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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zu dem Ihre Freunde den unvorsichtigen Fehler begangen haben, Sie einzuladen, so daß Sie sie völlig und gänzlich glauben. Dennoch weiß Ihr Gehirn, begraben unter dem toten Neuronengewicht all dieser Überzeugungen, ganz genau, daß es in Wirklichkeit nur zwei Banditen mit nicht mehr als einer Wasserpistole und einem Spielzeuggewehr waren. Sehen Sie, Ihr Gehirn war auch da und hat die Wahrheit zur Kenntnis genommen.«
    »Das sehe ich. Ja.«
    »Szabó behauptet, die Maschine sei de facto genausosehr ein Apparat zur Wiederherstellung des Gedächtnisses wie ein Lügenhemmer. Er kann den Betreffenden genauso leicht das französische Wort für ›Schnittlauch‹ ans Licht bringen lassen wie die Einzelheiten seines tatsächlichen Aufenthaltsorts an besagtem Abend preisgeben.«
    »
Wow!
«
    »
W
, wie Sie richtig bemerken,
ow
. Oder, wie man in Polen sagt, ›Vov‹.«
    »Und wo bei der ganzen Sache kommen
Sie
ins Spiel?«
    »Bei der Entwicklung der Maschine nirgends. Béla und ich haben uns jahrzehntelang Briefe geschrieben, und vor etwas über einem Jahr begann er in seinen Briefen auf die Entwicklung von Mendax Bezug zu nehmen, wie er diese Frucht seiner intellektuellen Lenden fantasiereich getauft hat. Im letzten Juli verließ Istvan Moltaj, ein mit ihm befreundeter Violinist, Ungarn, um an den Salzburger Festspielen teilzunehmen. Béla vertraute ihm Papiere an, die mit Mendax zu tun hatten. Seine Absicht war, mir diese Unterlagen durch Moltaj auszuhändigen. Wir hatten eine Verabredung in Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse. Offensichtlich war jemand entweder Moltaj gefolgt oder hatte Bélas Brief an mich abgefangen, der das Rendezvous einfädelte. Dort wurde er auf höchst unerfreuliche Weise umgebracht, keine zehn Meter von uns entfernt, wie wir beide uns zu erinnern Grund haben.«
    »Und er hat es nie geschafft, Ihnen die Papiere auszuhändigen?«
    »Moltaj hatte die kluge Vorsichtsmaßnahme getroffen, an der Rezeption des Goldenen Hirschs ein Päckchen für mich zu hinterlegen. Das Päckchen enthielt einen Stapel Notenpapier. Ein Duett für Klavier und Violine. Die Musik war äußerst kakophon, aber die Noten entsprachen Buchstaben, die sich als Text in klassischem Volapük entziffern ließen.«
    »Sie haben Sie also bekommen?«
    »Sie erinnern sich vielleicht, daß wir auf unserer Rückfahrt nach England im letzten Jahr bestohlen wurden?«
    »Sie stahlen Ihre Aktenmappe!«
    »Das taten sie allerdings.«
    »Aber, Donald, wenn ich mir die Frage erlauben darf …«
    »Ja?«
    »Warum haben Sie die Unterlagen nicht zur Post gebracht? Wenn die bereit waren, einem Mann am hellichten Tag die Kehle aufzuschlitzen … ich meine, mit denen einfach so in einer Aktenmappe im Wagen spazierenzufahren? Nicht gerade Branchenstandard, alter Junge.«
    »Branchenstandard?«
    »Sie wissen schon. Nicht, wie Sarratt Zirkusartisten ausbildete, um im Außendienst zu operieren.«
    »Adrian, ich fürchte fast, Sie fantasieren.«
    »Le Carré, Operationsprozeduren. Ein guter Außenagent hätte die Unterlagen genommen und in einen TB gestopft.«
    »Einen was?«
    »Einen toten Briefkasten.«
    »Ach so.«
    »Moskau herrscht, George, alter Junge. Moskau herrscht auf ganzer Linie.«
    »Ja, ein toter Briefkasten wäre zweifellos die perfekte Lösung gewesen. Ich hätte daran denken sollen. Statt dessen fertigte ich eine falsche Kopie des Manuskripts an und hinterließ das echte in Salzburg.«
    »Eine falsche Kopie?«
    »Schien mir das vernünftigste«, sagte Trefusis.
    »Also die Unterlagen in der Aktenmappe, die gestohlen wurde …?«
    »Waren Gefasel. Sie müssen einige Zeit gebraucht haben, um zu entdecken, daß das Manuskript, das sie uns entwendet hatten, egal, wie sie es lasen, nicht mehr Aufklärung bot als die Seiten 323 bis 367 des Salzburger Telefonbuchs.«
    »Und was genau haben Sie mit dem echten Manuskript angefangen?«
    »Im Hotel gab es ein hübsches Zimmermädchen. Sie sagte, sie würde für mich darauf aufpassen. War das auch schlechter Branchenstandard?«
    »Na ja«, sagte Adrian. »Wenn sie es noch hat, war es guter Branchenstandard, wenn nicht, dann nicht.«
    Trefusis neigte bescheiden den Kopf. »Schauen Sie sich nicht um«, sagte er, »aber seit zwölf Kilometern befinden sich zwei Wagen hinter uns, ein weißer Citroën. Ob es ein BX ist oder nicht, kann ich wirklich nicht sagen.«
    Adrian schaute sich um.
    »Sie haben mir noch immer nicht gesagt«, sagte er, »wer dafür verantwortlich war, daß dem der Hals

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