Der Lord ihres Herzens
Er war Verwalter hier, bis er vor ein, zwei Jahren in Rente gegangen ist.“
„Ah. Mr Jones kenne ich noch von früher.“ Nur zu lebhaft erinnerte er sich an den einen oder anderen vernichtenden Tadel von dem eigensinnigen Verwalter. Vermutlich hatte er ihn auch verdient. Als Kind hatte Constantine nichts als Schabernack im Kopf gehabt.
Jones lebte immer noch in einem Häuschen auf dem Gelände. Constantine hatte seinen Namen in den Rechnungsbüchern gesehen. „Ich wusste gar nicht, dass er schon so alt ist. Musste er in Rente gehen?“ Larkin wollte sich dazu und zu anderen Themen nicht äußern. Schließlich ließ Constantine ihn gehen. Er ging in sein Zimmer, um sich zum Dinner umzukleiden.
Er dachte über Larkin nach. Er wirkte bemüht, aber viel zu zaghaft.
Er würde dem Mann eine andere Aufgabe zuweisen. Für die Gutsverwaltung brauchte er einen starken, klugen Kopf.
George kam ihm in den Sinn, doch sein Bruder hatte seinen eigenen Besitz. Constantine seufzte. Er musste seinen Anwalt bitten, die nötigen Dokumente aufzusetzen, damit er Broadmere auf George übertragen konnte. Daran war für ihn nicht zu rütteln. Nicht einmal um einer Ehe zu entgehen, würde er den Familiensitz verkaufen.
Seine Gedanken wanderten wieder zu der Eisjungfer. Er hatte ihr am letzten Abend die Wahrheit gesagt: Er hatte sich wirklich noch nicht entschieden, ob er sie heiraten wollte. Im Lichte der heutigen Entdeckungen schien diese Ehe jedoch seine einzige Option.
Er musste die Hypothek zurückzahlen, die auf der Weberei lastete, sonst würde er sie verlieren. Eineinhalb Monate war zu wenig Zeit, um eine derartige Summe aus dem Ärmel zu schütteln. Er könnte den Besitz teilen und etwas Land verkaufen, aber das würde dauern. Außerdem ginge ihm das sehr gegen den Strich. Die Pächter vertrauten auf das Versprechen, dass sie in weiterer Zukunft eine Erbpacht für das Land kaufen konnten, das sie bearbeiteten. Wenn Constantine begann, ebendieses Land zu verkaufen, wäre das nicht gut für die Moral.
Und im Gegensatz zu allem, was gewisse Leute glauben mochten, war er sich seiner Verantwortung späteren Generationen gegenüber vollauf bewusst. Er war verpflichtet, den Besitz zu erhalten, statt ihn stückweise zu verkaufen. Lady Roxdale zu heiraten wäre dem auf alle Fälle vorzuziehen.
Constantine, der gerade dabei war, das Krawattentuch zu binden, hielt inne. Schon bei dem bloßen Gedanken an die Ehe wurde ihm übel. Als die vornehme Gesellschaft ihn damals zwingen wollte, den Bund der Ehe einzugehen, hatte er sich strikt geweigert. Diese Entscheidung hatte sein Leben dramatisch verändert. Er war so verletzt gewesen, so weltunerfahren und so leidenschaftlich in seinem Gefühl, betrogen worden zu sein, dass er alles nur noch schwarz-weiß gesehen hatte.
Er prüfte sein Spiegelbild und ließ sich dann von seinem Kammerdiener in den Rock helfen, der von einem tiefen satten Burgunderrot war und sich schmeichelnd an seine Schultern schmiegte.
Constantine rückte eine Manschette zurecht. Nein, trotz all der schlechten Aussichten hatte er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, eine andere Lösung für seine finanziellen Probleme zu finden.
Morgen würde er Fredericks alten Verwalter aufsuchen. Was Jones über Lazenby nicht wusste, war der Erwähnung nicht wert.
Wenn es irgendeinen Weg gab, die Weberei zu retten, würde Jones wohl den Schlüssel dazu kennen.
Bis zum Ende der Woche sollte er sich einen genauen Überblick über sein gesamtes Betriebsvermögen verschafft haben. Abgesehen von seinen verschiedenen Investitionen, besaß er kein nennenswertes Vermögen. Broadmere zählte er nicht. Er besaß nur ein paar Vollblutpferde und seine Kutsche. Seine Kuriositätensammlung würde vielleicht etwas einbringen. Er hatte einen Auktionator aus London bestellt, der sich mit derartigen Dingen auskannte.
Ach, zum Teufel, das Familiensilber könnte er auch noch verkaufen.
Jane musste sich das Lächeln nicht gewaltsam abringen, als Constantine an diesem Abend in den Salon schlenderte. Die Gesellschaft zweier Damen von Lady Ardens und Lady Endicotts Kaliber, die ihren Meinungen wortreich und entschieden Ausdruck verliehen, konnte ziemlich nervenaufreibend sein. Janes Lächeln beruhte sowohl auf ihrer Erleichterung, ihn zu sehen, als auch ihrem Entschluss, sich charmant zu zeigen.
Sie hatte das kleidsamste Trauergewand angezogen, das sie besaß, und das Fichu beiseitegelassen, das sie normalerweise in den Ausschnitt steckte, um
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