Der Maler und die Lady (German Edition)
erneut aufseufzen.
„Vor einiger Zeit unterbreitete mir Stuart einen Vorschlag. Du weißt ja, dass er keinen Cent besitzt, ganz gleich, was er auch sonst vorgeben mag.“
„Ja, ich weiß, dass er mich nur wegen meines Geldes heiraten wollte.“ Niemandem außer ihrem Vater wäre die leichte Schärfe in ihrer Stimme aufgefallen.
„Ich wollte dich mit diesem Thema nicht verletzen.“ Er fasste nach ihrer Hand und hielt sie in der seinen. Diese Bande des Zutrauens waren zwischen ihnen schon geknüpft worden, als sie den ersten Atemzug tat.
„Das weiß ich, Papa.“ Sie drückte seine Hand und vergrub dann die Fäuste in den Taschen des Morgenmantels. „Mein Stolz ist angeknackst. Wahrscheinlich muss das zuweilen passieren. Aber ich lassemich nicht demütigen“, fügte sie plötzlich wild hinzu. „Nein, das muss wirklich nicht sein.“ Lara warf den Kopf zurück und blickte auf ihren Vater herunter. „Also, zum Rest deiner Geschichte.“
„Nun.“ Fairchild blies die Backen auf und ließ dann die Luft geräuschvoll entweichen. „Neben all seinen anderen Schwächen ist Stuart auch noch habgierig. Er brauchte einen größeren Geldbetrag und konnte nicht einsehen, warum er dafür arbeiten sollte. Also beschloss er, sich Rembrandts Selbstporträt in Harriets Galerie zu bemächtigen.“
„Er hat es gestohlen?“ Laras Augen wurden vor Erstaunen noch größer. „Heiliger Strohsack! Die Unverschämtheit hätte ich ihm nicht zugetraut.“
„Stuart hielt sich für clever.“ Fairchild stand auf und wusch sich im kleinen Waschbecken in der Ecke des Studios die Hände. „Harriet war zu ihrer Safari aufgebrochen, und so gab es niemanden, der wegen des wochenlang verschwundenen Gemäldes Fragen stellen konnte. Stuart schlägt dem Personal gegenüber einen etwas diktatorischen Ton an.“
„Es ist ein besonderes Vergnügen, Untergebene herumzukommandieren.“
„Wie dem auch sei …“ Liebevoll deckte Fairchild seinen Falken für die Nacht mit einem Tuch ab. „… Stuart trat mit dem schäbigen Vorschlag an mich heran, ob ich eine Kopie des Rembrandts anfertigen könne.“
Bisher glaubte Lara, nichts, was ihr Vater tat, könnte sie mehr überraschen. Und ganz gewiss würde er ihr niemals weh tun. Aber nach dieser Eröffnung war sie schockiert. „Papa, der Rembrandt gehört Har riet!“
„Aber, aber Lara. Du weißt, dass ich Harriet sehr gern habe.“ Liebevoll legte er den Arm um seine Tochter. „Unser Stuart ist nicht gerade sehr gescheit. Er gab mir den Rembrandt, nachdem ich ihm erklärt hatte, ich brauchte ihn für die Kopie.“ Fairchild schüttelte den Kopf. „Diese Fälschung hat keinen so rechten Spaß gemacht, Lara. Sie bot keine Herausforderung.“
„Wie schade“, bemerkte Lara trocken und ließ sich in einen Stuhl fallen.
„Dann erklärte ich Stuart, ich benötigte das Original nicht mehrund gab ihm die Kopie zurück. Er schöpfte keinerlei Verdacht.“ Fairchild verschränkte die Hände auf dem Rücken und blickte an die Decke. „Ich wünschte, du hättest das Bild gesehen. Es war einmalig. Du weißt ja, es ist eines von Rembrandts späten Werken, mit jener rauen Struktur und dieser leuchtenden Tiefe …“
„Papa!“ Lara unterbrach ihren Vater, ehe er sich in eine seiner üblichen Vorlesungen erging.
„Oh, ja, ja.“ Nur mit Mühe gelang es Fairchild, sich zusammenzureißen. „Ich erklärte Stuart, dass ich zur Vollendung der Kopie noch etwas Zeit benötigte und das Bild außerdem auf alt bearbeiten müsste. Er schluckte es. Das war vor genau drei Wochen. Erst jetzt hat er das Bild auf seine Echtheit untersuchen lassen. Ich habe natürlich sorgfältig darauf geachtet, dass es nicht einmal der elementarsten Prüfung standhalten würde.“
„Natürlich“, murmelte Lara.
„Nun ist er gezwungen, die Kopie in der Galerie hängen zu lassen, und ich habe das Original.“
Lara gönnte sich eine Verschnaufpause, um das soeben Gehörte zu verkraften. Es half nichts, sie war außer sich. „Warum hast du das getan, Papa? Das war keine übliche Fälschung, wie all die anderen. Hier ist Harriet betroffen.“
„Nun nimm dich zusammen, Lara. Dein Benehmen ist unmöglich.“ Fairchild gab sich alle Mühe, klein und hilflos auszusehen. „Ich bin zu alt, um solchen Auseinandersetzungen mit dir standhalten zu können. Denke an meinen Blutdruck.“
„Zum Teufel mit deinem Blutdruck.“ Sie starrte ihn an, und ihre Augen sprühten vor Zorn. „Bilde dir bloß nicht ein, ich ließe dir das
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