Der magische Zirkel - Der Verrat
dem giftig roten Punsch zu trinken, hatten keine A hnung, was in der wirklichen Dunkelheit da draußen lauerte. Selbst die, die den Zirkel hassten, kannten nicht die volle W ahrheit.
Diana und A dam kamen zusammen an und hatten den wohl spektakulärsten A uftritt, den die New Salem Highschool je erlebt hatte. Diana in ihrem einfachen weißen Gewand, in dem ihre A rme und ihr Hals unbedeckt blieben. Ihre Haut schimmerte matt wie Perlmutt. Das glänzende goldblonde Haar fiel ihr wie ein W asserfall aus Licht den Rücken hinunter. Sie sah aus wie ein Mondstrahl, der sich aus V ersehen in die Turnhalle verirrt hatte.
Und A dam– A dam hatte immer eine starke A usstrahlung, eine unbewusste A rt, jedem Respekt einzuflößen, der klug genug war, ihn richtig anzusehen. Heute, als Naturgott Herne, war er anziehender denn je. Er schien tatsächlich der Gott des W aldes zu sein– gefährlich und hinterlistig, animalisch und unberechenbar, aber nicht herzlos. V or allem sah er wild aus. V öllig ungezähmt. Er gehörte in die W eite, unter den unendlichen Sternenhimmel. Raj blieb bei Fuß. Heute schien er mehr W olf als Hund zu sein und keine der A ufsichtspersonen protestierte gegen seine A nwesenheit.
»D u weißt, was heute Nacht passiert?«, flüsterte eine Stimme. Cassie spürte warmen A tem in ihrem Nacken.
»W ieso, Faye?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
»N un, die A nführer des Hexensabbats, die die Göttin Diana und der Naturgott darstellen, müssen ein Bündnis eingehen. So steht es in den alten Überlieferungen. Sie müssen…« Faye hielt taktvoll inne »… eins werden , wollen wir es so ausdrücken? Um die V ereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips zu repräsentieren.«
»D u meinst, sie…?«
»E s kann natürlich symbolisch geschehen«, sagte Faye verbindlich. »A ber irgendwie glaube ich, dass ein rein symbolischer A kt A dam und Diana wohl kaum befriedigen wird, was meinst du?«
Kapitel Zwölf
Cassie war wie versteinert. Ihr Herz klopfte wie ein Presslufthammer, sonst war sie völlig reglos.
Adam und Diana… sie konnten doch nicht… doch, sie konnten! Diana flirtete gerade mit A dam, lachte ihn an, warf ihr langes, schimmerndes Haar zurück. Und obwohl Cassie A dams Gesicht hinter der Maske nicht erkennen konnte, sah sie seine lächelnden Lippen.
Cassie drehte sich hektisch um, wäre dabei fast mit Nick zusammengeprallt, der ihr gerade ein Glas Punsch brachte, und rannte weg.
Sie fand eine dunkle Ecke unter einer chinesischen Laterne, die erloschen war. Geschützt durch einen V orhang von schwarzen und orangefarbenen Kreppstreifen, blieb sie dort stehen, versuchte, wieder zu sich zu kommen und die Bilder zu verdrängen, die ihre Fantasie ihr ausmalte.
Das Nächste, was ihr bewusst wurde, war der Duft von würzigem Holz und salziger Seebrise, gemischt mit einem schwachen, undefinierbaren Geruch nach Tieren und Eichenblättern. A dam.
»C assie«, sagte er. Nur das. A ls ob Herne sie in ihren Träumen rufen und sie einladen würde, mitten in der Nacht die Bettdecke abzuwerfen und mit ihm im Herbstlaub zu tanzen.
Und dann fuhr er mit einer normaleren Stimme leise fort: »B ist du okay? Diana meint…«
»W as?«, fuhr Cassie ihn an. Doch statt wütend zu klingen, zitterte ihre Stimme stark.
»S ie hat sich nur Sorgen gemacht, ob dir vielleicht etwas fehlt.«
»M ir geht’s gut!« Cassie drängte die Tränen zurück. »U nd außerdem– ich hab’s satt, dass man andauernd hinter meinem Rücken über mich redet. Faye sagt dies, Diana das– ich hab die Nase voll!«
Er nahm ihre beiden Hände in seine. »I ch glaube, du bist ganz einfach erschöpft.«
Das bin ich auch, dachte Cassie. Ich bin es leid, Geheimnisse zu haben… zu kämpfen. W enn ich schon verdorben bin, welchen Sinn hat es dann, dagegen anzukämpfen?
Gedacht– getan?
Bevor sie wusste, was sie da machte, hatten ihre Finger A dams Hand fest gepackt. W eder durch W orte noch Taten , was für ein W itz, dachte sie. W ir haben den Schwur im Geiste schon tausendmal gebrochen. W arum nicht aufs Ganze gehen? Dann hätte sie wirklich etwas Böses getan und einen richtigen Grund, sich schlecht zu fühlen. Und… Diana würde ihn nicht als Erste bekommen.
Da lag der springende Punkt. Diana mochte alles andere haben, aber sie würde A dam nicht als Erste bekommen.
Ich könnte es tun, dachte Cassie. Plötzlich arbeitete ihr Gehirn klar und vernünftig, völlig abgetrennt von dem brennenden Schmerz in ihrem Inneren. A
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