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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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wirst sehen, das geht schnell vorüber.« Ein Jahr. Ein Jahr war ein unglaublich langer Zeitraum. Der Rest des Sommers. Schule, und Weihnachten. Würde sie Weihnachten nicht da sein? Und Ostern, und dann wieder Sommer. Eine lange Zeit.

    Hunderte von Tagen. Er legte den Kopf auf die Knie, und die Großmutter küßte ihn auf das Haar. »Komm jetzt, Michael, steig aus der Wanne und trockne dich ab. Das kannst du allein. Du bist schon ein großer Junge.« Sie richtete sich mühsam auf und ging aus dem Zimmer. Michael bemerkte, daß ihre Stimme zitterte, und er hätte schwören können, daß auch sie den Tränen nahe war. Mitten in der Nacht brach der Sturm los, und Michael konnte von seinem Bett aus sehen, wie sein Großvater und Onkel Sean sich mit schwankenden Laternen über den Hof kämpften, um nach den Pferden zu sehen, die sie nachmittags von der Weide in den Stall gebracht hatten. Die Ställe waren ein guter Ort, um den Sturm abzuwarten, voller Stroh, von Laternen beleuchtet, mit der Wärme der schläfrigen Tiere, während draußen der Wind heulte und der Regen gegen die Flügeltüren prasselte. Michael wischte über das Fensterglas. Es hatte gerade erst zu regnen begonnen, und es war immer noch schwül und warm. Dann zuckte ein greller Blitz über den Himmel und beleuchtete sein erschrecktes Gesicht. Er wich vom Fenster zurück und zählte automatisch die Sekunden. Als er bis sechs gezählt hatte, explodierte der Donner über dem Haus, rollte über den Giebel und ließ das Fenster erzittern. Ein Wimmern drang aus seiner Kehle. Ein weiterer Blitz warf grelles Licht auf sein Bettzeug, und wieder grollte die himmlische Artillerie. Er sprang aus dem Bett wie ein verschrecktes Kaninchen, stapfte über den hölzernen Fußboden, schoß aus der Tür und rannte über den Flur. Roses Tür. Sie war geschlossen. Als er am Abend geklopft hatte, hatte sie nicht geantwortet. Er öffnete die Tür, und es blitzte wieder, und er sah Rose dicht beim Fenster stehen. Das Licht des Blitzes schien durch ihr Nachthemd, und für einen Moment erkannte er den Umriß ihres Körpers durch den dünnen Stoff. Dann wares wiederstockfinster, understieß verwirrt gegen ihr Bett. »Michael! Ich habe mir gedacht, daß ich dich heute nacht noch sehen würde.« Zu seiner Erleichterung klang ihre Stimme normal, ja sogar fröhlich. Sie liebte Gewitter. Sielegtensichzusammenindas Bett, während es weiter blitzte und donnerte. Er klammerte sich an sie, und sie strich ihm über das Haar. »Du gehst fort«, sagte er schließlich, eng an ihre Brust gepreßt. »Ist schon gut, Michael, es ist besser so.« Ihre Hand wanderte hinunter zu ihrem Bauch, und er sah, wie sie sich dort streichelte. Er spürte plötzlich Panik in sich aufsteigen, so als würden die Dinge sich bald unwiderruflich ändern, und als sei Roses merkwürdige Stimmung ein Teil davon, sogar der Anfang davon. Er wollte, daß sie wieder war wie früher, geradeheraus und unerschrocken, immer zu einem Scherz bereit. Warum geschahen diese seltsamen Dinge? Vielleicht hatten sie etwas mit ihr zu tun, mit dem Streit in der Familie. Vielleicht sollte sie es wissen. »Es gibt Wölfe im Wald, Rose«, platzte er heraus. »Und unten am Fluß waren Männer mit Fuchsgesichtern. Es gehen unheimliche Dinge da draußen vor. So wie das Gesicht, das uns beim Schwimmen zugesehen hat.« Aber sie war mit ihren Gedanken meilenweit entfernt. »Er hat mir zugesehen«, murmelte sie. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Nabel. »Weißt du, was da drin ist, Michael?« Der plötzliche Themenwechsel verwirrte ihn. »Eingeweide und so was?« Sie kicherte. »Da ist ein winziges Mädchen drin. Sie schläft jetzt, und wenn sie aufwacht, kommt sie heraus, und du hast jemanden, mit dem du spielen kannst.« Er stützte sich auf den Ellbogen. »Rose!« »Es ist wahr, Michael. Darum werde ich fortgehen.« Ihre Stimme klang etwas gepreßt, aber er bemerkte es kaum. »Wie ist es hineingekommen?« Er hatte immer noch Zweifel. Ihre Antwort wurde vom Donner übertönt. »Und sie wird ... hier herauskommen.« Sie berührte sich wieder selbst, weiter unten. Seine Hand folgte der ihren unter das Nachthemd, fuhr durch die krause Haarmatte, fand eine enge Spalte und fuhr sie entlang, bis sein forschender Finger auf einer feuchten Stelle weichen Fleisches lag und Rose zusammenzuckte. Ihre Hand legte sich auf seine, nahm sie vorsichtig weg. Da war wieder diese Spannung, der beständige Druck in seinem Bauch. Rose streichelte ihn und

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