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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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namens Hendricks schien das Sagen zu haben, was Ransome, als er aus dem Wagen stieg, leichte Bauchschmerzen bereitete. Er betrachtete Hendricks als einen ernsthaften Konkurrenten in der Beförderungstombola – mehr oder weniger gleiches Alter; jede Menge Erfolge auf dem Konto; sympathisch und ebenso geschickt im Umgang mit der Öffentlichkeit wie mit den hohen Tieren. Er hatte im Tulliallan Police College Jahre zuvor am selben Grundkurs wie Ransome teilgenommen. Den Rekruten war damals eine besondere Aufgabe gestellt worden: Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Trotz Ransomes Anstrengungen hatte Hendricks haushoch gewonnen: Er hatte in Stirling ein Sportsmänner-Diner veranstaltet und ein paar prominente Fußballer überzeugen können, als Festredner aufzutreten. Erst später fand Ransome heraus, dass Hendricks’ Onkel Präsident eines Oberligavereins war. Offenbar hatte jemand seine Beziehungen spielen lassen …
    Zwischen den beiden Männern war es nie zu offenen Spannungen gekommen – Ransome war nicht so dumm, sich mit seinem Rivalen anzulegen. Nach außen hin befleißigte man sich einer demonstrativen professionellen Höflichkeit und verstieg sich gelegentlich sogar zur Zusammenarbeit. Da Ransome außerdem an der West-End-Wache arbeitete und Hendricks am anderen Ende der Stadt, am Gayfield Square, sahen sie sich eher selten. Jetzt fragte sich Ransome, ob Hendricks im Dienst gewesen war oder sich den Fall einfach so unter den Nagel gerissen hatte. Er trug einen schicken Anzug mit einem neu aussehenden Hemd und Schlips. Vielleicht hatte er wie Ransome gerade unbezahlte Überstunden am Schreibtisch gemacht in der Hoffnung, etwas Interessantes an Land zu ziehen.
    Ein Fernsehteam war schon vor Ort, dazu Radio- und Zeitungsreporter. Hundebesitzer hatten sich, vom Strand kommend, zum Gaffen eingefunden. Die Medienleute steckten gerade die Köpfe zusammen und tauschten Informationen aus. Einer von ihnen erkannte Ransome und kam angelaufen, fragte, ob er der Story noch etwas hinzuzufügen hätte. Ransome schüttelte lediglich den Kopf. Aufsehenerregender Fall … und natürlich musste er Hendricks in den Schoß plumpsen.
    »Ransome? Was treiben Sie denn hier?« Hendricks bemühte sich, die Frage kumpelhaft klingen zu lassen. Mit in die Hosentaschen gesteckten Händen kam er federnden Schritts auf Ransome zu. Gepflegte Frisur, sauber gestutzter Schnurrbart, aber die Slipper wirkten billig. Das war Ransome immerhin ein Trost.
    »Ich bin neugierig, Gavin. Sie kennen mich doch. Wie läuft’s am Gayfield Square?«
    »Entschieden gesitteter, seit Sie-wissen-schon-Wer in Rente ist. Hören Sie, nett, Sie zu sehen und so weiter, aber ich müsste jetzt …« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. Vielbeschäftigter Mann, jede Menge zu tun.
    Wichtiger Mann.
    Ransome nickte verständnisvoll. »Kümmern Sie sich nicht um mich, Gavin.«
    »Kommen Sie uns bloß nicht ins Gehege, okay?«, sagte er mit einem kleinen Lachen am Ende, als ob das als Witz gemeint sei, während es sein völliger Ernst war. Weshalb Ransome nichts anderes übrig blieb, als sich zu ärgern und sich den Kopf nach einer schlagfertigen Erwiderung zu zermartern, während Hendricks sich schon wieder entfernte. Ransome trat ein paar Schritte näher. Die Hecktür des Transporters stand sperrangelweit offen, und eines der Gemälde lag auf dem Boden. Die Stoffumwicklung hatte sich gelöst, und Ransome konnte einen verschnörkelten goldfarbenen Rahmen erkennen. Er starrte das Bild weiter an, während einer von der Spurensicherung noch ein paar Fotos schoss.
    »Nach dem, was ich gehört habe«, sagte der Spusi-Mann, »hat das ein gewisser Utterson gemalt.«
    »Sagt mir nichts.«
    »Ist in der unteren Ecke signiert. Einer der Reporter meinte, es wär ein paar hundert Riesen wert. Mein Haus hat nicht halb so viel gekostet.«
    Soweit Ransome erkennen konnte, war es eine trostlose Landschaft, vielleicht fünfundvierzig mal dreißig Zentimeter. Er hatte an den Wänden seiner Stammkneipe schon Besseres gesehen. »Wer ist das, mit dem Hendricks gerade redet?«, fragte er.
    Der Kriminaltechniker sah zu dem kleinen, kahlen, bekümmert aussehenden Mann hinüber, mit dem Hendricks ein vertrauliches Gespräch zu führen schien. Er zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf, also ging Ransome wieder zu dem Reporter, der ihn erkannt hatte, und stellte ihm die gleiche Frage.
    »Sie gehören also nicht dazu?«, stichelte der Reporter. Ransome starrte ihn wortlos an, bis er

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