse preiszugeben. Selbst jetzt noch hatte er diese Wirkung.
„Äußerst vernünftig, meine Liebe! “, mischte sich Lady Arden ein. „Lass dich von dem Duke of Montford nur nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Wir haben uns auf eine kurze Verlobungszeit geeinigt, nicht wahr ? Euer Gnaden, ich bin überzeugt, in dieser Zeit werden sich all Ihre Befürchtungen zerstreuen. Tatsächlich“, fügte sie mit ihrem strahlendsten Lächeln hinzu, „prophezeie ich Ihnen, dass Sie alles zurücknehmen werden, was Sie über Constantine gesagt haben.“
Die Gewissheit, mit der Lady Arden das sagte, ließ Jane nur noch mutloser werden. Sie entschuldigte sich, sobald sie konnte.
Als sie den Salon verließ, hörte sie, wie Lady Arden den Duke bat, zum Dinner zu bleiben.
Wunderbar! Es würde eine unendliche Qual werden.
In ihrem Schlafzimmer fand Jane nicht die Ruhe, nach der sie sich so sehnte. Luke passte sie in ihrem Salon ab und sah sie vorwurfsvoll an. Nicht jetzt, dachte sie. Bitte nicht jetzt.
„Du hast unser Picknick vergessen“, sagte Luke unvermittelt. „Und jetzt fängt es an zu stürmen!“
„Picknick?“ Jane drückte ihren Zeigefinger auf die Nasenwurzel. „Ich erinnere mich nicht, dass wir ein Picknick geplant haben.“ Er betrachtete sie mit dem gnadenlosen Blick eines Kindes, dem man ein versprochenes Vergnügen
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