Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
den Blick abwandte. »Ist der Direktor der National Gallery«, verriet der Mann schließlich. »Und der Typ, der da eben kommt …« Ransome folgte mit den Augen der Richtung des ausgestreckten Fingers. Ein Taxi war vorgefahren, und der Fahrgast stieg gerade aus. »Der leitet die städtischen Museen. Und Sie sind mir jetzt was schuldig, Inspector.«
    Ohne darauf einzugehen, konzentrierte sich Ransome auf den Neuankömmling. Er war größer und etwas ruhiger oder zumindest entschlossener als der Boss der Gallery, dem er jetzt die Hand schüttelte, bevor er ihm beschwichtigend auf die Schulter klopfte. Ransome rückte langsam näher, bis er mithören konnte, was gesprochen wurde.
    »Wir nehmen an, dass sie gerade am Umladen waren«, erklärte Hendricks dem neu Hinzugekommenen. »Jemand hat sie dabei beobachtet und uns angerufen – er hat sie wahrscheinlich gestört, sie haben die Nerven verloren und sind abgehauen.«
    »Zu Ihrem Glück, Alasdair«, sagte der Museumschef zu seinem Kollegen mit einem weiteren mitfühlenden Schulterklopfen. Alasdair schien das nicht sehr zu schätzen und zog sich zwei Schritte von seinem Peiniger zurück.
    »Wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, ob wirklich alles da ist«, erklärte Alasdair und rieb sich mit der Hand über die Stirn.
    »Nach Aussage der Zeugen waren es nur drei oder vier Männer, die den eigentlichen Raub verübt haben«, steuerte Hendricks bei. »Die anderen hielten solange die Geiseln in Schach. Die ganze Sache war nach zehn bis fünfzehn Minuten vorbei. Viel können sie in der Zeit nicht erbeutet haben …«
    »Inventur nötig?«, fragte der Museumsboss Alasdair. »War nicht sowieso eine fällig?«
    »Sie sind keineswegs aus dem Schneider, Donald«, kläffte Alasdair. »Die könnten sonst was mitgenommen haben. Die meisten Gemälde sind in den Stahlkammern eingeschlossen, aber der Großteil Ihrer Sachen liegt einfach so offen in den Regalen herum – besonders seit in der Chambers Street umgebaut wird und so viel Neues dazugekommen ist.«
    Der Ausdruck in Donalds Gesicht schien Alasdair ein bisschen aufzuheitern. Es war so, als wäre ihm eine Last von der Seele genommen.
    Nicht lediglich Kollegen, dachte Ransome, sondern auch Rivalen …
    »Das ist ein guter Gedanke, Sir«, sagte Hendricks jetzt zu Donald. »Je eher mit der Bestandsaufnahme begonnen wird, desto besser. Aber dürfte ich Sie zunächst fragen, wie viele Personen vom Lagerhaus und dessen Inhalt wussten?«
    »Die ganze verdammte Stadt!«, knurrte der Mann namens Donald. »Heute ist Tag der offenen Tür, schon vergessen? Der einzige Tag des Jahres, an dem sie einfach reinspazieren und alles mitnehmen konnten, was sie wollten.« Er deutete auf die Ladung des Transporters. »Und das waren, soweit ich sehe, hauptsächlich Gemälde – Stahlkammern hin oder her.«
    Alasdair sah so aus, als wollte er protestieren, aber dann wurde die Aufmerksamkeit der Männer durch das Dieseltuckern eines weiteren Taxis abgelenkt, das vor der Absperrung hielt.
    »Ah«, sagte Alasdair, »da kommt unser Hausexperte.« Er ging zum Taxi und riss die Fondtür auf. Nach einem Händeschütteln führte er den distinguiert aussehenden Gentleman zum Grüppchen. In der Zwischenzeit hatte Hendricks erneut Ransome bemerkt und mit einem geübt finsteren Blick bedacht. Aber Ransome vermutete, dass sein Kollege es nicht auf eine Szene ankommen lassen würde – nicht in Gegenwart des Edinburgher Establishments (Donald trug sogar eine Krawatte vom New Club) und ließ sich also nicht weiter einschüchtern.
    »Unser Chefkurator ist letzten Abend in der Nähe seines Hauses auf offener Straße überfallen worden«, erklärte Alasdair. »Aber wir sind dankbar, dass Professor Gissing, Direktor des College of Art und selbst kein geringer Experte, uns seine Dienste zur Verfügung stellen wird.«
    »Ich dachte, Sie sind schon im Ruhestand, Robert«, sagte Donald und schüttelte ihm die Hand. Gissing gab darauf keine Antwort, nahm es aber huldvoll hin, dass man ihn mit DI Hendricks bekannt machte. Als das Gespräch fortgesetzt wurde, schien Gissing zu spüren, dass ihn jemand beobachtete. Er warf einen verstohlenen Blick über die Schulter, und Ransome wandte sich einen Moment zu spät ab.
    »Es hat mir leidgetan, das mit Jimmy zu hören«, sagte der Professor. Ransome erinnerte sich, von einem Überfall gehört zu haben – unten am Kanal. Jetzt stellte sich heraus, dass das Opfer ein Kunstexperte war. So, so. Und auf einmal tauchte Gissing hier

Weitere Kostenlose Bücher