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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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stellte seine leere Sektflöte auf die makellos saubere Arbeitsfläche. Mike vermutete, dass er diese Frage nicht zum letzten Mal von seinem Freund gehört hatte.
    »Bislang ist alles glattgelaufen. Das verdanken wir einer guten Planung. Jetzt geht es nur noch darum, die Nerven zu behalten.« Mike zwinkerte ihm zu und goss das Wasser in ein hohes Glas, das er dann ins Wohnzimmer trug. Gissing drückte gerade zwei Tabletten aus der verschweißten Folie.
    »Sodbrennen«, erklärte er und nahm das Glas entgegen.
    »Hat Alasdair gesagt, wie es Mr. Allison geht?«, erkundigte sich Mike.
    Gissing zerkaute die zwei Tabletten. »Aus dem Krankenhaus ist er schon wieder raus, aber er hat Prellungen und eine Gehirnerschütterung.« Er funkelte Mike an. »Ich glaube, Ihr Freund ist vielleicht ein klitzekleines bisschen zu weit gegangen.«
    »Gerade weit genug, um einen Ersatzmann erforderlich zu machen«, antwortete Mike. »Wenn Sie am Marine Drive fertig sind, besorgen Sie sich ein Taxi und kommen wieder hierher. Allan oder ich bringen Sie dann nach Hause.« Jetzt war es sein Handy, das klingelte. Kein Anruf: eine SMS von Chib Calloway.
    JUNGS WAREN GUT, JA? BRAUCH BALDIGST PFAND. TV GESEHEN?
    Mike beschloss, nicht darauf zu reagieren. Pfand: genau das Wort, das Chib damals bei diesem Telefongespräch verwendet hatte. Ehrliches astreines Pfand … Im Fernsehen war inzwischen von irgendwelchen Hochwasserschäden in England die Rede. Der Reporter vor Ort meinte, die Einwohner befürchteten, »zu tief drinzustecken«. Gissing warf gerade mit nicht ganz ruhigen Händen eine dritte Tablette ein, während Allan an seinem zuckenden Augenlid rieb und wie ein hyperaktives Kind von einem Bein aufs andere hüpfte.
    Zu tief drin? Die hatten doch alle keine Ahnung …
    19
     
    Als die Meldung kam, saß DI Ransome an seinem Schreibtisch im menschenleeren CID-Raum. Im Hintergrund lief das Radio. Irgendein Stadtsender, der Golden Oldies mit Verkehrsnachrichten und Wetter garnierte. Ransome befand sich seit gut zwei Stunden im Büro und hatte zwei Fingerbreit von seinem Eingangskorb abgearbeitet. In den nächsten zwei Wochen standen drei Gerichtstermine an, und er musste seine Aussagen pauken. Es war ein Skandal, wie viel Zeit Polizisten – Uniformierte wie CID-Beamte – am Sheriff und High Court verplemperten, und oft genug wurde noch im letzten Moment ein Deal durchgezogen, so dass sie sich gar nicht mehr auf die Zeugenbank zu setzen brauchten. Ein Officer, den er kannte, hatte ein Fernstudium absolviert und den größten Teil der dafür notwendigen Arbeit – Lesen und Referate schreiben – erledigt, während er vor verschiedenen Gerichtsräumen saß und darauf wartete, hineingerufen zu werden und seine Aussage zu machen.
    Ransome überlegte sich gerade, welches Fach er, wenn sich die Möglichkeit böte, studieren würde, als der Radiosprecher etwas von einem »Einbruch in einem Gewerbegebiet in Granton« sagte. Ransome wollte innerlich schon wieder abschalten, als er die Worte »wertvolle Kunstwerke« hörte. Was, zum Teufel, hatten die ausgerechnet in einem Lagerhaus in Granton zu suchen? Schätze im Besitz verschiedener städtischer Museen … Personal und Besucher mit Schusswaffen bedroht … zurzeit noch nicht bekannt, was im Einzelnen fehlte …
    Kunstwerke und Schusswaffen.
    Schusswaffen und Kunstwerke.
    Ransome versuchte, Laura im Auktionshaus zu erreichen, aber es nahm niemand ab. Das Gleiche auf ihrem Handy. Leise fluchend ging er hinaus zum Parkplatz. Zum Marine Drive brauchte er nur zwanzig Minuten. Das war eines der Dinge, die er an Edinburgh schätzte: Nichts war weiter als eine halbe Stunde von was auch immer entfernt. Man kam sich manchmal eher wie auf dem Dorf vor, und das war auch der Grund, warum er schon angefangen hatte, Zusammenhänge zu erkennen. Ein Raubüberfall auf ein Lagerhaus, Diebstahl von Kunstwerken … und Edinburghs Obergangster hatte erst kürzlich angefangen, ein Interesse an Gemälden zu verraten. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er in der National Gallery zusammen mit seinem alten Schulfreund Michael Mackenzie Tee getrunken hatte. Mackenzie, dem Computergenie, dem Kunstsammler. Die beiden gaben schon ein ziemlich seltsames Paar ab …
    Um den weißen Transit war mit blau-weißem Polizeiband eine Absperrung gezogen worden. Uniformierte Beamte leiteten den spärlichen Verkehr um. Ein Team von Kriminaltechnikern war eifrig zugange, suchte nach Fingerabdrücken, schoss Fotos. Ein Detective Inspector

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