Der Lord ihres Herzens
sie sich machte bezüglich seines Einflusses auf die Moral eines kleinen Jungen. Er glaubte nicht, dass ihr Interesse an dem Kind über ihre selbstgerechte Mission, sich ungefragt überall einzumischen, hinausging.
„Ich betrachte die Vorteile, glauben Sie mir“, sagte er. „Aber bevor ich meine finanzielle Lage nicht bewertet habe, würde ich in dieser Hinsicht lieber nichts versprechen.“
Das Gespräch mit Montford am Vorabend hatte ihn zutiefst erzürnt, doch es war voreilig gewesen, jeden Gedanken an eine Hochzeit mit Lady Roxdale von sich zu weisen. Ein langer anstrengender Ritt durch den morgendlichen Regen hatte ihn so weit beruhigt, dass er die Wahrheit erkannt hatte: Er konnte es sich einfach nicht leisten, die Lösung zu verschmähen, die Lady Roxdale ihm anbot. Nicht wenn er Lazenby erhalten wollte.
Constantine Black fragte sich, ob er sie vorwarnen sollte, wie sehr der Duke gegen diese Verbindung war, sah aber davon ab. Sie würde es bald selbst herausfinden. Ob sie sich wohl von der Meinung des Dukes beeinflussen lassen würde? Letzten Abend hatte sie fest entschlossen gewirkt, sich gegen ihn zu stellen, aber er hatte den Verdacht, dass das nicht ganz einfach sein würde.
In der Hoffnung, die Angelegenheit für den Moment abgeschlossen zu haben, trat er zur Anrichte, wo ein paar silberne Schüsseln standen. Er nahm einen Teller und hob den ersten Deckel hoch. Porridge. Den nächsten. Rührei. Den nächsten. Ein Pudding, der so bleich war, dass er schwindsüchtig wirkte.
Sein Magen knurrte, wohl um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Wo war der Speck? Wo waren das Beefsteak und die Heringe, wo die Würste und der gegrillte Schinken? Er hatte sich auf ein gutes, herzhaftes, fleischreiches Frühstück gefreut. Eines, wie es seine Mutter auf Broadmere zu servieren pflegte.
Nach seinem Gelage am Vorabend war er mit höllischen Kopfschmerzen aufgewacht und hatte beschlossen, sie mit einem Ritt zu vertreiben. Nass, frierend und hungrig war er zurückgekehrt, nur um so ein Frühstück vorzufinden.
„Kinderbrei“, sagte er ausdruckslos. „Lauter Kinderbrei.“ „Nahrhaft und gesund.“
Langsam drehte er sich um und begegnete Lady Roxdales Blick, die ihn ansah, als wäre er der Seltsame. Er tat, als zuckte er zusammen. „Großer Gott, sind Sie immer noch da?“
Sie blinzelte und ignorierte die Frage dann. „Probieren Sie doch den Porridge. Heute schmeckt er ganz besonders gut.“
„Da würde ich lieber meine eigene Zunge runterschlucken.“
Sie nahm einen Löffel von dem Brei und schob ihn sich in den Mund. Er riss den Blick los von der Bewegung ihrer Lippen, als sie kaute. Himmel, der Hunger hatte ihm den Verstand getrübt. Eine Porridge essende Frau musste ja wohl das Unerotischste sein, was das Universum zu bieten hatte.
„Vermutlich haben Sie das alles nur bestellt, um mich zu ärgern.“ Er klang missmutig, aber er war nicht Herr seiner Sinne, solange ihm der Magen knurrte und die einzige Nahrung weit und breit aus Invaliden- und Kinderkost bestand.
Sie hob überrascht die Brauen. „Warum sollte ich? Bei Frederick und mir hat es das jeden Tag zum Frühstück gegeben. Fragen Sie doch die Köchin, wenn Sie mir nicht glauben.“
Sie presste eine Serviette an die Lippen und stand auf. Ihm fiel auf, wie wenig sie von ihrem eigenen Mahl gegessen hatte. Auf die ihr eigene korrekte Art sagte sie: „Nachdem Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, etwas zu bestellen, hat die Köchin das serviert, was sie immer serviert.“
Er sollte also bestellen, was er wollte? Er hatte angenommen, dass es hier ein ganz normales Frühstück wie auf jedem anderen Herrensitz im Lande gab.
Es war sein Fehler. Auf Lazenby Hall war nichts normal. Plötzlich empfand Constantine tiefes Mitgefühl für seinen Vorgänger. Der arme Frederick. Kein Wunder, dass er den Löffel abgegeben hatte, wenn er dieses Zeug jeden Morgen hatte runterwürgen müssen.
Lady Roxdale hob das Kinn. „Wenn Sie mir sagen, was Sie wünschen, bestelle ich es Ihnen auf der Stelle.“
Wenn er ihr erlauben würde, die Herrschaft über die Haushaltspflichten zu behalten, und sei es auch nur vorübergehend, würde er sie nie mehr loswerden. „Oh nein, das kommt nicht infrage.“
Er bekam sie am Ellbogen zu fassen, als sie an ihm vorbeiging. Ihr bloßer Arm war weich und warm, ganz anders als ihre Persönlichkeit. Das nachgiebige Fleisch schickte zuckende Botschaften zu dem Teil seiner Anatomie, den er in ihrer Nähe unter
Weitere Kostenlose Bücher