Der magische Pflug
wußte auch, daß es ihn in ihren Augen herabwürdigen würde, wenn er es sagte. Aber was sollte das überhaupt? Was machte es ihm schon aus, was sie von ihm hielt? Dennoch schwieg er.
In dem Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, hörte er, wie die Flußratten hinter ihm Fink mit Schmährufen bedachten. Der heulte zwar nicht mehr, sagte aber auch nicht sehr viel. Doch sie dachten im Augenblick nicht nur an Fink.
»Dieser Stadtjunge hält sich wohl für mächtig stark.«
»Vielleicht sollten wir ihm mal einen richtigen Kampf liefern.«
»Dann werden wir schon sehen, wie hochnäsig seine liebe Dame hinterher noch ist.«
Alvin konnte zwar die Zukunft nicht richtig vorhersehen, aber man mußte keine Fackel sein, um zu erraten, was gleich geschehen würde. Er hatte die Stiefel an, sein Pferd war angespannt, und es war Zeit, zu gehen. Doch so hochnäsig sie auch sein mochte, er konnte die Dame unmöglich allein zurücklassen. Er wußte, daß die Flußratten sich sonst über sie hermachen würden, und wenn sie auch meinte, keinen Schutz zu brauchen, begriff er doch, daß diese Flußmänner soeben hatten mitansehen müssen, wie ihr bester Mann verprügelt und gedemütigt wurde, und das alles der Frau wegen. Und das wiederum bedeutete, daß sie höchstwahrscheinlich am Schluß im Staub liegen würde, während ihre Koffer im Fluß landeten – falls es nicht noch schlimmer kam.
»Ihr solltet jetzt besser aufsteigen«, sagte Alwin.
»Ich bin erstaunt, daß Ihr es wagt, mir Anweisungen zu erteilen wie einem gewöhnlichen … Was tut Ihr da?«
Alvin warf gerade ihre Taschen und Koffer hinten auf den Wagen. Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten.
»Mein Herr, ich habe den Eindruck, Ihr wollt mich berauben!«
»Das werde ich auch tun, wenn Ihr nicht bald aufsteigt«, erwiderte Alvin.
Inzwischen hatten sich die Flußratten in der Nähe des Wagens zusammengeschart, und einer hatte die Zügel des Pferdes gepackt. Die Frau blickte sich um; dann änderte sich ihre wütende Miene. Nur ein bißchen. Sie stieg vom Dock auf den Wagenbock. Alvin nahm ihre Hand und half ihr dabei, es sich auf dem Sitz bequem zu machen. Jetzt stand das Großmaul direkt neben ihm, lehnte sich auf den Wagen und grinste bösartig. »Einen von uns hast du geschlagen, Schmied, aber schaffst du uns auch alle zusammen?«
Alvin starrte ihn nur an. Er konzentrierte sich auf den Mann, der das Pferd festhielt, ließ einen plötzlichen, stechenden Schmerz durch dessen Hand fahren, als würde er von hundert Nadeln gleichzeitig durchbohrt. Der Mann schrie auf und ließ das Pferd fahren.
Das Großmaul wandte den Blick von Alvin ab, um den anderen zu begaffen, und in diesem Augenblick trat Alvin ihm gegen das Ohr. Es war kein besonders beachtlicher Tritt, aber es war schließlich auch kein besonders beachtliches Ohr, und so lag der Mann schließlich am Boden und hielt sich den Kopf fest.
»Hüüüaa!« rief Alvin.
Gehorsam setzte sich das Pferd in Bewegung – und der Wagen rollte ungefähr einen Zoll weit nach vorn. Dann noch einen Zoll. Es war schwierig, eine Wagenladung Eisen in Bewegung zu setzen, vor allem, wenn es schnell gehen sollte. Alvin sorgte dafür, daß die Räder sich leicht und geschmeidig drehten, aber am Gewicht des Wagens oder an der Kraft der Pferde konnte er nichts ändern. Als das Pferd schließlich wieder in Bewegung kam, war der Wagen noch viel schwerer geworden, weil die Flußratten sich darangehängt hatten, an ihm zerrten und hinaufkletterten.
Alvin drehte sich um und hieb mit der Peitsche nach ihnen. Das tat er nur wegen des Effekts – er berührte keinen. Und doch fielen sie alle herunter oder ließen den Wagen los, als hätte er sie getroffen oder ihnen zumindest Angst eingejagt. Tatsächlich aber war das Holz des Wagens plötzlich ganz glatt geworden, als wäre es eingefettet. Sie konnten sich nicht mehr festhalten. Und so rollte der Wagen vor, während sie hinten auf dem Weg in den Staub purzelten.
Doch damit war es noch nicht getan. Schließlich mußte Alvin den Wagen noch wenden und wieder zurück fahren, an ihnen vorbei, wenn er nach Hatrack River wollte. Er überlegte sich gerade, was er als nächstes tun sollte, als er plötzlich einen Musketenschuß hörte, so laut wie eine Kanone; das Geräusch blieb in der schweren Sommerluft hängen. Als er den Wagen gewendet hatte, sah er den Hafenmeister auf der Rampe stehen, hinter ihm seine Frau.
Er hielt eine Muskete in der Hand, während die Frau die andere
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