Der Lord ihres Herzens
und warb sie ab. Sie wurde ihre Zofe.“
Constantine schluckte. „Schön für Violet.“ Er sah sich in der Küche um. „Es überrascht mich, dass diese Dame nicht auch Sie abgeworben hat.“
Marthe zuckte mit den Achseln. „Das haben schon viele versucht, aber ich verdiene hier gutes Geld und bin es zufrieden. Aber eh voilà Jetzt, wo Sie hier sind, kann ich endlich wieder anfangen, Meisterwerke zu kreieren!“
Er lachte. „Hervorragend, Marthe, kreieren Sie, so viel Sie wollen.“ Er winkte mit der Gabel, wie um sie wegzuscheuchen. „Aber ich halte Sie von Ihrem Frühstück ab. Gehen Sie, ich bestehe darauf! “ „Jawohl, Mylord.“ Marthe knickste lachend und ging hinaus. Constantine konzentrierte sich auf seinen Teller, doch trampelnde Schritte auf der Küchentreppe störten ihn in seinem Genuss. Ein kleiner dunkelhaariger Knabe kam in die Küche gestürzt und blieb abrupt stehen.
Ein Blick verriet Constantine, dass es kein Küchenjunge war. Der Schnitt seiner Nanking-Jacke und die Qualität der Messingknöpfe verrieten, dass er zur Familie gehörte.
Der Knabe schien sich gefangen zu haben. Er verbeugte sich abrupt und japste. „Lord Roxdale, Sir.“
Constantine lächelte: „Und du musst Luke sein.“
„Jawohl, Sir.“
Constantine erhob sich von seinem Stuhl und reichte dem Jungen die Hand.
Luke neigte den Kopf, als verwirrte ihn die dargebotene Hand. Dann streckte er die seine aus und packte Constantines mit etwas aggressivem Druck.
Constantine verstand die Geste. Lady Roxdale war also nicht die Einzige, die mit seiner Anwesenheit auf Lazenby nicht einverstanden war.
Leichthin meinte Constantine: „Wenn du auf der Suche nach einem ordentlichen Frühstück hier heruntergekommen bist, kann ich dir den Speck empfehlen. Er schmeckt hervorragend.“
Ein verstohlener Blick zum Speisesaal der Dienstboten entlarvte den Knaben. Seine Augen wurden groß, als sein Blick auf Constantines vollgehäuften Teller fiel.
„Ich verrate dich nicht, wenn du mich nicht verrätst“, sagte Constantine.
Luke schluckte und sah noch einmal verstohlen zum Speisesaal. „Es ist nur, weil ich Tante Jane nicht verletzen will.“
„Ich verstehe schon. Aber das Essen hier ist mehr was für einen hungrigen Mann als die leichtere Kost, die oben serviert wird“, erklärte Constantine. „Lade dir den Teller voll und bring ihn her. Wir beide sollten uns besser kennenlernen.“
Das ausdrucksvolle Gesicht des Knaben spiegelte den Zwiespalt wider, der in ihm tobte. Am Ende siegte die Begierde über das Gewissen und Luke marschierte davon, um sich etwas zu essen zu holen.
Bei seiner Rückkehr wählte er einen Stuhl, der ein Stück von Constantines Platz entfernt stand. Luke hob den Blick nicht von seinem Teller und schaufelte Marthes köstliches Essen in sich hinein. Vermutlich hoffte er, so einem Gespräch mit seinem Tischnachbarn zu entgehen.
Unbeirrt schwelgte Constantine in seinen Kindheitserinnerungen an Lazenby. „Als wir klein waren, sind Frederick und ich oft hier heruntergekommen und haben Marthe besucht. Wir haben unsere Satteltaschen mit Köstlichkeiten aus der Küche vollgestopft und sind über das ganze Land geritten. Wir waren Ritter, haben Drachen getötet und holde Jungfrauen gerettet.“ Er lächelte. „Das Retten hat mir immer am besten gefallen.“
In Lukes Blick zeigte sich leiser Neid. „Tante Jane sagt, ich bin noch zu jung, um ohne Stallburschen auf meinem Pony auszureiten. Manchmal kommt sie mit.“ Er hob eine Schulter.
Constantine runzelte die Stirn. „Wie alt bist du noch mal?“
„Sechsdreiviertel“, sagte Luke. Seine Stimme klang ein wenig empört.
In diesem Alter hatten Constantine und Frederick allerlei Streiche im Schilde geführt und die Freiheit des Knabenalters bis zur Neige ausgekostet. Er machte Luke keinen Vorwurf aus dem trostlosen Ton in seiner Stimme. Die Begleitung eines Stallburschen förderte die Abenteuerlust nicht gerade.
Offensichtlich engte Cousine Jane den Knaben unverhältnismäßig ein. Sie tat dies gewiss nicht aus Bosheit, nein, so grausam war sie nicht, das sah man sofort. Vielleicht war sie nur übertrieben fürsorglich. Wie auch immer, dem Jungen tat es nicht gut, in Watte gepackt zu werden.
Constantine wählte seine Worte sorgfältig. „Du hast Glück, dass Lady Roxdale so auf deine Sicherheit bedacht ist. Allerdings gibt es gewisse Dinge, die eine Lady nicht verstehen kann. Ich werde mit ihr reden, vielleicht können wir für dich ein paar mehr
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