Der Mackenzie Coup
Angeboten, die du nur unter Aufbietung all deiner Willenskraft ablehnen könntest, an dich heranschleimen?«
»Bislang nicht.«
»Tja, wir sind nun mal in Edinburgh; da hat man schon eher Chancen, zu einem flotten Vierer am Bridgetisch aufgefordert zu werden …« Allan schaute sich um. »Aber trotzdem ist einiges geboten. Die übliche Mischung aus Schmarotzern, Händlern und Privilegierten.«
»Und was davon sind wir?«
»Wir sind Kunstliebhaber, Michael – schlicht und ergreifend.«
»Und, was gefunden, wofür du auf der Auktion bieten wirst?«
»Wahrscheinlich nicht.« Allan seufzte und starrte in die Tiefen seines leeren Glases. »Die Rechnung für den nächsten Schwung Schulgebühren liegt noch immer auf meinem Schreibtisch und harrt ihrer Begleichung. Und ich weiß, was du gleich sagen wirst: Gibt jede Menge gute Schulen in der Stadt, die keinen Penny kosten. Du selbst warst auf einer harten Gesamtschule, und es hat dir nicht geschadet, aber wir reden hier von Tradition. Drei Generationen, die allesamt dieselbe muffige Anstalt besucht haben. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen , wenn ich die Jungen woandershin schickte.«
»Und Margot hätte sicher auch einiges anzumerken.«
Als der Name seiner Exfrau fiel, zuckte Allan theatralisch zusammen. Mike ging auf das Spiel ein und lächelte. Er war nicht so dumm, finanzielle Unterstützung anzubieten – den Fehler hatte er nur einmal begangen. Ein Banker, ein Mann, der tagtäglich mit den Vermögen einiger der reichsten Bürger Schottlands zu tun hatte, konnte unmöglich Geldgeschenke annehmen.
»Du solltest Margot dazu bringen, ihren Teil zu bezahlen«, sagte Mike, um ihn ein bisschen zu ärgern. »Du sagst doch immer, sie würde genauso viel verdienen wie du.«
»Und hat ihre Kaufkraft seinerzeit, als sie sich ihre Anwälte aussuchte, gut eingesetzt.« Ein weiteres Tablett voll halb garer Pastetchen kam vorübergeschwebt. Mike schüttelte den Kopf, während Allan den Kellner fragte, ob er nicht den Mann mit dem Sekt in ihre Richtung dirigieren könne. »Nicht dass es die Mühe lohnen würde«, flüsterte er Mike zu. »Billigste Plörre, wenn du mich fragst. Deswegen wickeln sie diese weißen Servietten um die Flaschen. So kann man das Etikett nicht sehen.« Er ließ seinen Blick noch einmal in dem von Geplauder erfüllten Raum schweifen. »Hast du Lauras Händchen schon gehalten?«
»Nur ein Blick und ein Lächeln«, erwiderte Mike. »Sie scheint sich heute Abend großer Beliebtheit zu erfreuen.«
»Die Winterauktion war ihre erste überhaupt«, erinnerte ihn Allan, »und sie hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie muss potenzielle Käufer hofieren.«
»Und wir passen nicht ins Konzept?«
»Bei allem Respekt, Mike, aber du bist ziemlich leicht zu durchschauen – dir fehlt das, was man gemeinhin ein ›Poker-face ‹ nennt. Dieser kurze Blick, den ihr, wie du sagst, getauscht habt, war wahrscheinlich alles, was sie brauchte. Wenn du ein Bild siehst, das dir gefällt, dann starrst du es minutenlang an, und sobald du dich entschieden hast, es zu kaufen, fängst du an, auf den Fußballen zu wippen.« Allan versuchte, die Bewegung nachzumachen, während er sein Glas dem anrückenden Sektnachschub entgegenhielt.
»Du kannst gut Menschen durchschauen, was?«, sagte Mike lachend.
»Bringt der Beruf so mit sich. Viele HNWs möchten, dass man weiß, was sie denken, ohne dass sie es auszusprechen brauchen.«
»Also, was denke ich jetzt gerade?« Mike hielt die Hand über sein Glas, und der Kellner deutete eine Verbeugung an, bevor er weiterging.
Allan kniff die Augen zusammen. »Du denkst, dass du prima auch ohne meine klugscheißerischen Bemerkungen auskommst«, sagte er, indem er die Augen wieder öffnete. »Du wünschst dir, du könntest minutenlang vor unserer charmanten Gastgeberin stehen und sie lediglich anstarren – egal, ob wippend oder nicht wippend.« Er schwieg kurz. »Und gleich wirst du eine Bar vorschlagen, in der wir was Richtiges zu trinken kriegen.«
»Geradezu unheimlich«, meinte Mike verblüfft.
»Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Allan fort und prostete ihm zu. »Einer deiner Wünsche ist gerade dabei, in Erfüllung zu gehen …«
Ja, Mike hatte sie ebenfalls gesehen: Laura Stanton, die sich durch das Gedränge quetschte und geradewegs auf sie zukam. Fast eins achtzig mit Absätzen, das rotbraune Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Sie trug ein ärmelloses schwarzes Kleid, in dessen tiefem Ausschnitt
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