Der Lord ihres Herzens
reden miteinander. Wir handeln. Jede Unterhaltung, die sich dabei ergibt, ist rein zufällig. Was glauben Sie wohl, warum ich mir die Mühe gemacht habe, einen Angelausflug zu arrangieren? Der Junge wird eher bereit sein, mit mir zu sprechen und mir etwas anzuvertrauen, wenn seine Hände mit etwas beschäftigt sind. Er hat mir gesagt, Angeln ist sein Lieblingszeitvertreib.“ „Neben Zeichnen.“
„Nun ja, aber wenn ich ihm nicht gerade für ein Porträt Modell sitzen würde, ist zeichnen eine recht einsame Angelegenheit.“ Ihm schien ein Gedanke zu kommen. „Glauben Sie, dass ich mich tatsächlich malen lassen sollte? Das würde der Galerie eine spezielle Note verleihen.“
Er machte sich wieder einmal über sie selbst lustig. Insgeheim fand Jane jedoch, dass Constantines Porträt die Bilder sämtlicher Ahnen in den Schatten stellen würde. „Sie sollten eines in Auftrag geben“, sagte sie leichthin. „Oft sind diese Bilder doch Allegorien, nicht wahr? Nachdem wir in den Cotswolds sind, könnten Sie doch mit einem Schaf Modell sitzen.“
„Einem schwarzen Schaf“, murmelte Constantine mit funkelnden Augen.
Sie lachte. „Genau.“
„Ich bin so weit! “ Luke kam hereingestürmt. Unter seinem rechten Arm klemmten die Angelruten, unter dem linken ein Skizzenbuch. In seinen Händen hielt er den Angelkasten und die Blechdose mit Zeichenkohle.
„Lass dir helfen.“ Constantine nahm Luke die Ruten ab und hob eine Augenbraue. „Ein Skizzenbuch?“
Lachend zauste Jane dem Knaben das Haar. „Ohne das Buch geht er nirgendwohin, nicht wahr, Luke?“
Luke zuckte mit den Schultern. „Man weiß nie, was es alles zu zeichnen gibt.“ Er sah Constantine von der Seite an. „Vielleicht fängt Lord Roxdale einen Prachtfisch und ich würde ihn dann für die Nachwelt festhalten.“
„Ha, das nenne ich eine Herausforderung“, sagte Constantine. Jane lachte und sah nach draußen. Obwohl es bewölkt war, drohte im Moment kein Regen. Eigentlich hätte sie sich ja an diesem Vormittag mit der Köchin zusammensetzen wollen, aber dann kam ihr ein spontaner Gedanke.
Impulsiv fragte sie: „Kann ich vielleicht mitkommen?“
„Ja!“, rief Luke. „Mylord, wäre das nicht toll?“
Sie blickte Constantine fragend an. Der neigte den Kopf und sah sie anerkennend an. „Allerdings. Ich bin sicher, dass es mehr als genug Marmeladentörtchen für alle gibt.“
Wie Constantine vorausgesagt hatte, war der Angelausflug ein voller Erfolg. Luke akzeptierte die Nachricht von Constantines Vormundschaft mit einem nachdenklichen Nicken, sodass all die Sorgen, die sich Jane deswegen gemacht hatte, völlig umsonst gewesen schienen. Luke war es einerlei, wer vor dem Gesetz für ihn verantwortlich war, solange sich in seinem Alltag nichts ändern würde.
Jetzt, wo die Ehefrage entschieden war, konnte Jane ihm versichern, dass alles beim Alten bliebe. Die Nähe eines Mannes, der Zeit mit ihm verbrachte und Männersachen mit ihm unternahm, schien Luke gutzutun. Zu Frederick hatte er keine Beziehung gehabt, obwohl Jane sich nach Kräften darum bemüht hatte.
Allerdings war es ihr nicht gelungen, Luke mehr über die Raufbolde im Dorf zu entlocken. Offenbar hatte sich die Sache nicht wiederholt, doch der Vorfall hatte Jane beunruhigt.
Nun saß sie im Salon und bestickte einen Kissenbezug, als Adam Trent ins Zimmer platzte.
„Jane!“
Vor Schreck zuckte sie zusammen und stach sich in den Finger. Mit einem verärgerten Ausruf legte Jane die Stickarbeit beiseite und stand auf, um ihn zu begrüßen, während sie das Blut von ihrer Fingerspitze saugte.
Trent bemerkte es gar nicht und stieß hervor: „Ich habe gehört, dass Sie mit dem Kerl ins Dorf gefahren sind. Allein! Noch nicht mal ein Stallbursche war dabei, um der Fahrt einen Hauch von Ehrbarkeit zu verleihen!“
Eisig sagte sie: „ Wie bitte?“ Was fiel ihm ein, hier hereingestürmt zu kommen und ihr Vorhaltungen zu machen?
Er warf die Hände in die Luft. „Es hat sich wie ein Lauffeuer im Dorf herumgesprochen. Wahrscheinlich weiß es inzwischen die ganze Grafschaft.“
„Mr Trent! Mit wem ich ausfahre, geht Sie gar nichts an. Außerdem ist der Kerl zufällig Herr dieses Hauses. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich daran erinnern wollten“, sagte sie eisig.
Zufällig war er auch mit ihr verlobt, aber das wollte sie Trent nicht erzählen. Ihre Verlobung fühlte sich immer noch nicht ganz real an. Sie würde wohl erst dann daran glauben, wenn Montford ihr seinen
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