Der Lord ihres Herzens
Keller?“ „Ich würde Marthes Kreationen nie mit minderwertigen Weinen beleidigen.“ Er griff nach seinem Glas. „Guter Bordeaux muss genossen und nicht gehortet werden wie die Goldstücke eines Geizkragens.“
„Sie sind ein Lüstling“, sagte sie mit leisem Tadel.
„Ein Genussmensch“, korrigierte er sie. „Ich freue mich an allem, was sich mir darbietet.“
Diese bloße Bemerkung, gesprochen in seinem heiseren Ton, ließ abermals die Hitze in ihr aufsteigen. Jane stockte der Atem. Sie fühlte sich unsicher und war überzeugter denn je, dass es klug gewesen war, nicht zuzugeben, was für eine Offenbarung die Mahlzeit für sie gewesen war.
Im Kerzenlicht schimmerte Constantines Teint bronzefarben. Seine Wangenknochen und das markante Kinn traten deutlich hervor. Fasziniert starrte sie auf seine Finger, mit denen er am Stiel seines Weinglases spielte. Sie waren lang, beweglich und von subtiler Kraft. Die weiße Spitzenmanschette fiel elegant über seine kräftige, gebräunte Hand.
Er hob das Weinglas und nahm einen tiefen Schluck. Ihre Blicke begegneten sich und sie sahen sich lange in die Augen.
Lady Endicotts schrille Stimme zerstörte diese merkwürdige Spannung. „Constantine! Jane! Habt ihr gehört, was ich gesagt habe?“ Leise Verärgerung huschte über Constantines Gesicht. Jane merkte, dass sie selbst ein wenig zornig war, dabei sollte sie der Countess doch eher dankbar sein für diese Störung.
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr die Countess fort: „Lady Arden hat mir eben überaus beunruhigende Neuigkeiten aus London berichtet.“ Sie drehte sich zu der anderen Dame um. „Wirklich, Emma, ich weiß nicht, warum Sie mir das nicht schon früher erzählt haben. Diese Hyäne hat die Krallen in meinen Sohn geschlagen“, murmelte sie. „Das lass ich nicht zu! Jane“, fügte sie hinzu, „ich muss nach London zurück. Es tut mir leid, wenn dich das in eine schwierige Lage bringt, aber es ist äußerst wichtig!“
Constantine blinzelte: „Du verlässt uns, Tante?“ Er konnte sein Glück kaum fassen.
„Im ersten Morgengrauen!“ Lady Endicott warf ihre Serviette auf den Tisch und machte Anstalten, sich zu erheben, worauf sofort ein Diener herbeisprang und ihren Stuhl zurückzog. „Ich muss mich um das Gepäck kümmern.“
Lady Arden winkte lässig. „Tu, was du für richtig hältst, Griselda. Wir kommen hier auch ohne dich zurecht.“
Mit verdächtig unschuldiger Miene hob Lady Arden das Weinglas an die Lippen, während die ältere Frau geschäftig aus dem Zimmer eilte.
Constantine betrachtete seine Respekt einflößende Verwandte mit hochgezogenen Brauen. Sie führte mal wieder etwas im Schilde. Als unverbesserliche Ehestifterin hatte Lady Arden gewiss Jane und ihn im Visier.
Auf seinen fragenden Blick hin erntete er nur ein strahlendes Lächeln. „Das hätten wir nun auch erledigt.“
„Aber“, sagte Jane, „wenn Lady Endicott morgen nach London reist, wer soll dann meine Anstandsdame sein? Ich kann hier unmöglich allein mit Constantine bleiben!“
„Es klingt nach einem hervorragenden Plan.“ Constantine schmunzelte und fing sich dafür einen kühlen Blick ein. Verdammt, eigentlich hatte er gedacht, Jane hätte sich an diesem Abend ein wenig für ihn erwärmt, aber ihr Blick verriet ihm, dass vor ihm noch ein langer Weg lag.
Lady Arden warf die Hände in die Höhe. „Natürlich bleibst du nicht allein bei dem Spitzbuben hier, meine Liebe. Ich bleibe vorerst auf Lazenby. Ich bin mir sicher, der Duke würde es von mir erwarten.“
„Du?“, fragte Constantine. Seine Lippen umspielte ein ungläubiges Lächeln. „Du willst wochenlang auf dem Land Däumchen drehen? Ausgerechnet im Frühling? Das kann ich nicht glauben.“ „Ich bin in Cambridgeshire aufgewachsen“, sagte Lady Arden verschnupft. „Ein paar Schweine und Pferde machen mir keine Angst.“
„Schafe.“ Jane führte ihr Glas an den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. „Auf Lazenby züchten wir Schafe.“
„Natürlich, meine Liebe, schließlich sind wir in den Cotswolds, nicht wahr?“ Lady Arden nahm Messer und Gabel auf. „Ich freue mich schon darauf, mich hier mit allem bekannt zu machen.“
Jane sagte: „Na, dann ist es abgemacht. Herzlichen Dank. Ich weiß nicht, was ich ohne dich anfangen würde.
Die beiden warfen vieldeutige Blicke in Richtung Constantine.
Man brauchte kein Genie sein, um zu erraten, dass sie sich gegen ihn verbündet hatten. Wenn Lady Arden sich wie so oft durchsetzte,
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