Der Lord ihres Herzens
für sie empfunden hatte, war wie eine Kerze neben der Sonne, wenn er sie mit seiner Liebe zu Jane verglich. Liebe.
Oh Gott. Es war, als öffnete dieses stille Eingeständnis die Schleusen für neue Fluten des Schmerzes, die größer waren als alles, was er bisher erlebt hatte.
Gerade sagte der Duke etwas. Er zwang sich zuzuhören.
„Haben Sie je herausgefunden, wer Lukes Vater ist?“
„Nein, aber ich habe einen gewissen Verdacht.“ Er rutschte auf seinem Stuhl herum. „Allwissend, wie Sie sind, haben Sie sicher die Gerüchte gehört, er wäre mein Sohn.“
„Ich habe dergleichen gehört. Das war wohl der Grund, warum Ihr Onkel den Jungen aufgenommen hat.“
„Nun, er ist nicht mein Sohn, aber mit meinem Onkel haben Sie vermutlich recht. Ich denke, das ist auch der Grund, warum er Luke so gut versorgt hat.“ Wieder drohte ihn ohnmächtiger Zorn zu überwältigen. Sein Onkel hatte seine schlechte Meinung über Constantine mit ins Grab genommen.
Der Duke beugte sich vor. „Sehr interessant. Da fragt man sich, wessen Sohn Luke denn nun ist.“
Montford glaubte ihm so einfach? In Constantines Herzen kämpften die widerstrebendsten Gefühle gegeneinander. Er wollte diesem Mann keine Dankbarkeit entgegenbringen.
Er biss sich auf die Lippe. Er konnte den Verdacht, den er hegte, noch nicht beweisen und er würde nichts damit erreichen, wenn er Mutmaßungen aussprach. „Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht Trent? Er war in der Nähe, hatte jede Menge Gelegenheit.“
„Und ist genau der Typ Mann, der sich im Haus eines Gentlemans an die Dienstmädchen heranmachen würde“, vollendete Montford den Satz. Seine Nasenflügel waren vor Widerwillen geweitet.
Eine neuartige Erfahrung, dass jemand seine Partei ergriff und nicht die des anscheinend so engelhaften Adam Trent.
„Ich habe keinen Beweis, er würde es nie zugeben, also belassen wir es dabei.“
„Ja, das halte ich für das Beste.“ Der Duke hielt inne. Er betrachtete Constantine mit mehr Freundlichkeit, als er ihm je hatte zuteilwerden lassen. „Wie ich sehe, empfinden Sie stark für den Jungen. Aber ich fürchte, dieser Punkt ist nicht verhandelbar. Lady Roxdale will den Jungen. Und ich glaube, dass er sie auch braucht. Es wäre selbstsüchtig von Ihnen, die beiden voneinander zu trennen.“
Constantine fuhr mit den Fingern durch sein Haar. Jane würde sich gut um Luke kümmern, schließlich liebte sie Luke seit Jahren. Er hingegen war neu in Lukes Leben und könnte leichter wieder daraus verschwinden. Montford hatte recht, es wäre für den Kleinen weniger schmerzlich, wenn er bei Jane blieb. Aber Luke musste erfahren, dass Constantine ihn schätzte. Dass er ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen und sein Versprechen gebrochen hatte.
Schließlich atmete er tief durch. „Sie haben recht. Sie kann ihn bekommen. Aber ich bleibe sein Vormund, daran lasse ich nicht rütteln. Und er wird jeden zweiten Sommer auf Lazenby Hall verbringen.“ Er fixierte Montford. „Und das ist ebenfalls nicht verhandelbar.“
Den Jungen gehen zu lassen fiel ihm weitaus schwerer, als er für möglich gehalten hätte. Unabhängig von seiner Zuneigung zu Luke hatte er das Gefühl, dass nun auch das letzte Verbindungsglied zwischen ihm und Jane durchtrennt worden war. Natürlich lag das in Montfords Absicht.
Der Duke überlegte. „Das erscheint mir gerecht. Solange Sie sich bereit erklären, keinen weiteren Kontakt mit Lady Roxdale zu pflegen. Alle Kommunikation läuft über mich, nicht über Jane.“
Jane. Jedes Mal, wenn der Duke ihren Namen aussprach, war es ihm, als würde ein Schwert ganz langsam sein Herz zerteilen. Constantine senkte den Blick, damit Montford seine Qual nicht sah.
„Oh, beinah hätte ich es vergessen.“ Der Duke zog einen versiegelten Brief heraus und reichte ihn ihm. „Frederick hat Ihnen noch kurz vor seinem Tod geschrieben und Ihnen alles so erklärt, wie ich es Ihnen beschrieben habe.“
Constantine nahm den Brief und fuhr mit dem Daumen über den Abdruck eines Siegels, das nun ihm gehörte. Ohne sich darum zu kümmern, ob Montford ging oder blieb, erbrach Constantine das Siegel und faltete den Brief auseinander.
Die Schrift verschwamm vor seinen Augen. Gott, er war so müde. Doch plötzlich klärte sich sein Blick und Constantine wurde hellwach. Es war keine Erklärung, es war ein Geständnis über ein schweres Verbrechen.
Ich weiß, dass es verachtenswert von mir war, meinen Vater in dem Glauben
Weitere Kostenlose Bücher