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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sollen.
    Vielleicht hatte Allan recht und es wäre wirklich das Beste, die Gemälde irgendwo abzulegen und der Polizei einen anonymen Tipp zu geben. Das Problem war, dass auf einem von den Dingern Hate saß. Außerdem würde man die Fälschungen, sobald sie als solche identifiziert worden waren, möglicherweise bis zu Westie zurückverfolgen können. Und überhaupt hätte Mike erst Westie und Gissing dazu überreden müssen, ihre Gemälde wieder herauszurücken.
    Du hast es so gewollt, Mike, sagte er sich …
    »Herrjesus, Gissing!« Mike klatschte sich gegen die Stirn. Angenommen, die Sekretärin war inzwischen wieder zurückgekommen. Angenommen, sie schloss die Tür auf. Dann würde der Detective Mikes Zettel auf dem Fußboden finden … Er schlug sich zur Sicherheit noch ein paarmal an den Kopf, sah dann, dass vorübergehende Studenten mit Mappen unter dem Arm ihn anstarrten.
    »Performancekunst«, erklärte er und machte sich auf den Weg zu einem weiteren seiner bevorzugten Denkplätze: den Meadows.
     
    * * *
     
    Ab sechs waren die Büros der First Caledonian geschlossen, und Allan Cruikshank traute sich endlich, bei sich zu Hause ans Telefon zu gehen. Als er den AB abhörte, stellte er fest, dass das halbe Dutzend Anrufe, das er im Lauf des Tages ignoriert hatte, von seiner Sekretärin gekommen war: Sie wisse nicht, wo er stecke, fragte, ob er krank sei, sagte ihm, sie habe alle seine Termine abgesagt. Nichts von Mike oder Robert Gissing und nichts vom Detective. Allan hatte sein Handy ausgeschaltet und gewisse Bedenken, es wieder anzumachen. Er hatte die Befürchtung, dass er dem erstbesten Menschen, mit dem er redete, alles erzählen würde. Wäre er religiös gewesen, hätte er zur katholischen Kathedrale am Leith Walk gehen können, wo zweifellos genügend Beichtstühle auf reuige Sünder warteten. Er hatte sogar Margot in Betracht gezogen, aber sie würde ihn bloß zusammenstauchen, vielleicht sogar über sein Elend lachen und sich dazu gratulieren, einen solchen Vollidioten losgeworden zu sein.
    Ihm knurrte schon seit dem Vormittag der Magen, aber er konnte nichts essen. Er hatte acht, neun Gläser Leitungswasser getrunken, fühlte sich aber noch immer wie ausgedörrt. Das Tagesfernsehen trug nur wenig zu seiner Linderung bei. In einer Talkshow für Hausfrauen hatte es eine längere Diskussion über den internationalen Handel mit gestohlenen Kunstwerken gegeben. Und stündlich gab’s Nachrichten, die Allan immer ausschaltete, bevor über den Raub in Granton berichtet wurde. Er war rasiert und trug seinen Geschäftsanzug, da er eigentlich wie gewohnt ins Büro hatte gehen wollen. Sein Entschluss hielt jedoch nur bis zur Wohnungstür. Die Hand am Riegel, bereit aufzuschließen, war er erstarrt. Da draußen wartete eine feindliche Welt. Diese Wohnung stellte seine einzige Zuflucht dar. Den Rest des Tages hatte er größtenteils am Fenster zugebracht und sich gefragt, ob Ransome oder ein anderer Beamter gleich aus der Polizeiwache treten, den kurzen Weg zum Wohnblock herüberkommen und auf den Klingelknopf mit dem Namen CRUIKSHANK drücken würde. Irgendwelche Anzeichen von Medieninteresse waren nicht zu verzeichnen gewesen. Streifenwagen kamen und gingen. Zivilbeamte schlenderten rauchend und plaudernd auf dem Bürgersteig auf und ab. Selbst bei offenem Fenster konnte Allan mit noch so gespitzten Ohren nur die Vögel in den Bäumen und das Rumpeln der Busse auf dem Leith Walk hören.
    Es gab immer noch die Möglichkeit, in einen dieser Busse zu steigen und irgendwohin zu verschwinden. Oder in einen Zug nach Süden. Ein Flugzeug ins Ausland. Er besaß einen Pass und ein paar Kreditkarten, von denen lediglich eine fast am Limit war. Was hielt ihn denn zurück? Wollte er wirklich geschnappt werden? Ransomes Visitenkarte steckte in seiner Brieftasche und gab etwas wie eine schwache Strahlung ab, so dass er sich ihrer ständig bewusst war. Eine elfstellige Nummer war das Einzige, was ihn von einem erlösenden Geständnis trennte. Wovor hatte er eine solche Angst? Mike und Robert Gissing zu verraten? Oder Chib Calloways Zorn auf sein Haupt zu laden? Sich in den Zeitungen zu sehen und auf der Anklagebank wiederzufinden? Oder zusammen mit den anderen Häftlingen Klosetteimer auszuleeren? Er ließ sich, den Rücken an der Wohnzimmerwand, zu Boden gleiten, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Mittlerweile war seine Sekretärin bestimmt gegangen. Vom Büro würden keine Anrufe mehr kommen. Wenn er es

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